Bürgermeisterwahlen in Brandenburg: Einzelbewerber setzen sich durch
29 Bürgermeisterämter wurden in Brandenburg neu vergeben. Die AfD schnitt schlechter ab als erwartet, Gewinner waren vor allem jene ohne Parteizugehörigkeit.

Der Sonntag war ein Superwahltag in den brandenburgischen Rathäusern. In 18 Städten konnten Einwohner:innen hauptamtliche Bürgermeister:innen wählen. Im ganzen Monat September fanden insgesamt 29 Bürgermeister:innenwahlen in Brandenburg statt. Die Ergebnisse zeigen: Eine „Blaue Welle“, wie von der rechtsextremen AfD angekündigt, bleibt aus. Generell setzten sich häufig Einzelbewerber:innen gegen jene durch, die für eine Partei antraten. In fünf Städten geht es in die Stichwahl.
Die Wahlergebnisse am Sonntagabend waren vielerorts deutlicher als erwartet. Sieben hauptamtliche Bürgermeister:innen wurden im ersten Wahlgang wiedergewählt – in Herzberg, Elsterwerda, Finsterwalde, Luckau, Pritzwalk, Nuthe-Urstromtal, Rheinsberg setzten sich die bisherigen Amtsinhaber:innen durch. In Nuthe-Urstromtal verteidigte der parteilose Stefan Scheddin sein Amt mit 92,9 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von 71,7 Prozent gegen Rajko Prill von der AfD. In Rheinsberg wurde Frank-Rudi Schwochow (BVB/Freie Wähler) mit 65,2 Prozent wiedergewählt.
Erstmals gewählte Bürgermeister:innen gibt es in lediglich sechs Orten – in Treuenbrietzen, Vetschau, Nauen, Teltow, Prenzlau und Friedland. So setzte sich beispielsweise Marek Wöller-Beetz mit 78,6 Prozent in Prenzlau durch und Chris Mielchen gewann mit 86 Prozent in Vetschau. Insgesamt kandidierten 27 Frauen und 84 Männer als Bürgermeisterin oder Bürgermeister. In 23 Kommunen standen laut der Landesgleichstellungsbeauftragten Uta Kletzing Frauen zur Wahl.
Kaum erfolgreiche Partei-Kandidat:innen
Die allerwenigsten Wahlgewinner:innen traten dabei für eine Partei an. Lediglich in drei Orten ist sicher, dass es zukünftig einen oder eine CDU-Bürgermeister:in gibt. In Elsterwerda tritt Anja Heinrich (CDU) mit 79,2 Prozent ihre zweite Amtszeit an, und André Freymuth konnte in Teltow mit 52,1 Prozent ein Rathaus für die CDU gewinnen. Neu-Bürgermeister Wöller-Beetz trat als Einzelbewerber an, besitzt jedoch das CDU-Parteibuch. Weder SPD- noch AfD-Kandidat:innen entschieden eine Wahl für sich, beide schafften es lediglich dreimal in eine Stichwahl. In Oranienburg und Eisenhüttenstadt treten ihre Kandidat:innen nun gegeneinander an.
Am 12. Oktober kommt es in Eisenhüttenstadt zur Stichwahl, AfD-Kandidat Maik Diepold (37,8 Prozent) tritt gegen Marko Henkel (SPD) mit 26,9 Prozent an. In Oranienburg wurde der bisherige Bürgermeister Alexander Laesicke abgewählt. In der Stichwahl stehen sich AfD-Kandidatin Anja Waschkau (28,5 Prozent) und die SPD-Kandidatin Jennifer Collin-Feeder (18,9 Prozent) gegenüber. Die Linke erreichte dort 16,3 Prozent.
Zu weiteren Stichwahlen kommt es in Bad Freienwalde, Luckenwalde und Kolkwitz. In Bad Freienwalde tritt der parteilose AfD-Kandidat Frank Vettel (35,8 Prozent) gegen CDU-Kandidatin Ulrike Heidemann (32,2 Prozent) an. Diese rettete sich mit einem Vorsprung von lediglich 0,2 Prozent – was 14 Stimmen entspricht –, vor dem parteilosen Marco Terei in die Stichwahl. Sowohl in Luckenwalde als auch Kolkwitz tritt ein SPD-Kandidat gegen einen Einzelbewerber oder eine Lokalpartei an.
Stichwahlen bis November
Anfang des Monats war bereits in Nauen und Wriezen, sowie Potsdam, Frankfurt (Oder), Henningsdorf, Velten und Glienicke/Nordbahn gewählt worden. Die Wahlergebnisse dieser vergangenen Wochen ließen schon erahnen, dass die AfD nicht so stark sein würde, wie befürchtet.
In der Landeshauptstadt mit seinen 143.000 Wahlberechtigten treten nun der parteilose Noosha Aubel (34 Prozent) und der SPD-Politiker Severin Fischer (16,9) in der Stichwahl an. In der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder) erhielt der parteilose Einzelbewerber Axel Strasser die meisten Stimmen (32,4 Prozent), gegen AfD-Kandidat Wilko Möller 30,2 Prozent geht es in die Stichwahl.
Bis in Brandenburgs Rathäuser wieder Ruhe einkehrt, wird es noch etwas dauern. Bis in den November hinein wird es Stichwahlen um die Bürgermeister:innenämter geben.
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