Bürgermeister von New York: An Zohran Mamdani scheiden sich in Indien die Geister
Indische Medien feiern den New Yorker Wahlsieg von Zohran Mamdani, der Sohn einer bekannten indischen Regisseurin ist. Aber es gibt auch Ablehnung.
So groß auf Titelseiten wie in Indien wurde Zohran Kwame Mamdani wohl nirgends sonst gefeiert. Der heute 34-Jährige wurde in Uganda als Sohn indischer Eltern geboren, die auf dem Subkontinent beide bekannt sind. Seine Mutter Mira Nair gab ihr Spielfilmdebüt mit dem Drama „Salaam Bombay!“.
Doch wegen seiner Kritik am indischen Premierminister Narendra Modi und seiner muslimischen Herkunft wird Mamdani dort unterschiedlich bewertet. Indische Medien feierten seinen Wahlsieg als neuen demokratischen Bürgermeister von New York dennoch ausgiebig, während aus Regierungskreisen rund um den Premier kaum Reaktionen kamen.
Das dürfte Mamdanis Laune nicht getrübt haben. In seiner Siegesrede zitierte er Zeilen der berühmten Rede „Begegnung mit dem Schicksal“ des ersten indischen Premierministers Jawaharlal Nehru: „Es gibt einen Moment, der in der Geschichte nur selten vorkommt, in dem wir aus dem Alten ins Neue eintreten, (…) und in dem die lange unterdrückte Seele einer Nation zum Vorschein kommt.“ Zum Abschluss ließ Mamdani den Bollywood-Hit „Dhoom Machale“ („Lasst es krachen“) einspielen – ein musikalischer Aufruf zum Aufbruch.
„Das ist wie ein Bollywood-Film im echten Leben“, kommentiert ein Unterstützer auf X. „Mit dem Verweis auf Nehru hat er es geschafft, sowohl die amerikanische als auch die indische Rechte zu verärgern“, schrieb der indische YouTuber Akash Banerjee. Zuvor hatte Mamdani in einem Werbespot einen Bollywood-Song genutzt, um seine Herkunft hervorzuheben.
„Prototyp des indischen Diaspora-Muslims“
Der Politikbeobachter Chilamkuri Raja Mohan spricht vom „meteoritenhaften Aufstieg“ von Mamdani. Seine Agenda – kostenlose Busfahrten, Mietpreisbremsen oder kostenlose Kinderbetreuung – erinnere an den „Welfarism“ der indischen Politik. Seine scharfe Kritik an Modi und seine linken Positionen spalten jedoch die indisch-amerikanische Wählerschaft – und finden auch in Indien ein geteiltes Echo.
Während sich der Populismus der „Make America Great Again“-Bewegung auf Groll stütze, setze Mamdanis Populismus auf die Hoffnung eines inklusiven Amerikas, so Mohan. Mamdani betont dabei offen seine muslimische Identität.
Doch Gegenwind bleibt nicht aus. In einem offenen Brief, unterzeichnet von mehreren indisch-amerikanischen und hinduistischen Organisationen, wird ihm vorgeworfen, „Fanatismus und Voreingenommenheit“ gegenüber Hindus zu fördern. etwa mit seiner Kritik am hindunationalistischen Premier, oder seinen Bemerkungen zu den Ausschreitungen in Gujarat 2002, bei denen mehr als 1.000 Menschen, überwiegend Muslime, getötet wurden, als Modi dort Ministerpräsident war.
Von Indiens Linken gibt es dagegen positive Worte, darunter Mahua Moitra (TMC): „Du hast nicht nur NYC gewonnen. Du hast unsere Herzen erobert“, schrieb sie auf X. Dass London und New York muslimische Bürgermeister haben, sei ein Albtraum für die Regierungspartei BJP, so Moitra.
Die kommunistische Bürgermeisterin Arya Rajendra sieht in Mamdanis Wahl ein Signal, dass linke Ideale von Gerechtigkeit und Gleichheit weiterhin inspirieren. Doch nicht alle teilen die Begeisterung: „Wenn Zohran Mamdani den Mund aufmacht, kann Pakistans PR-Team den Tag freinehmen“, wetterte der Politiker Abhishek Manu Singhvi.
Manche sehen in ihm das Stereotyp des indischen Diaspora-Muslims, der im Westen mit Kritik an Indien Aufmerksamkeit sucht. Was Mamdani jedenfalls tut: Themen anzusprechen, die in Indien unbequem sind.
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