Buddhistischer Mönch in Birma: Maulkorb für Hassprediger
Der buddhistische Klerus verbietet einem umstrittenen Mönch für ein Jahr das Predigen. Der klebt sich den Mund zu und spielt alte Predigten ab.
BERLIN taz | Der oberste Rat der Buddhisten in Birma (Myanmar) hat dem umstrittenen Mönch Ashin Wirathu am Wochenende für ein Jahr das Predigen untersagt. Ihm wird „Schüren von Unruhe“ vorgeworfen. Zuvor war dem antimuslimischen Prediger aus Mandalay, der die nationalistischen Organisationen 969 und Ma Ba Tha („Vereinigung für den Schutz von Rasse und Religion“) führt, von der Regierung des Unionsstaates Ayeyarwady dort das Predigen verboten worden.
Die Regionalregierung erwägt jetzt einem Medienbericht zufolge den im Volksmund U Wirathu genannten Mönch anzuklagen, weil er das Verbot missachtet habe. Demnach habe der 48-Jährige sich bei einem Auftritt in der Region den Mund zugeklebt und alte Predigten abgespielt. Ein entsprechendes Video habe er über soziale Netzwerke verbreitet.
Der Mönch hatte sich jüngst bei den mutmaßlichen Mördern eines prominenten muslimischen Anwalts und Regierungsberaters bedankt. Das hatte nach Meinung vieler nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun und sei eines Mönches unwürdig. Schon früher war Ashin Wirathu, den das US-Magazin Time „das Gesicht des buddhistischen Terrors“ nannte, von der einstigen Militärregierung zu 25 Jahren Haft verurteilt, später aber amnestiert worden.
Er und seine Anhänger haben mit ihrer antimuslimischen Hetze, die sich auch gegen die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi richtet, das Klima im Land vergiftet und den Diskurs verschoben. Unter der früheren Übergangsregierung von Exmilitärs setzten er und seine Anhänger ein Gesetz durch, das Nichtbuddhisten diskriminiert und Ehen zwischen Angehörigen unterschiedlichen Glaubens einschränkt.
In Birma sind 88 Prozent der Bevölkerung Buddhisten, 5 Prozent sind Muslime, 6 Prozent Christen. Als Folge der Hetze gegen Muslime, gegen die viele Buddhisten Birmas Vorbehalte haben, stellte Aung San Suu Kyis Partei bei den letzten Wahlen keinen einzigen muslimischen Kandidaten auf.
Viele sehen in Ashin Wirathu einen Handlanger des Militärs. Er schürt religiöse Konflikte und ermöglicht auf diese Weise dem Militär, sich als Bewahrer der Stabilität zu inszenieren. Die Positionierung des buddhistischen Klerus ist deshalb zu begrüßen.