Brutaler Mord im Kongo: Gelyncht, weil er Tutsi war
Der kongolesische Armeemajor Kaminzobe wurde von einer Miliz grausam umgebracht. Es lag an seiner Ethnie, sagen Banyamulenge-Tutsi.
Die Menge guckt zu, wie die Flammen züngeln. Viele Kinder sind dabei. Ein menschlicher Körper verkohlt zu Asche.
Der Tote ist ein Armeeoffizier der Demokratischen Republik Kongo. Major Joseph Rugenerwa Kaminzobe wurde in der ostkongolesischen Provinz Süd-Kivu „getötet, verbrannt und aufgegessen“, wie es ein empörter Aktivist auf Twitter schreibt.
Der dritte Vorwurf ist nicht belegt, aber der brutale Tod des Majors sorgt für Fassungslosigkeit über Kongos Grenzen hinaus. „Justice for Kaminzobe“ wird auf sozialen Netzwerken gefordert, unter #IamKaminzobe Solidarität erklärt.
Der Lynchmord ereignete sich im Kontext eines Konflikts, der Ostkongo seit Langem erschüttert und zu den Wurzeln der Kongokriege zählt. Seit den 1990er Jahren wehrt sich das Hirtenvolk der Banyamulenge-Tutsi in den „Hauts Plateaux“, dem Hochland von Itombwe und Minembwe in Süd-Kivu, gegen seine Vertreibung durch Milizen von Nachbarvölkern, die die Banyamulenge für Ruander ohne Recht auf Land im Kongo halten.
Bis heute sind Tutsi im Kongo Ziel von ethnischen Hassreden, wie das UN-Menschenrechtsbüro im Kongo im März in einem Bericht dokumentierte.
Im Hochland kämpfen die Tutsi-Selbstverteidigungsmilizen Twirwaneho („Wir schützen uns“) und Ngumino („Wir bleiben hier“) gegen Kongos Armee und Milizen der Völker der Bembe und Fuliro. Seit 2020 und 2021 mehrere Banyamulenge-Offiziere aus Kongos Armee desertierten, hat sich der Konflikt verschärft. Nach Banyamulenge-Angaben sind mittlerweile 97 Prozent ihrer Dörfer zerstört. Hunderttausende von Menschen sind auf der Flucht. Erst am Mittwoch wurden erneut 20 Tote bei Kämpfen gemeldet.
Die anderen Soldaten fuhren weiter
Das Schicksal von Major Kaminzobe beweist nun aus Sicht der Banyamulenge, dass die Armee keinen Schutz bietet. Am 9. Dezember sollte der Major mit drei Kameraden seinen schwerkranken Kommandeur aus der Kleinstadt Fizi in die Großstadt Uvira an der Grenze zu Burundi bringen. Im Dorf Lweba hielt die Bembe-Miliz Wazalendo das Fahrzeug an. Als sie den Tutsi-Offizier darin bemerkten, zerrten sie ihn heraus und schlugen ihn.
Die anderen Soldaten fuhren weiter; die Polizei im Dorf tat nichts. Die Miliz versammelte die Bevölkerung und zündete den bewusstlosen Major an.
„Er wurde getötet, weil er den Banyamulenge angehörte“, empört sich die Vereinigung Gakondo, die den Mord dokumentierte. Banyamulenge-Aktivisten sprechen von ethnischer Säuberung. Hingewiesen wird auf Aufforderungen, gemäß der Parole „Zero Covid“ ein Kongo mit „Zero Ruandern“ und „Zero Tutsi“ zu schaffen.
Banyamulenge-Politiker Müller Ruhimbika schimpft: „Die Regierung weiß, dass es Zonen gibt, die ein Munyamulenge nicht betreten kann.“ Die Bembe-Volksgruppe gehört zur Wählerbasis von Kongos Präsident Félix Tshisekedi.
Burundis Armee ist auch in der Region aktiv
Verkompliziert wird die Gemengelage durch die Nachbarschaft zu Burundi. Burundische Rebellen haben Rückzugsgebiete in Süd-Kivu, etwa die tutsidominierte RED-Tabara (Widerstand für den Rechtsstaat). Die Banyamulenge dementieren jede Allianz – aber wenn Burundis Hutu-Armee auf Rebellenjagd die Grenze überschreitet, sind auch Kongos Tutsi ihr Feind.
Mehrere Hundert Soldaten aus Burundi sollen am 19. Dezember im Kongo einmarschiert sein, berichten jetzt lokale Politiker. Am Montag meldete RED-Tabara Kämpfe gegen Burundis Armee im Hochland von Süd-Kivu. Für die Banyamulenge bleibt immer weniger Platz.
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