Brückeneinsturz in Indien: Unglück oder Sicherheitsmangel?

Über 140 Menschen sterben beim Einsturz einer Hängebrücke im indischen Bundesstaat Gujarat. Die Brücke war erst vor kurzem saniert worden.

Über einem Fluss hängt ein abgerissenes Brückenteil, am Ufer stehen viele Menschen.

Noch suchen Rettungskräfte nach Überlebenden der eingestürzten Brücke im indischen Morbi Foto: reuters

NEU DELHI/AHMEDABAD dpa/afp | Die Zahl der Toten beim Einsturz einer Hängebrücke über einem Fluss im Westen Indiens ist auf 141 gestiegen. Zwei weitere Menschen würden noch vermisst, berichtete die örtliche Nachrichtenagentur IANS unter Berufung auf die Polizei am Montag. Rund 177 Menschen seien gerettet worden, berichtete der örtliche Fernsehsender NDTV. Die Rettungsarbeiten mit Booten dauerten noch an.

Die erst vor kurzem renovierte Brücke in Morbi im Bundesstaat Gujarat war am Vortag eingestürzt, als sich eine Menschenmenge zum Lichterfest Diwali auf ihr versammelt hatte. Die örtliche Polizei leitete eine Untersuchung gegen den Bauunternehmer ein.

Nach Behördenangaben gaben Tragkabel der Brücke nach, als sich rund 500 Menschen auf oder an der Brücke befanden. Medienberichte zeigten Videos von Menschen, die sich verzweifelt an den Überresten der Brücke festhielten oder versuchten, im Dunkeln an Land zu schwimmen. Die meisten der Opfer seien ertrunken, sagte ein Vertreter der örtlichen Behörden in der Nacht zum Montag (Ortszeit) der Nachrichtenagentur AFP.

„Ich habe die Brücke vor meinen Augen einstürzen sehen“, sagte ein Mann, der die ganze Nacht bei der Rettungsaktion mitarbeitete. „Es war traumatisch, als eine Frau mir ein Foto ihrer Tochter zeigte und fragte, ob ich sie gerettet hätte. Ich konnte ihr nicht sagen, dass ihre Tochter gestorben war.“

Noch keine Freigabe nach Sanierung

Auf Bildern und Videos in sozialen Netzwerken ist zu sehen, wie viele Menschen auf die Brücke rennen. Andere Aufnahmen zeigen, wie das Bauwerk in der Mitte auseinanderzubrechen scheint und Menschen sich festklammern, um nicht ins Wasser zu stürzen. Etliche halten sich an Brückenteilen fest, andere schwimmen Richtung Ufer.

Die Ursache des Brückeneinsturz war zunächst unklar, entsprechende Untersuchungen wurden angekündet. Die aus der britischen Kolonialzeit stammende 233 Meter lange und 1,50 Meter breite Hängebrücke über den Fluss Machchhu ist ein beliebtes Touristenziel und war nach siebenmonatigen Reparaturarbeiten erst vor einigen Tagen wieder geöffnet worden. Ein örtlicher Behördenvertreter sagte NDTV, dass die Lokalbehörden die Brücke nach den Sanierungsarbeiten noch nicht geprüft und keine Wiedereröffnungsfreigabe erteilt hätten.

In Medienberichten hieß es, möglicherweise habe die Konstruktion der Last der vielen Menschen nicht standgehalten. Die örtliche Polizei habe eine Untersuchung gegen den Bauunternehmer eingeleitet, sagte Yadav weiter. Der Bundesstaat hat ein fünfköpfiges Team zur Untersuchung des Unglücks eingesetzt. Das Büro von Premierminister Narendra Modi wie auch die Regierung des betroffenen Bundesstaates Gujarat kündigten Entschädigungen für die Familien der Opfer an.

Unglücke aufgrund alter und schlecht gewarteter Infrastruktur sind häufig in Indien. Beim Einsturz einer Hochstraße kamen 2016 in Kalkutta 26 Menschen ums Leben. 2011 starben mindestens 32 Menschen im Nordosten des Landes, als ein Feiertagsgedränge eine Brücke zum Einsturz brachte.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.