Bremer Stahlwerk wird nicht umgerüstet: Grüner Stahl bleibt ein Traum
Trotz Fördermitteln will Arcelor Mittal das Bremer Stahlwerk nicht klimaneutral umrüsten. Damit steht die Zukunft des Werks in Frage.

Das Stahlwerk allein ist für rund die Hälfte der kompletten Treibhausgasemissionen des Landes Bremen verantwortlich. Nur mit einer DRI-Anlage und dem Einsatz von grünem Wasserstoff könnte die Stahlproduktion klimaneutral werden. Um die milliardenteure Umstellung zu ermöglichen, hatte die Politik große Fördersummen versprochen: 600 Millionen Euro für den Standort Bremen sollten von der Bundesregierung kommen, weitere 250 Millionen Euro wollte das Land Bremen beisteuern.
Dass es auch mit der großzügigen staatlichen Förderung kein Selbstläufer werden würde, steht schon länger fest: Obwohl ein eigenes Projektteam im Werk mehrere Jahre an den Plänen für eine Wasserstoff-Umstellung gearbeitet hatte, zeigte sich die belgische Konzernspitze seit der grundsätzlichen Förderzusage sehr zurückhaltend.
Mehrfach deutete man an, dass die Stahlproduktion mit Wasserstoff zu teuer werden würde. Nun ist die Entscheidung offiziell. Begründet wird sie mittlerweile auch mit weiteren schwierigen Rahmenbedingungen für die europäische Stahlproduktion, etwa die hohen Stahlimporte in die EU – bei gleichzeitig geringer Nachfrage.
Alternative Umrüstung wird geprüft
Der Senat in Bremen zeigte sich „enttäuscht und verärgert“ über den Rückzieher von Arcelor. „Der Konzern muss jetzt umgehend eine Perspektive für die Hütte und die Arbeitsplätze aufzeigen“, so Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD). „Ich erwarte, dass er sich zu dem Werk und der Stahlproduktion in Bremen bekennt.“
Doch dass der emissionsintensive Stahl aus Europa ohne Umstellung wettbewerbsfähig bleiben kann, ist kaum vorstellbar. Im europäischen Emissionshandel steigen die vereinbarten Preise für jede Tonne Treibhausgas kontinuierlich an. „CO2-belasteter Stahl wird sich auf Dauer nicht mehr am Markt platzieren lassen“, sagte noch im Februar 2024 Marion Müller-Achterberg, Stabsleiterin bei Arcelor Mittal Bremen.
Geprüft wird nun eine mögliche Umrüstung des Stahlwerks auf Elektrolichtbogenöfen. Die könnten helfen, zumindest einen Teil des Kohlendioxids einzusparen. Doch große Hoffnung macht Arcelor Mittal den Bremern auch für diese kleine Lösung nicht: Man plane die ersten Elektrolichtbögenöfen in „Ländern, die eine wettbewerbsfähige und planbare Stromversorgung bieten können“; Deutschland dagegen habe im internationalen Vergleich zu hohe Stromkosten.
Auswirkungen haben kann die Entscheidung auch auf den Ausbau der Wasserstoffproduktion in Norddeutschland; zuletzt waren ohnehin einige Vorhaben gestoppt worden – ein Trend, der sich ohne sichere Abnehmer ausweiten könnte.
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