Braunkohleproteste im Rheinland: „Ende Gelände“ gegen RWE
Der Energiekonzern steht im Visier einer wachsenden Anti-Kohle-Bewegung. Die will diese Woche Bagger blockieren.
Martin Weis klingt deshalb sehr zufrieden. Er ist Sprecher der Aktion „Ende Gelände!“, die am Wochenende mehrere Tausend Menschen mobilisieren will, um die Bagger im Tagebau Garzweiler II zu blockieren. Die Braunkohlekraftwerke des Konzerns hält Weis für „ein Verbrechen an der Umwelt“.
Dabei soll RWE nicht nur finanziell geschädigt werden, sondern ein öffentliches Zeichen gegen die aktuelle Klimapolitik der Europäischen Union gesetzt werden. Die will zwar bis 2030 ihren CO2-Ausstoß um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 senken, die AktivistInnen halten das aber nicht für ausreichend, um den Klimawandel einzudämmen.
Seit der gescheiterten UN-Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 haben viele KlimaschützerInnen die Hoffnung aufgegeben, dass die internationale Politik zur Lösung der Klimakrise beitragen wird. Sie machen seitdem mit immer größeren Protesten Druck. Die Planung für die Aktion läuft schon seit mehreren Monaten.
„Fit für den zivilen Ungehorsam machen“
„Ende Gelände!“ ist ein Bündnis aus Anti-Atom- und Anti-Kohle-Bewegungen, vielen Bürgerinitiativen, größeren Umweltorganisationen und anderen. Seit sechs Wochen finden in ganz Deutschland sogenannte Aktionstrainings statt, die die BlockadeteilnehmerInnen „fit für den zivilen Ungehorsam machen sollen“.
In Berlin kümmerte sich darum die Organisation „Skills for Action“. AktivistInnen konnten hier organisatorische Fragen etwa nach dem richtigen Schuhwerk klären oder rechtliche Tipps im Falle einer Verhaftung bekommen. Auch für den praktischen Teil der Blockade gaben die Trainerin und der Trainer Ratschläge. Sie betonten, wie wichtig es ist, „dass möglichst viele Leute gut auf die Aktion vorbereitet sind“.
Dazu gehört das richtige Ineinandergreifen der Hände bei einer Sitzblockade oder das „Durchfließen“ von Polizei-Hundertschaften. Den TeilnehmerInnen wurde auch deutlich gemacht, dass die Bagger von RWE auf Privatgelände des Unternehmens stehen. Sie machen sich durch die Blockade strafbar.
Laut „Ende Gelände!“ ist das Braunkohlegebiet im Rheinland die größte CO2-Quelle Europas. Der Abbau ist noch 45 Jahren genehmigt, die Braunkohle würde bis dahin 1,2 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre freisetzen. Insgesamt 14 Ortschaften sind für den Braunkohleabbau bereits geräumt worden. Der Hambacher Forst, ein 12.000 Jahre alter Wald mit einer einstigen Größe von 5.500 Hektar, wird immer weiter gerodet. Heute sind noch zirka 1.100 Hektar der Waldfläche erhalten, für deren Erhalt AktivistInnen im Rheinland seit Jahren kämpfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau