Brandkatastrophe in Los Angeles: Ist das die Klimakrise?
Mindestens zehn Menschen sind durch Waldbrände gestorben, 10.000 Gebäude zerstört. „Feuerwetter“ wird in Kalifornien durch die Erderhitzung häufiger.
Hat die Katastrophe mit dem Klimawandel zu tun? Wie stark und schnell sich ein Brand verbreitet, hängt schließlich auch vom Wetter ab. „Dass die Waldbrände in Kalifornien so heftig ausfallen, ist ein Zusammenspiel von Faktoren“, sagt Theo Keeping, Klima- und Umweltwissenschaftler am Imperial College London. „In den letzten drei Monaten hat es nur sehr wenig geregnet, was die Vegetation viel brandanfälliger gemacht hat.“
Außerdem habe die sehr niedrige Luftfeuchtigkeit Feinbrennstoffe wie Gräser und Blätter auf dem Boden besonders ausgetrocknet. Und: „Schließlich haben die extrem starken Winde dazu geführt, dass sich die Brände schneller ausbreiten und stärker brennen“, so Keeping.
Solche Perioden mit geringen Niederschlägen und niedriger Luftfeuchtigkeit werden dem Wissenschaftler zufolge im Zuge des Klimawandels immer häufiger vorkommen und sich in ihrer Ausprägung verstärken. „Der starke Wind stellt sich etwas komplizierter dar“, so Keeping, „weil er mit den sogenannten Santa-Ana-Winden zusammenhängt, bei denen ein Hochdrucksystem Luft aus dem Landesinneren der USA über Südkalifornien treibt.“
„Feuerwetter“ ist in Kalifornien viel häufiger geworden
Man sei bislang davon ausgegangen, dass dieser Effekt mit dem Klimawandel abnimmt. „Aber kürzlich haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausgefunden, dass heiße, hangabwärts gerichtete Winde, die mit Waldbränden in Verbindung stehen, anscheinend weiter vorkommen“, erklärt Keeping.
Solches „Feuerwetter“ ist in Kalifornien innerhalb der vergangenen Jahrzehnte deutlich häufiger geworden, tritt im Vergleich zu den frühen Siebzigern etwa an doppelt so vielen Tagen auf.
Ein Ende der aktuellen Brände ist nicht abzusehen, denn drei der Feuer konnten laut der Brandschutzbehörde Cal Fire bislang nur minimal oder gar nicht eingedämmt werden. Zudem gibt es Warnungen vor neuen heftigen Winden, die die Flammen anfachen könnten.
Steigende Opferzahlen zu erwarten
Die Zahl der Toten dürfte noch weiter steigen: Sheriff Robert Luna sagte bei einer Pressekonferenz, angesichts der Verwüstung erwarte er keine guten Nachrichten bezüglich der Opferzahlen. Es sehe in den betroffenen Gegenden nämlich so aus, als ob dort „eine Atombombe abgeworfen wurde“. Spezialisten mit Leichenspürhunden seien in den Gebieten unterwegs. Laut Bezirks-Feuerwehrchef Anthony Marrone gibt es auch mehrere Verletzte, eine genaue Zahl nannte er aber nicht.
Zehntausende Einwohner*innen mussten wegen der Brände ihr Zuhause verlassen. Für 180.000 galten zwingende Evakuierungs-Anordnungen, für 200.000 weitere gab es entsprechende Warnhinweise.
Nach Angaben der Behörden wurden bislang mehr als 7.500 Feuerwehrleute und Helfer zum Kampf gegen die Flammen mobilisiert, unterstützt von Löschflugzeugen und -Hubschraubern. Sie riskieren oftmals ihr Leben.
Viele der Frauen und Männer seien in 24- und sogar 48-Stunden-Schichten im Einsatz, teilte die zuständige Gewerkschaft mit. Einige der Einsatzkräfte hätten selbst ihre Häuser bei den Bränden verloren, hieß es von der Leitung der Berufsfeuerwehr. „Wir sind unterbesetzt, wir haben zu wenig Ressourcen“, beklagte Feuerwehrchefin Kristin M. Crowley laut US-Medien.
Präsident Biden kündigte nun die Entsendung von weiteren 400 Feuerwehrleuten, 30 Löschhubschraubern und 8 Militärmaschinen vom Typ C-130 an. Auch das benachbarte Kanada will Feuerwehrleute und Löschflugzeuge schicken.
Nach einer vorläufigen Schätzung des privaten US-Wetterdienstes AccuWeather, das auch die Auswirkungen von Unwettern bemisst, könnten der Gesamtschaden und die wirtschaftlichen Verluste bei 135 bis 150 Milliarden Dollar (131 bis 146 Milliarden Euro) liegen.
Es handele sich um eine der kostspieligsten Waldbrandkatastrophen in der modernen Geschichte der USA, sagte Chefmeteorologe Jonathan Porter. Das liegt auch daran, dass die Feuer unter anderem in Villen-Vierteln wüten, in denen Häuser und Fahrzeuge besonders teuer sind.
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