Boyle der Woche: „Ich werde jetzt einen Bau graben und darin leben“
Bis zur US-Wahl hat die taz den Autor T. C. Boyle jede Woche zur Lage in seinem Heimatland befragt. Jetzt heißt es Abschied nehmen.
taz: Herr Boyle, um wen machen Sie sich jetzt am meisten Sorgen?
T. C. Boyle: Um mich selbst. Donald Trump will Amerika putinisieren, und ich werde da nicht reinpassen.
taz: Was wird Trumps erste Maßnahme als 47. Präsident sein?
Boyle: Er wird die Gaza-Krise mit einem einzigen Anruf lösen und dann die Marines schicken, um Putin dabei zu helfen, die Ukraine zu versklaven.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
taz: Inwiefern wird seine zweite Amtszeit die Vereinigten Staaten verändern?
Boyle: Er wird unsere Demokratie erwürgen, verstümmeln und begraben. Auch dabei ist sein Vorbild Putins Russland.
taz: Trumps Wahlkampf war sehr düster. Was ist mit dem amerikanischen Optimismus passiert?
Boyle: Trump verkaufte Hass an die Hasser, und von ihnen gab es mehr als von uns Nichthassern.
taz: Er beleidigt Latinos. Warum haben so viele von ihnen für ihn gestimmt?
Boyle: Da müssen Sie die Latinos fragen. Vielleicht sind sie Masochisten.
taz: Was war der größte Fehler der Demokraten?
Boyle: Biden nicht früher den Haken zu geben und einen jüngeren Kandidaten wie Gavin Newsom zu finden. Der wartet jetzt auf die Wahl im Jahr 2028, eine Wahl, die möglicherweise nie stattfinden wird.
taz: Sollte die Linke jetzt auch anfangen zu lügen, um erfolgreicher zu sein?
Boyle: Die Linke steht für Ehre und Wahrheit. Sie schützt die Rechte der Frauen und die Umwelt. Im Rahmen dieser Verpflichtung gibt es keinen Raum für Lügen.
taz: Wie sollten deutsche Politiker jetzt mit Trump umgehen?
Boyle: Sie sollten auf keinen Fall seine Stiefel lecken.
taz: Welche Literatur sollten wir als Vorbereitung auf Trumps zweite Amtszeit lesen?
Boyle: Cormac McCarthys „The Road“. Alles wird zerstört sein.
taz: Werden Sie jetzt auswandern? Sie haben uns einmal gesagt, dass Ihr Fluchtort Irland wäre …
Boyle: Ich werde jetzt einen Bau in die rohe Erde graben und darin leben. Wenn ich großes Glück habe, entdecke ich neue Bücher und neue Szenarien und vertiefe mich so lange wie nötig in meine Arbeit.
taz: Hat diese Wahl irgendetwas Positives?
Boyle: Nein. Alles ist Untergang. 248 Jahre Demokratie sind zu Ende. Wir leben jetzt in den Vereinigten Staaten von Amerika, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft von Trump Enterprises, LLC.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen