Boyle der Woche: „Gut, dass Trump Diener hat“
Bis zur US-Präsidentschaftswahl befragt die taz den Autor T.C. Boyle jede Woche zur Lage in seinem Heimatland. Dieses Mal geht es um Linksradikale.
taz: Herr Boyle, sind Sie linksradikal?
T. C. Boyle: Ja.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
taz: Donald Trump will am Wahltag „linksradikalen Verrückten“ mit militärischer Gewalt begegnen. Müssen wir uns Sorgen um Sie machen?
Boyle: Kein Problem. Trump ist ein Privatmann, der darauf wartet, für die 34 Verbrechen bestraft zu werden, für die er verurteilt wurde. Was er will, ist völlig unerheblich. Darüber hinaus wird er für den Rest seines giftigen Lebens ein Privatmann bleiben. Wenn auch einer, der einen großen Teil seiner rapide schwindenden Jahre in den Gerichtssälen unseres Landes verbringen wird, um für seine mannigfaltigen Straftaten zur Verantwortung gezogen zu werden.
taz: Kamala Harris stellt Trump als Marxistin dar. Wäre das so schlimm, wenn sie eine wäre?
Boyle: Bei anderen Gelegenheiten nennt er Harris eine Faschistin, obwohl das eher auf ihn selbst zutrifft. Der arme Mann scheint in seiner geistigen Umnachtung den Unterschied nicht zu sehen. Er verbrachte die meiste Zeit dieses Jahres damit, zu behaupten, Joe Biden sei zu alt und verwirrt, um Präsident zu werden. Aber als Biden zurücktrat, blieb uns nur noch ein Kandidat, der nachweislich zu alt und verwirrt ist. Gut, dass Trump Diener hat, die ihm morgens, nachdem er sich von seiner vergoldeten Toilette erhebt, beim Anziehen seiner Socken und Unterwäsche helfen – wo wären wir sonst?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland