piwik no script img

Boykott von Coca-Cola und Pepsi in IndienSaft statt Limonade

Im Bundesstaat Tamil Nadu boykottieren Inder aus lokalpatriotischen Gründen Coca-Cola und Pepsi. Nun macht auch der Einzelhandel mit.

Bis in den kleinsten Dorfkiosk präsent: Pepsi-Werbung in Nordindien Foto: dpa

Berlin taz | Im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu verkaufen zwei große Einzelhandelsverbände keine Getränke von Coca-Cola und Pepsi mehr. Die Verbände begründen den Schritt damit, dass die Konzerne das Wasser für die Getränke aus dem Grundwasser entnehmen und dies die Wasserknappheit bei Dürren verschärfe. Zudem seien die Getränke ungesund.

Etwa eine Million Einzelhändler gehören den Verbänden an, laut dem Verband der Getränkehersteller könnte der Verkaufsboykott in dem Bundesstaat mit 78 Millionen Einwohnern die Konzerne bis zu 14 Milliarden Rupien kosten (etwa 200 Millionen Euro).

Angestoßen hat das Verkaufsverbot eine schon länger existierende Protestbewegung in Tamil Nadu, die sich an dem Verbot des örtlichen Bullenspektakels „Jallikattu“ entzündete, bei dem Teilnehmende einen Bullen bei den Hörnern packen und festhalten müssen. Das Höchste Gericht Indiens hatte die Tradition 2014 wegen Tierquälerei verboten. Drei Jahre später, im Januar dieses Jahres, begann eine große Bewegung gegen das Verbot. Hunderttausende Menschen versammelten sich täglich, bis Ende Januar die Regierung von Tamil Nadu die Tradition per Gesetz wieder legalisierte.

Die Proteste gingen jedoch schnell über die einfache Forderung nach der Legalisierung von Jallikattu hinaus. Inzwischen ist eine lokalpatriotische Bewegung entstanden, die sich von dem nichttamilischen Norden Indiens unterdrückt fühlt und örtliche Produkte fördern und stärken will. „Wir hatten die Kampagne schon vorher gestartet, aber mit den Jallikattu-Protesten haben sie an Schwung gewonnen“, sagte Tha Vellaiyan, der Chef einer der Einzelhandelsverbände, dem britischen Sender BBC. „Wir fördern indische Getränke und wollen den Verkauf von Säften unterstützen.“ Der Umweltaspekt ist ein willkommener Nebeneffekt.

Schon während der Proteste im Januar hatte unter Konsumenten ein Boykott der Limonaden von Coca-Cola und Pepsi begonnen. Indischen Medienberichten zufolge haben Supermarktbesitzer in den vergangenen Wochen aufgehört, die Getränke nachzubestellen, weil die Nachfrage stark gesunken war. Einzelhändler, die zuvor bis zu 60 Flaschen verkauften, verkauften nur noch in einstelligen Zahlen, hieß es, und vielerorts seien die Restbestände für ein Drittel des aufgedruckten Preises verscherbelt worden.

Coca-Cola und Pepsi dominieren den Getränkemarkt in Indien mit gemeinsam etwa 80 Prozent des Marktanteils und einem Umsatz von rund 2 Milliarden Euro. Die Boykottbewegung haben die Konzerne bisher nicht kommentiert.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • bevor ich mir überpepsi und Cola gedanken mache mache ich mir gedanken über die Qualität des Trinkwassers, die dürfte so schlecht sein dass man das Wasser kaum verwenden kann, es gibt in ganz ASien so gut wie keine Kläranlagen oder Wasseraufbereitung wer sichs leisten kann kauft sich das saaubere WASSER im Supermarkt, man kann also sagen, wer

  • Haben an Momentum gewonnen? Watt datt denn?

    • Lalon Sander , Autor*in des Artikels, Datenjournalist
      @Floda Nashir:

      Ist jetzt als "Schwung" eingedeutscht ;-)

  • Wie, CocaCola, Pepsi, Nestle usw. arbeiten gewinnorientiert und sind keine Menschenfreunde?

  • An der Stelle darf man noch Nestle erwähnen die in vielen Teilen der Welt das Grundwasser ausbeuten und ansässigen Menschen verkaufen. Der Effekt ist sogar selbstverstärkend da man mit einfachen Brunnen an das absinkende Wasser nicht mehr rankommt.

    Dann spielt man sich noch als Wohltäter auf. Das ist an Niederträchtigkeit kaum zu überbieten.

    • @FriedrichH:

      ne Brunnenbohren tun deutsche zB in Afghanistan, aber das