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Box-Comeback von Wladimir KlitschkoOut of the Box

Einiges deutet darauf hin, dass der 48-jährige Ex-Weltmeister Klitschko in Saudi-Arabien wieder im Boxring stehen wird. Okay, aber was will er dort?

In Scheichnähe: Wladimir Klitschko (l.) und der saudi-arabische Geschäftsmann Turki al-Sheikh (r.)

E in Gerücht: Wladimir Klitschko, der übrigens nicht der Bürgermeister von Kyjiw ist, könnte im Frühjahr wieder boxen. Zwei potenzielle Gegner werden bereits gehandelt. Austragungsort sei Riad in Saudi-Arabien, denn dort werden Summen geboten, die Ex-Boxer schwach werden lassen. Merkwürdig, dass Mike Tyson nicht in Riad war.

Wie seriös dieses Gerücht ist, weiß keiner. Im Profiboxen ist ein Kampf erst sicher, wenn die 1. Runde eingeläutet ist. Klitschko selbst sagt einerseits: „Derzeit beschäftige ich mich nicht mit meiner Rückkehr zum Boxen, sondern mit der Rückkehr von Russen in ihr Land, außerhalb der Ukraine.“ Andererseits: „Ich habe nie mit dem Training aufgehört. Wenn es also einen Kampf geben würde, wäre ich auf den Punkt bereit.“

Als Motor der Comeback-Pläne gilt Turki al-Sheikh aus Saudi-Arabien, Geschäftsmann, Chef der saudischen Sportbehörde, Berater des Königs, Besitzer des spanischen Fußballzweitligisten UD Almería und verantwortlich für das Engagement Saudi-Arabiens im Boxsport: Der Schwergewichts-WM-Kampf zwischen Tyson Fury und Oleksandr Usyk steigt ja auch in Riad. Al-Sheik träumt schon von einem weiteren angeblich historischen Kampf: „Wenn Fury akzeptiert, würde ich ihm die Chance geben, der älteste Schwergewichts-Champion aller Zeiten zu werden.“ Gemeint ist Wladimir Klitschko.

Oleksandr Usyk ist wie Klitschko Ukrainer. Beide sehen sich als Teil des Kampfes gegen die russische Aggression. Profiboxen, zumal im Schwergewicht, hat immer Symbolkraft: Muhammad Ali, Joe Louis, Jack Johnson – ihre bedeutendsten Kämpfe waren immer auch politische Parabeln, Betonung auf „bedeutend“.

Sich wegen Steuerschulden verprügeln lassen

Wenn aber ein 48-jähriger Ex-Weltmeister für einen zwei- oder dreistelligen Millionenbetrag in Riad in den Ring steigt, dann sollten wir nicht nach irgendeiner Bedeutung bezüglich des Krieges in der Ukraine suchen. Wir sollten eher an andere Comebacks denken: Joe Louis etwa ließ sich 1950 wegen Steuerschulden verprügeln. Max Schmeling kam 1947 zurück, weil er keine andere Perspektive sah. Und bei Muhammad Ali, der zuletzt 1981 kämpfte, zeigte seine Parkinsonkrankheit erste Symptome, und diverse diplomatische Missionen befriedigten ihn überhaupt nicht.

Schaut man noch in diesem Jahr auf Mike Tyson (gegen Jake Paul) und auf Regina Halmich (gegen Stefan Raab), fällt einem das Karl-Marx-Zitat aus dem „18. Brumaire“ ein, wonach sich Weltgeschichte stets zweimal ereignet: „das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce“. Eine dritte Option gibt es für Comebacker im Profiboxen nicht. Auch nicht für Wladimir Klitschko.

Sollte das Comeback tatsächlich stattfinden, es liefe wohl auf eine Tragödie hinaus. Oder, noch wahrscheinlicher, auf eine gut bezahlte Farce.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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