Boris Becker in diplomatischer Mission: Pleitier wird Botschafter
Der Tennis-Profi hat ein neues Berufsfeld entdeckt: die Diplomatie. Als Sonderbotschafter unterliege er aber nicht der Immunität, heißt es aus Bangui.
Es geht um den deutschen Ex-Tennisstar Boris Becker. Der sorgt in einem der ärmsten Länder für Wirbel. Auf Twitter hatte Becker Ende April bekannt gegeben: „Seine Exzellenz Professor Faustin Archange Touadéra hat mich gestern in Brüssel zum Sonderbotschafter für Sport, Humanitäres und Kultur in der Europäischen Union ernannt.“ Darunter ein Foto von Becker im Handschlag mit Zentralafrikas Präsident Touadéra. Beide lächeln in die Kamera.
Die Stellungnahmen aus Bangui waren zunächst widersprüchlich. Nach internen Beratungen sagt nun Regierungssprecher Kazangui klipp und klar: „Wenn er vor Gericht ein Verfahren hat, dann soll er nicht unser Land benutzen, um sich freizukaufen.“
Denn am Freitag hatten die Anwälte des Tennisstars vor einem Londoner Konkursgericht behauptet, als Diplomat könne Boris Becker nicht juristisch belangt werden, da er Immunität besitze. Er sei Botschafter eines Landes in Afrika. Diplomaten sind gegen juristische Verfolgung gefeit.
Laut Regierung lediglich ein „Good-Will-Botschafter“
„Die Entscheidung, ein Insolvenzverfahren gegen mich zu eröffnen, war ungerechtfertigt und ungerecht“, lässt Becker über seine Anwälte in einer Erklärung ausrichten, die der taz vorliegt. „Ich habe nun diplomatische Immunität zugesichert bekommen, um diese Farce zu beenden, damit ich mein Leben wieder aufbauen kann“. Die Privatbank Arbuthnot, Latham & Co hatte Becker im Juni 2017 zu einem Insolvenzverfahren geraten, nachdem er offenbar seine Schulden nicht zahlen konnte.
Zentralafrikas Regierung sieht das mit der Immunität anders. Becker sei nur „Good-Will-Botschafter“, also freiwillig, wie Schauspieler bei Wohltätigkeitsaktionen, sagt Regierungssprecher Kazangui – „denn wir sind ein Land, das selbst keine Kapazitäten hat, unseren Sport zu bewerben“. Diplomatischen Status, erläutert er, haben nur Minister, Präsidenten und akkreditierte Botschafter. Dafür hätte der Außenminister Becker eine offizielle Urkunde aushändigen müssen. Dies sei nicht geschehen.
Kazangui fürchtet um das Image seines Landes. Auf die Frage, ob Becker den Botschaftertitel gekauft haben könnte, sagt Kazangui: „Wenn er pleite ist – wie kann er sich dann diesen Status erkaufen?“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Nachhaltige Elektronik
Ein blauer Engel für die faire Maus
James Bond
Schluss mit Empfindsamkeit und Selbstzweifeln!