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Boostern mit weniger Abstand in BerlinAller guten Dinge sind drei

Noch-Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) verkündet, dass bereits nach drei Monaten geboostert werden kann. Damit prescht Berlin voran.

Aufgrund knapper Impfangebote müssen viele noch auf den dritten Pieks warten Foto: dpa/Michael Kappeler

Berlin taz | Die Frist für Booster-Impfungen wird auf drei Monate verkürzt. Die Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) teilte am Montagmorgen auf Twitter mit, dass es keinen Sinn ergebe, „boosterwillige Menschen zurückzuschicken, obwohl früheres Boostern empfohlen“ wird, und dass „jede Boosterimpfung zählt“.

Mit dieser Entscheidung positioniert sich Berlin als Vorreiterin für zügigere Auffrischungsimpfungen. Die Entscheidung begründet Kalayci mit der zunehmenden Verbreitung der Omikron-Variante. Diese gilt als sogenannte Immunflucht-Variante, was bedeutet, dass Antikörper von Geimpften und Genesenen schlechter darauf ansprechen. Eine Auffrischungsimpfung trägt dazu bei, dass der Antikörperspiegel wieder steigt.

Derzeit empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), dass der Booster im Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung erfolgen soll. Nur im Einzelfall kann eine Verkürzung auf fünf Monate erwogen werden. Kalayci rechnet allerdings mit einer zeitnahen Empfehlung der Stiko.

Laut dpa wollen Berliner Praxen auf eine Empfehlung der Stiko warten, ehe sie Booster-Impfdosen mit verkürztem Abstand verabreichen. Dies ist auch auf die ausgeschöpften Kapazitäten zurückzuführen, da Impfangebote derzeit limitiert sind. Weitere Impfoptionen ohne Terminvereinbarung können in Einrichtungen wie beispielsweise Einkaufszentren wahrgenommen werden. Die Wartezeiten werden online über ein Ampelsystem angezeigt.

Fast jede dritte Person hat den Booster hinter sich

Nach Angaben der dpa haben in Berlin bereits über 1,17 Millionen Menschen bis Montagmorgen eine Booster-Impfung erhalten, dies entspricht 32 Prozent der Bevölkerung. Für sie soll an Orten mit 2G-plus-Regeln die Testpflicht entfallen. Davon ausgenommen sind Menschen, die in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen tätig sind.

Die Inzidenz lag am Montagmorgen bei einem Wert von 316,7, womit die Hauptstadt dem bundesweiten Durchschnitt entspricht. Die Booster-Regel von drei Monaten gilt bereits seit Montag, ab Dienstag können Termine vergeben werden. Kalayci selbst scheidet ab Dienstag aus dem Amt, da ein Senatswechsel stattfindet. Der Amt der Gesundheitssenatorin wird ab dem 21. Dezember von Ulrike Gote (Bündnis 90/Die Grünen) übernommen.

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4 Kommentare

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  • Ich frage mich, wer der Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) früheres Boostern (als 6 Monate nach der letzten Impfdosis) empfohlen hat. RKI/STIKO waren es jedenfalls nicht.



    Auch so, "Kalayci rechnet allerdings mit einer zeitnahen Empfehlung der Stiko".

    Was denn nun, erwähnenswerte Empfehlung oder Spekulation?



    Politiker lernen einfach nichts dazu!

  • Folgt Frau Senator der Wissenschaft? Wem folgen dann all die anderen? RKI, Stiko, Lauterbach, Drosten? Geben die jetzt notgedrungen, bis es zu einer einheitlichen Einschätzung kommt, die Krähen? Was sagt das neue Beratergremium dazu? Nichts, natürlich.



    Ich finde, da geschieht gerade etwas Unerträgliches. Just während die Sorge vor Omicron ansteigt, das RKI das Ansteckungsrisiko für doppelt(!) Geimpfte neu auf sehr hoch einstuft, macht wie gehabt jeder Duodezfürst was er lustig ist.



    Und nun? Ab nach Berlin. Impfzentren stürmen?

  • Offenbar hat Lauterbach heute auch Off-Label-Impfungen unter Bundeshaftung gestellt. Damit gehen Ärzt*innen, die die STIKO-Schwurbeleien von Anno Alpha[*] ignorieren, kein persönliches Risiko mehr ein.

    Gut (wenns stimmt).

    [*] Die Biontech-Doppelimpfung schützt nach 6 Monaten gegen Omikron ungefähr so gut wie ein Papiertaschentuch vorm Gesicht. 2mal Moderna schützt bei geringer Virendosis hingegen zwar nicht mehr gut vor Ansteckung und Folgeschäden, aber immer noch ganz ansehnlich vor schwerer Erkrankung - aber wer in Deutschland hat schon 2mal Moderna bekommen?

    • @Ajuga:

      Wie könnte man im realen Leben, wenn man Schwurbeleien ignoriert, ein persönliches Risiko eingehen?