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Boom dank FinanzkriseIm Goldrausch

Jahrzehntelang interessierte sich kaum jemand für Gold. Mit der Finanzkrise von 2007 begann der zweite Goldrausch in diesem Jahrtausend.

Der Goldrausch könnte schnell wieder beendet sein. Bild: ap

Ein neuerlicher Spekulationsschub hat den Preis für die Feinunze Gold nicht nur wieder über die Schwelle von 1.000, sondern gleich auch noch über die Marke von 1.100 Dollar gejagt. Treibende Kräfte bei diesem Goldrausch sind ausgerechnet Notenbanken.

Jahrzehntelang interessierte sich kaum jemand für Gold, die Währung der Angst, nachdem die USA im August 1971 die USA die Einlösbarkeit des Dollars in Gold beendet hatten. Es war das Aus für die festen Wechselkurse des Bretton-Woods-Systems und das Ende der klassischen Goldwährung.

Interessant wurde Gold erst wieder in diesem Jahrtausend. Ausgelöst durch die Irakkrise und den Börsencrash stieg der Goldpreis im Jahr 2003 von rund 300 auf zunächst über 550 US-Dollar. Triebkraft war der ungebrochene Mythos von der krisensicheren Geldanlage und – wie bei allen anderen Spekulationsblasen – die globale Überschussliquidität. "Nach unseren Berechnungen", so die Deutsche Bank heute, "schwimmt die Welt schon seit vielen Jahren im Geld." Durch die Bankenrettungsprogramme wurde seither noch viel mehr Geld in die Finanzmärkte gepumpt.

Mit der Finanzkrise von 2007 begann der zweite Goldrausch in diesem Jahrtausend. Doch diesmal sind die Europäischen Zentralbank, die US-amerikanische Fed und weitere Notenbanken dabei. Noch um die Jahrtausendwende hatten sie durch Verkäufe den Goldpreis gedrückt.

Insbesondere Währungshüter aus Schwellenländern, die über erhebliche, überwiegend auf Dollar lautende Devisenreserven verfügen, suchen aber nun nach alternativen Anlagen. So hat Indien für mehr als eine halbe Milliarde Dollar 200 Tonnen Gold vom Internationalen Währungsfonds gekauft. Der Dollar könnte durch diese Entwicklung dauerhaft als Leitwährung verlieren.

Pessimisten wie der Publizist und frühere Investmentbanker Roland Leuschel sehen in dem Goldrausch ein Zeichen für den kommenden Zusammenbruch des Weltwährungssystems. Gelassener sieht Norman Rudschuck von der NordLB die Lage: "Wir gehen davon aus, dass sich die Marktteilnehmer von dem Rausch erholen." Das hieße, der Kurs fällt wieder unter 1.000 Dollar.

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2 Kommentare

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  • CK
    Christian Kulkies

    In den 80er Jahren, kostete die Unze 850 Dollar (heute 1150).Das war vor 30 Jahren inflationsbereinigt müßten wir also 100% drauflegen, sprich erst bei 1700 Dollar haben wir den Höchststand von Gold wirklich erreicht!

     

    Bedenkt man, dass die Krise damals "unbedeutend" war, wenn man sie mit dem heutigen Marktumfeld vergleicht, kann man gut und gerne nochmal 100% drauflegen.

     

    Doch Irgendwann werden wir die Inflation als gut gedüngte Pflanze erkennen, die über den viel zu kleinen Topf hinauswächst und den Weg zur Erde findet. Der Gärtner ist natürlich die Notenbank.

     

    Gold wird dann zum Gipfelstürmer und Silber zum neuen Reinhold Messner.

     

    Ruhige Zeiten

    Euer Chris :-)

     

    Anmerkung: Silber kostete in den 80er Jahren 60 Doller pro Unze, liegt derzeit bei 18 Dollar und hat inflationbereinigt einen Nachholbedarf um gute 600%, bis es neue Rekorde brechen kann.

  • T
    Tbx

    Warum es für Gold und den US-Dollar aufwärts geht…

    ...Es gibt verschiedene Szenarien, die für sinkende oder fallende Kurse sprechen. In meinem Basisszenario, dem eine Wirtschaftskrise zugrunde gelegt ist, geht es sowohl für Gold als auch für den US-Dollar gleichzeitig aufwärts. Die Schwergewichte in Washington und Beijing haben bereits einiges getan, um psychologisch positiv auf das Thema Gold einzuwirken. Und so lange die Wirtschaft strauchelt, sind auf dieser Grundlage weiter grüne Vorzeichen angesagt.

     

    Sollte es zu einem weiteren Crash kommen, dann dürfte sich ein gleichzeitiger Anstieg beim US-Dollar und Goldpreis ergeben, denn hier dürften viele Anleger ihren letzten verzweifelten Versuch starten einen sicheren Hafen zu finden. Zudem würde ein sinkender US-Dollar eine Erholung der weltweiten Wirtschaft behindern. Die Zentralbanker dieser Welt, egal was sie vom US-Dollar halten, haben also gute Gründe dem US-Dollar nicht im Wege zu stehen. Wenn Sie mich fragen: Es fühlt sich an, als ob es irgendwo brodelt. Entweder kann Mr. Market den Optimismus bezüglich einer Wirtschaftserholung noch steigern und bis in den Irrsinn treiben oder wir bemerken irgendwann, dass wir die sprichwörtliche Klippe bereits überschritten haben.

     

     

    http://blog.taipan-online.de/688/2009/warum-es-fur-gold-und-den-us-dollar-aufwarts-geht/

     

    Grüße