■ Bonn apart: Sammelwut im Himmel
Werfen wir einen kleinen Blick voraus. Günther Beckstein und Jürgen Rüttgers kommen also im Himmel an. „Na“, fragt der liebe Gott, „was macht ihr beide denn hier?“ „Ja, aber...“ stammelt Rüttgers, sind wir denn nicht richtig hier, hier ist doch der Himmel, oder?“
„Na und?“ fragt der liebe Gott. „Ja, aber“, fällt Beckstein schwitzend ein, „wir sind doch von der Union, der Jürgen von der CDU und ich von der CSU, da müssen wir doch jetzt im Himmel sein.“ „Und ihr glaubt, der ist gut genug für euch?“ fragt der liebe Gott, der es liebt, sich mit fiesen Scherzen die Zeit zu vertreiben. „Kann ich denn hier endlich Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen werden?“ fragt Rüttgers. Und Beckstein will wissen: „Gibt es hier auch Weißbier und deutsche Frauen?“ „Womit habt ihr es euch denn verdient, hier zu sein?“ fragt der liebe Gott. „Ich“, sagt Beckstein, „habe Ortsschilder in türkischer Sprache verhindert.“ „Ja, wie denn das?“ fragt der liebe Gott. „Wir haben doch diese Unterschriftenaktion gegen die doppelte Staatsbürgerschaft gemacht, und damit die Leute begreifen, wie wichtig das für die Integration von Ausländern ist, habe ich sie davor gewarnt, daß andernfalls unser Land mit türkischen Ortsschildern überzogen wird, und dadurch haben wir die Hessen- Wahl gewonnen.
„Und wie war es bei dir, Jürgen?“ fragt der liebe Gott. „Das dürfte Ihnen gefallen“, sagt Rüttgers. „Ich habe geschafft, die Vielweiberei in Deutschland zu verhindern.“ „Ja, wie denn das, zum Teufel, oh, entschuldigt bitte.“ „Ich habe davor gewarnt, daß die doppelte Staatsbürgerschaft die Vielweiberei fördert, weil Muslime mehrere Frauen haben können und daß sie, wenn sie Deutsche werden, dann Deutsche sind, die viele Frauen haben, und dann wollen die deutschen Männer aus Gerechtigkeitsgründen auch viele Frauen haben, und außerdem würden uns die Muslime zu viele Frauen wegnehmen, und wir anständigen Deutschen müßten aussterben, und dann wären bald sogar auch die Straßenschilder türkisch. „O weh“, seufzt der liebe Gott. „Da haben sie recht“, sagt Rüttgers anerkennend.
Beckstein holt einen Zettel hervor: „Wollen sie nicht auch unterschreiben?“ Markus Franz
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