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Börsenkrise"Wir brauchen einen Finanz-TÜV"

Für den Finanzexperten der Linken, Axel Troost, ist die Politik mitverantwortlich für die derzeitige Börsenkrise.

Sieht eine Mitschuld der Politik an der Börsenkrise: finanzpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Die Linke, Axel Troost. Bild: dpa

taz: Herr Troost, wir erleben zurzeit eine drastische Krise an den Weltbörsen. Wie erklären Sie sich das?

Axel Troost: Das Neue an der Krise ist, dass es diesmal einen völligen Vertrauensbruch innerhalb des Bankensystems gibt, und inzwischen auch zwischen Banken und Anlegern. Banken, die darauf angewiesen sind, sich immer wieder kurzfristig Liquidität auf dem Geldmarkt zu beschaffen, bekommen darum große Probleme, ihr Geschäft zu refinanzieren.

Welche Rolle spielen denn die Hedge-Fonds?

In diesem Fall waren es eher die sogenannten Zweckgesellschaften, über die die Probleme nach Europa gekommen sind. In denen machen die Banken Geschäfte außerhalb ihrer Bilanz und haben da viele Milliarden an verbrieften Kreditforderungen aufgebaut.

Welche wirtschaftlichen Folgen hat das?

Es ist jetzt schon spürbar, dass die Geschäftsbanken die Kreditvergabe an Unternehmen zurückfahren oder komplizierter machen. Das hat natürlich dort Konsequenzen, wo Investitionen über Kredite finanziert werden müssen. Da müssen die öffentlich-rechtlichen Banken wie die KfW, aber auch die Landesbanken verstärkt in solche Lücken reingehen.

Hat die Politik eine Mitverantwortung für die derzeitigen Probleme?

Ja. Die Politik trägt eine Mitverantwortung, weil vieles von dem, was sich da jetzt abspielt, absehbar war. Es war ja schließlich überall zu lesen, dass das gesamte Wirtschaftswachstum der USA ausschließlich auf Pump stattfand und dass es eine riesige, nur unsauber finanzierte Immobilienblase gab. Insofern war klar, dass es irgendwann knallt.

Und wo liegt der Fehler?

Was von allen völlig unterschätzt wurde - auch von uns -, ist die Frage der Kreditverbriefung. Dass auch bundesdeutsche Banken wie die SachsenLB diese Kredite aufgekauft und da ein riesiges Spekulationsimperium aufgebaut haben, haben alle übersehen - die Bankenaufsicht, und auch die Wirtschaftsprüfer der Banken. Daraus müssen politisch dringend Konsequenzen gezogen werden.

Wie kann man solche Krisen zukünftig vermeiden?

Wir brauchen mehr Regulierung. Wichtig ist, dass man diese Zweckgesellschaften nicht mehr zulässt. Die sollten in die Bankenbilanz rein und mit Eigenkapital der Banken unterlegt werden - das gilt übrigens auch für Kredite an Hedge-Fonds. So kann man diese gefährlichen Geschäfte austrocknen, weil sie sich dann nicht mehr rentieren. Außerdem brauchen wir europaweit eine neue unparteiische Rating-Agentur. Es kann nicht sein, dass die ihre Bewertungen im Auftrag und auf Rechnung derjenigen abliefern, die ihre Finanzprodukte verkaufen wollen. Und da wir ständig mit neuen Finanzprodukten und Derivaten überrannt werden, bräuchten wir einen Finanz-TÜV, der deren Wirkung erst mal überprüft.

INTERVIEW: LARS GAEDE

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1 Kommentar

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  • T
    Thomas

    Haben wir nicht das BAFin? Produziert das etwa nur beschriebenes Papier? Man hat das Gefühl, dass die Regulierung im deutschen Bankenwesen nur dafür sorgt, dass kleine Betriebe wegen des unmässigen Papierkriegs kein Geld mehr von den Banken kriegen, aber die grossen Deals vollkommen unkontrolliert schief gehen. Herr Abgeordneter, kümmern Sie sich darum!