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Böllerverbot in der AltstadtSilvester soll es dunkel bleiben

Ein bundesweites Gesetz verbietet das Zünden von Feuerwerkskörpern in der Nähe von Fachwerkshäusern. Für historische Altstädte bedeutet das praktisch ein Feuerwerksverbot.

Finger weg von bunten Funken! Zumindest in Fachwerk-Nähe. Bild: dpa

BERLIN taz/afp | Für Feuerwerksfans könnte diesmal das Ende des Jahres besonders teuer werden. Das Bundesgesetzgeber hat nämlich zum 1. Oktober 2009 das Sprengstoffgesetz geändert. Demnach ist „das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen sowie Reet- und Fachwerkhäusern verboten.“

Ein Feuerwerksverbot unter anderem in der Nähe von Krankenhäusern und Altenheimen gab es auch früher schon. Neu ist, dass dies jetzt auch für Reet- und Fachwerkhäuser gilt. Verstöße dagegen können mit einem empfindlichen Bußgeld bestraft werden. Das neue Gesetz gilt bereits zum Jahreswechsel 2009/2010. Für einige historische Städte bedeutet dieser Paragraph de facto ein Verbot für Feuerwerkskörper aller Art. Ein Problem ist nur, dass dieses Verbot in der Öffentlichkeit bisher nur wenig bekannt ist. Auch wissen oftmals Polizei und Ordnungsämter nichts von dem Verbot.

Die Änderung des Sprengstoffgesetzes geht auf eine Initiative des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer zurück, berichtet die Stuttgarter Zeitung. Nachdem letztes Jahr in der Silvesternacht ein Haus in Tübingen in Flammen aufging, hatte der grüne Oberbürgermeister ein Verbot für Feuerwerkskörper angekündigt. Andere Städte zogen mit – herausgekommen sind bundesweite Regelungen.

Obwohl die Silvesternacht kurz bevor steht, haben bisher nur wenige Städte auf die Verbote reagiert. Vorreiter ist hier wieder Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. Mit Verbotsschildern, Öffentlichkeitsarbeit und einen Appell an die Bürger, darauf zu achten, dass der Nachbar nicht zündelt, hofft Palmer, dass der Himmel über Tübingen dunkel bleibt. Auch massive Kontrollen und Geldbußen wurden angekündigt.

Das Ordnungsamt Esslingen hat vor wenigen Tagen noch schnell einen Stadtplan veröffentlicht, in dem ersichtlich ist, wo überall in der mittelalterlichen Altstadt historische Bauten stehen. Zu den Fachwerkhäusern muss ein Sicherheitsabstand eingehalten werden. Der notwendige Abstand ist von der Art des Feuerwerkskörpers abhängig. Auch in Esslingen wird betont, dass „Verstöße gegen das Abbrennverbot mit einer Geldbuße belegt werden können“.

Im niedersächsischen Hannoversch Münden wird dagegen ein konkreter Sicherheitsabstand genannt. Dort ist im Umkreis von 200 Metern um Fachwerkhäusern das Anzünden von Feuerwerkskörpern verboten. In anderen Städten, wie etwa dem niedersächsischen Goslar bleibt die Innenstadt sogar ganz dunkel. Dort wird zwar auch gefeiert, aber ohne Knallerei und bunten Sterne am Himmel. Das ist in der Weltkulturerbestadt verboten.

Fraglich ist, ob eine Kontrolle des Feuerwerksverbots überhaupt möglich ist. Der Esslinger Polizeisprecher Fritz Mehl ist skeptisch, wie die zusätzliche Aufgabe gelöst werden soll: "An Silvester sind wir ohnehin mit Mann und Maus im Einsatz.

Ähnlich äußert sich Jens Lauer von der Landespolizeidirektion Stuttgart: "Wir können nicht vor jedes Fachwerkhaus einen Polizisten stellen." Allenfalls belehrende Gespräche könne er sich vorstellen - "wenn was auffällt".

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12 Kommentare

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  • U
    Ulf

    Es sollte so wie in Frankreich gehalten werden:

    Generelles Verbot für so ein Schwachsinn!

    Denn: Tiere und Umwelt leiden darunter sehr!

  • P
    Pæter

    lasst doch den menschen den spass dran,

    grade in wirtschaftlich schwierigen zeiten ist das feiern sehr gut zum vergessen da.

    in historischen städten/bei fachwerkhäusern/reetdachhäusern kann ich das verstehen, aber komplett aus den städten raus? nein danke ihr spassbremsen

  • H
    h.yurén

    wenn zu recht gefragt wird, warum dieser gefährliche zirkus eigentlich jedes jahr sein muss, liegen etliche motive auf der hand: arbeitsplätze!! (so wichtig wie bei tabak, spirituosen, waffen etc.), kindische freude am lärm und am feuer, frustabbau durch böllern in tiefster nacht etliche tage vor und nach dem kalenderwechsel, anderen einen oder auch mehr streiche spielen, die etwas erwachsener sein sollen als klingelmäuschen ...

    kurz: dummejungensachen.

    wer schon mal angefangen hat, an die nachbarschaft und überhaupt die umwelt zu denken, kann sich an diesem brauch nicht beteiligen. nur weil es andere vorgemacht haben, aus tradition also, kann ein halbwegs erwachsener mensch das kriegsähnliche toben und betäuben nicht mitmachen. die verschärften verbote waren längst überfällig. mit seinem taschengeld soll jede/r machen dürfen, was sie/er will, falls sie anderen dadurch nicht unentschuldbar auf die nerven gehen.

    in abwandlung eines nicht sehr einfühlsamen satzes meines grundschullehrers empfehle ich:

    alle knallbegeisterten in eine riesige halle zum ballern sperren, bis sie freiwillig fliehen vor dem krach und gestank.

  • KK
    Klaus Konold

    Für ein Verbot sprechen mehr Argumente als dagegen:

    Brandgefahr, Unfälle durch Missbrauch, klar;

    Lärmstress für Menschen und Tiere, schon ab dem ersten Verkaufstag wird geballert bis zum x-ten Januar, vom Gestank ganz zu schweigen;

    Müllberge auf den Straßen, die die Verursacher in der Regel nicht wegräumen;

    durch Raketenstecken verstopfte Dachrinnen und Regenfallrohre (meine Dachrinne liegt 7m über dem Boden).

    Alle Böllermänner raus aufs freie Feld, damit die Gleichgesinnten unter sich sind!

  • A
    Amos

    Das Feuerwerk ist ja eigentlich ein Zeremoniell um die bösen Geister zu vertreiben. Aber damit vertreibt man keinen einzigen Neoliberalisten.

    Das Geld für dieses Procedere sollte an mildtätige Institutionen gespendet werden. Da hätten viele was

    davon.

  • D
    dedalus_47

    nur eine kleinigkeit, aber hann. münden gehört zum landkreis göttingen und liegt in niedersachsen.

     

     

    (ja , dass ist korrekt // für die Hann. MündenerInnen ist es sicherlich keine Kleinigkeit, wir haben es deshalb umgehend geändert // danke für den Hinweis. // Die Red./WLF )

  • M
    manni

    Wieso müssen überhaupt jedes Jahr mehrere hundert Millionen Euro verbrannt und gen Himmel geschickt werden?

    Es gibt so viele schöne Silvesterbräuche auf der Welt....

  • L
    liar

    @handelsüblicher Horst:

    > Stell nächstens vor dem Schreiben mal das

    > Gehirn an, das hilft meist.

     

    Bitte das nächste mal Umgangsformen und Respektvolles Diskutieren üben und erst dann über die Meinung anderer streiten. Das hilft meist.

    Aber anderen Ignoranz vorwerfen...

  • K
    Karnevalist

    Die Feinstaubbelastung übersteigt an Silvester sämtliche Grenzwerte, Tiere und nicht nur alte Menschen werden schon Tage vorher von der Knallerei belästigt bzw. aufgeschreckt. Da frage ich mich was der Unsinn eigentlich soll und woher das viele Geld für das Spektakel kommt, wo die Bevölkerung doch zunehmend verarmt...

  • M
    Maria

    Ich wohne in einer historischen Stadt (ok nur in einem der umliegenden Dörfer) ABER mich würde mal interessieren was unser Bürgermeister zu den Einbußen sagen würde wenn "Burg in Flammen" nicht mehr stattfinden darf und wie Nahe ist "In der Nähe von"...

  • HH
    handelsüblicher Horst

    @Martin

    Dein Statment zeugt von Ignoranz. Einerseits ist nicht "einmal" was passiert, es passiert eher jährlich (und ich weiß wovon ich rede, schließlich ist mir meine Berliner Wohnung vor ein paar Jahren während meiner Abwesenheit abgefackelt) andererseits kommt der Vergleich mit den Kerzen auch nicht hin, denn da kann jeder selbst Verantwortung übernehmen, eine Silvesterrakete ist- wenn einmal gezündet - nicht mehr kontrollierbar.

    Stell nächstens vor dem Schreiben mal das Gehirn an, das hilft meist.

  • M
    Martin

    Weil einmal was passiert ist ... Dieses Verbot ist genauso dumm als würde man in Mehrfamilienhäusern Kerzen oder Rauchen verbieten, weil dadurch bei Wohnungsbränden immer wieder Menschen sterben.