Böllerverbot an Silvester: Nur eine Frage der Zeit
Ein Verbot von Feuerwerkskörpern in der Silvesternacht kommt. 60 Prozent der Bevölkerung sind immerhin dafür – den Rest klärt der Feinstaub.
P eng, bumm, krach, ziiiisch: So euphorisch sich die einen jedes Jahr von Neuem aufs Böllern in der Silvesternacht (und vielleicht auch den paar Tagen davor) freuen, so engagiert gehen die GegnerInnen des Spektakels immer wieder dagegen vor. Die Debatte mag viele ermüden, aber sie ist keineswegs überflüssig, denn sie bewirkt einen leisen, aber dennoch unüberhörbaren Wandel in der Bevölkerung.
Die Gruppe derer, die sich gegen individuelles Zünden von Krachern und Raketen wenden, wächst stetig. Und sie bildet inzwischen die Mehrheit: Laut einer aktuellen Umfrage sind fast 60 Prozent der BundesbürgerInnen für ein Verbot. Und so dürfen all jene, die sich am 31. Dezember ab acht mit ihrer Katze hinterm Sofa verkriechen, mit jedem Böller ein bisschen freuen: Es ist einer der letzten – mittelfristig gesehen.
Lange wurden vor allem die Verletzungsgefahr als Argument gegen Raketen und Böller aufgeführt sowie die davon ausgelösten zahlreichen unnötigen Wohnungsbrände. Mit der verstärkten Aufmerksamkeit für Schadstoffe vor allem in den Städten gewinnt auch die massiv erhöhte Feinstaubbelastung an Neujahr an Bedeutung: Wer sich gegen Dieselstinker vor der Haustür wehrt, sollte von Kanonenduft nicht schweigen.
Böllern gehört letztlich wie Rauchen und mit Verbrennungsmotor fahren zu überkommenen Kulturpraktiken des 20. Jahrhunderts. Wer heute als Nichtraucher einen Abend in einer Raucherkneipe verbringt, fragt sich, wie mensch diese Unerträglichkeit jahrzehntelang ausgehalten, ja als normal betrachtet hat. So wird es mit dem Gestank und dem Dreck der Silvesterknallerei auch sein. Der Hebel dazu ist die deutliche Einschränkung des Verkaufs der Knallkörper und deren Kosten durch die Bundespolitik – so wie auch Kippen heute teurer und restriktiver angeboten werden als noch 1980. Jene, die lauthals meinen, mit dem Böllern werde die Freiheit des Individuums verteidigt, führen nur noch Rückzugsgefechte.
Das alles mag ein bisschen optimistisch klingen. Aber gerade zu Beginn eines neuen Jahrzehnts ist Optimismus nicht nur erlaubt, sondern vonnöten.
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