piwik no script img

Blühender Schrott

Ein kleiner Ort in Schweden, nahe der norwegischen Grenze. Irgendwann Mitte der Fünfzigerjahre hat Lars Ivansson hier mit dem Sammeln gebrauchter Autos angefangen, um sie Gewinn bringend nach Norwegen zu verkaufen. Die Nachfrage war groß, denn Fahrzeuge wurden damals nur nach eingehender Bedarfsprüfung vom Staat vergeben – und das konnte schon mal ein bis zwei Jahre dauern. So entwickelte sich zwischen ein paar Tannen und stillen Seen ein reger Handel mit gebrauchten Fahrzeugen.

Herr Ivansson fuhr mit seinen Freunden quer durch Schweden, um immer mehr Nachschub an Gebrauchtfahrzeugen heranzuschaffen. Erst sortierte er sie ordentlich nach Marken und später, als kein Norweger mehr auf eine staatliche Zuteilung warten musste, fing er an, sie zu stapeln und Ersatzteile zu verkaufen. Er baute Opelstraßen, Käferhaufen und ganze Burgen aus Saabs und Volvos.

Bald gab es im Umkreis von mehreren hundert Metern keinen Platz mehr, den Herr Ivansson nicht mit rostigem Metall und müde blinkendem Chrom, mit Motoren und Sitzbänken, Autoreifen, Türen, Hauben und ganzen Autos zugestapelt hatte. Aber das stört hier in Schweden kaum jemanden. Die nächsten Nachbarn wohnen weit entfernt, und Platz gibt es ja genug. Wahrscheinlich hat sich Herr Ivansson irgendwann einmal selbst gewundert, was er da wohl angestellt hatte, denn für seine rostigen Gebrauchtteile hatte mittlerweile kaum noch jemand Verwendung. Seine Fahrzeuge verschwanden nach und nach im nachwachsenden Wald. Den staunenden Besuchern seines Freilichtschrottmuseums erklärt Herr Ivansson lächelnd, die Autos seien seine besten Freunde, denn die können wenigstens nicht davonlaufen.

Für unser auto.mono.mag fotografierte Thomas Redekop die prachtvoll blühenden Schätze des Herrn Ivansson. Redekop arbeitet als freier Journalist und ist Mitinhaber einer Firma zum Schreiben und Überprüfen von Arbeitszeugnissen. Das gesamte Ergebnis seiner aufregenden Altmetallsafari präsentiert er unter www.schrottplatz.net.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen