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Blonde Roma-KinderSchema King Kong

In Griechenland sollen Roma ein blondes Mädchen entführt haben. In Irland gibt es einen ähnlichen Fall. Wer hier nach Mustern sucht, wird woanders fündig.

Mutter und Kind in Nikolaevo, Bulgarien. Bild: dpa

Geschichten von kinderraubenden Zigeunern kursieren seit Jahrhunderten „Mehrere Schriftsteller“, schrieb Heinrich Grellmann, „reden von Menschenraub der Zigeuner und beschuldigen sie, dass sie besonders Kindern nachstellen.“

Glauben mochte der deutsche Aufklärer die beliebte Story schon anno 1783 nicht mehr. „Die Wahrheit jener Beschuldigung“, meinte er, werde schon „durch den Umstand äußerst verdächtig, dass lange zuvor, ehe noch ein Zigeuner europäischen Boden betreten hatte, die Juden damit verschrien wurden.“

Ob Zigeuner wirklich Kinder stehlen, konnte der Kulturhistoriker Grellmann nicht recherchieren. Er verfügte aber über genügend aufgeklärte Skepsis, um die Rede vom Kinderraub einem Plausibilitätstest zu unterwerfen. Wenn ein altes Märchen von den Juden nach seiner Entmystifizierung so mir nichts, dir nichts auf eine andere Gruppe übertragen wurde, konnte etwas nicht stimmen.

230 Jahre später schaffte es die Geschichte von der blonden kleinen Maria in einer griechischen Roma-Siedlung zur elektrisierenden Top-Meldung – ganz ohne Plausibilitätstest.

Skinheads auf der Suche nach dem blonden Kind

Binnen Tagen entdeckte die Polizei ein zweites blondes Mädchen im Kreise der dunklen Gestalten, diesmal in Irland. In Serbien waren es nicht Polizisten, sondern Skinheads, die sich auf die Suche nach kleinen weißen Frauen in den Händen eines King Kong machten.

Eine Gruppe in Novi Sad versuchte, einem Roma-Vater seinen allzu hellhäutigen zweijährigen Sohn abzunehmen. Dass ein Angehöriger der Roma-Volksgruppe auf dem Balkan ein blondes Kind stiehlt, lässt sich nicht ausschließen; möglich ist schließlich alles unter der Sonne. Dass es aber „viele Marias“ gibt, wie man in der Bild lesen konnte, ist ausgeschlossen.

Der Autor

arbeitet seit Anfang der 1990er Jahre als freier Korrespondent für Südosteuropa. Er veröffentlichte 2012 „Arme Roma, böse Zigeuner“ bei Ch. Links.

Die Eltern der in Portugal verschwundenen Madeleine McCann, erfuhr man, schöpften nach der Nachricht von der kleinen Maria gleich wieder Hoffnung. Das Detail hätte uns daran erinnern können, dass mittel- und westeuropäische Kinder nicht einfach so verschwinden. Gäbe es irgendwo einen Ring von kinderraubenden Roma, so wäre wenigstens die Geschichte der Opfer bekannt.

Der „schwarze Mann“ kommt

Weder die irische noch die griechische Geschichte bietet nur einen Schatten eines Motivs. Ein Muster von tatsächlichem Kinderraub durch Roma gibt es nicht. Ein solches Schema ist nicht dokumentiert, auch nicht historisch. Was es aber gibt, ist ein Muster von Geschichten. Dass demnächst der „schwarze Mann“ kommt und einen mitnimmt, ist fester Bestandteil der Gruselpädagogik nicht nur auf dem Balkan.

Ein Muster, und das nicht nur unter Roma, sind in Armen- und Elendsvierteln auf dem Balkan allerdings informelle Pflegeverhältnisse. Mütter, die nach Westen ziehen, lassen ihre Kinder nicht selten bei Verwandten oder Bekannten. Dass „die Papiere nicht in Ordnung“ sind, wie im griechischen und im irischen Fall, ist in solchen Quartieren eher die Regel und begründet noch keinen Verdacht.

Zum Amt geht man, wenn man etwas will, nicht um einer ominösen guten Ordnung willen, an die in diesen Vierteln niemand glaubt.

Muster gesucht, Polizei gefunden

Blonde Haare und blaue Augen sind unter Roma auf dem Balkan keine Seltenheit. Eine bevölkerungsgenetische Untersuchung der Forscherin Luba Kalydijewa an einer Roma-Population in Bulgarien hat ergeben, dass rund die Hälfte ihrer Vorfahren sich vom Erbgut her von der übrigen bulgarischen Bevölkerung nicht unterscheidet.

Wenn man nach Mustern sucht, wird man eher bei der griechischen und der irischen Polizei fündig als bei den Roma. Bei einer vergleichenden Untersuchung der Europäischen Union in allen Mitgliedsstaaten gaben 56 Prozent der befragten Roma in Griechenland an, innerhalb des letzten Jahres von der Polizei kontrolliert worden zu sein. Das sind die höchsten Werte für irgendeine Minderheitengruppe in der gesamten Union. An zweiter Stelle folgen Afrikaner in Irland.

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62 Kommentare

 / 
  • P
    pittiplatsch

    Mir fällt bei dieser berichterstattung wiedereinmal etwas auf, egal ob panorama, taz uns andere linke medien. probleme gibt es im bereich ausländer, integration, zigeuner und minderheiten eigentlich keine, nein eigentlich sind diese dinge ein segen für die mehrheiten bzw. restlichen bevölkerungsschichten. man wird normalerweise, als ernsthafte meinung, nie etwas negatives, zweifelndes oder kritisches über diese themen lesen. falls es sich doch nicht verschweigen oder leugnen lässt, ....schweigen...kurze meldung...und einige tage gegenschlag mit dem tenor...schuld sind andere, das sind die armen und benachteiligten, sie mussten so reagieren, inclusive fragwürdiger beispiele. auf der anderen politischen seite hingegen sofort vorveruteilungen, häme und anprangern. hallo, taz...seriöser journalismus sieht anders aus. zigeuner sind nun mal per se kein segen für die restliche menschheit, sondern meist ein problem. daran sind sie sehr oft selber schuld. das die taz das nicht schreibt, ist vielleicht nicht verwunderlich, aber realitätsfremd. allerdings werden sie in den nächsten jahrzehnten sicher gelegenheit haben, dies in mitteleurpäischen städten verstärkt festzustellen, auch in den schönen szenevierteln berlins etc. nur damit sie nicht denken, ich verbreitet hier billigen populismus...ich habe länger in rumänien gelebt und weiss sicher wovon ich rede.es wär einfach schön, wenn sie sich dem thema sachlicher nähern würden und nicht diese verherrlichende zigeuner-romantik verbreiten würden.es werden in den nächsten jahren hunderttausende kommen und bleiben...und die gesellschaft nicht zu ihrem vorteil verändern. das zu lesen, wäre mal ehrlich. danke und schönen samstag.

    • 1
      11
      @pittiplatsch:

      wenn dir die linken medien auf den sack gehen, lies doch die rechten. aber bitte lass deinen sermon dann auch dort in den kommentaren.

      • @11:

        Schon mal was von Meinungsvielfalt gehört? Offensichtlich nicht.

        Wenn du mehr auf linke Einheitsmeinungen stehst, lies doch besser bei “indymedia” mit, und kommentier dort...

        • B
          Balduin
          @Rosa:

          Rassismus ist keine Meinung, sondern eine Geisteskrankheit.

          • @Balduin:

            Dummheit ist kein Zufall, sondern erfordert stetes Training.

  • Ich erinnere mich aber daran, dass das 'Kindesentführungsmuster' eher umgekehrt realisiert wurde (eventuell auch noch wird). In Rumänien wurden 'Zigeunerkinder' gewaltsam ihren Eltern weggenommen, entweder, damit sie in 'guten' Familien aufwuchsen und so 'zivilisiert' wurden, oder aber in Kinderheime gesteckt, damit sie 'gute sesshafte' Bürger werden sollten.

    Das nennt man doch Projektion, wenn anderen die negativen Verhaltensweisen/Eigenschaften zugeschrieben werden, die man selbst zeigt?

  • S
    Steffi

    Das Foto entspricht voll und ganz meiner Vorstellung einer Roma und ihren Kindern.

  • CT
    Chris Teuber

    Erst vor einigen Tagen habe ich Roma in meinem Taxi gehabt.

    Laut, frech, fordernd, beschwerend, beleidigend. "Keine Erziehung" wäre ein Euphemismus.

    Da wurde, obschon gute Deutaschlenntnisse, auf das gesellschaftliche höfliche Miteinander, was nicht die eigene Familie betrifft, regelrecht gespuckt.

    Eines weiß ich nun - diese Adresse werde ich nie wieder anfahren!

    Noch Fragen?

    • @Chris Teuber:

      Vor ein paar Tagen hatte ich einen lauten, fordernden und beleidigenden Taxifahrer. Was sagt das jetzt über Taxifahrer generell aus?

      • @Leotse:

        Hast Du wirklich gehabt oder ist das eine rhetorische Finesse? ;-)

        • 1
          11
          @Viccy:

          rhetorische finesse braucht man dafür nicht. in berlin gibts ne ganze reihe kranke taxifahrer. aber die brauchts nicht mal. in den u-bahnen fahren ne menge frecher beleidigender hässlichr deutscher nazi-kiddies mit.

  • Die differenzierteste Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex "Roma und stehlende Kinder" (nicht allerdings "Roma und gestohlene Kinder"), die ich bisher gesehen habe, war die BBC-Dokumentation "Gipsy Child Thieves". Zum Beispiel hier zu finden:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=D-4dYQ8ZIjI

     

    Die Sache ist naemlich ganz einfach kompliziert. Die einzigen, die garantiert nur Bloedsinn von sich geben, sind die, die glauben, Roma wuerden mit einer genetischen Praedisposition zum Stehlen geboren. Die meisten anderen sehen die Sache einfach nur viel zu simpel.

  • B
    Brandt

    Das Foto relativiert die Aussagen des Autors. Die Bildredaktion sollte man zurecht rügen, weil das ein rassistisches Foto ist mit der Roma Mutter und dem rothaarigen Mädchen. Die Argumentation des Autors klingt vernünftig. Das Foto appelliert aber an meine Ängste. An die Argumente des Autors werde ich mich bald nicht mehr erinnnern. Aber ich bin durch das Bild wieder einmal mit der Zigeuner Feindlichkeit konditioniert worden.

     

    Ist die Bebilderung überhaupt mit dem Verfasser des Artikels abgesprochen ?

  • M
    Mabank

    "Dass es aber „viele Marias“ gibt, wie man in der Bild lesen konnte, ist ausgeschlossen. "

     

    Klingt ein bißchen nach "Es kann nicht sein, was nicht sein darf!"

    Oder nach "Ich erkläre den Kinderraub für beendet!"

    • H
      Heiner
      @Mabank:

      Hat irgendjemand den Kinderraub für eröffnet erklärt? Nur die Bild. Darum geht's in dem Satz.

  • EM
    EIn Mensch

    Hier zeigt sich wieder, wie unverfroren sich Rassismus und Vorurteile offenbaren können. Auch hier in der TAZ. Alleine das Titelfoto reproduziert ein rassistisches Romabild. Wenn dann noch Formulierungen wie: Roma-Population hinzu kommen, bleibt mir die Spucke weg. Von den vielen Kommentaren will ich gar nicht anfangen zu reden.

     

    An den Gentest mag ich auch nicht so recht glauben. Es gibt keinen Test, der sich nicht manipulieren lässt. Vielmehr glaube ich, dass die arme Romafamilie ein Opfer eine Verschwörung ist. So lässt sich leicht von den Problemen in Griechenland ablenken. Und so lange die Griechen zum Hass gegen die Roma angestachelt werden, protestieren sie nicht mehr gegen die Deutschen.

    • M
      Maria
      @EIn Mensch:

      John und Wampenpaule (toller Name) haben Unrecht. Ihr Kommentar ist sehr richtig.

    • J
      John
      @EIn Mensch:

      Danke, Ihr Kommentar hat mir den Tag versüßt. Ich lache nicht etwa, weil ich Ihren Text für einen Scherz halte, sondern weil es da draußen wirklich Leute gibt, die das, was Sie da schreiben, wirklich glauben.

    • 1G
      1326 (Profil gelöscht)
      @EIn Mensch:

      So wird es wohl sein.

       

      Endlich mal eine Meinung, die den typischen Taz-Leser repräsentiert.

  • R
    Rolli

    Eine "Roma-Population"???? Ich bin wirklich gegen jede politische Über-Korrektheit. Aber eine solche Formulierung geht mal gar nicht. Oder würden Sie auch von einer "Deutschen Population" sprechen?

    • @Rolli:

      Die Formulierung ist wahrscheinlich direkt aus der wissenschaftlichen Arbeit übernommen, auf die verwiesen wird. Im Zusammenhang mit Volksgruppen von Populationen zu sprechen ist nichts Ungewöhnliches.

      • N
        noeffbaux
        @Christian:

        Ich würde von einer "deutschen Population" sprechen, wenn es um anthropologische Untersuchungen ginge. In dieser Hinsicht ist der Mensch ein Säugetier, nicht mehr und nicht weniger. Mit Populationen, Haplogruppen und dem ganzen Gedöns der Genetik.

  • Wenn Berichte wie dieser stimmen:

    http://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Fall-Maria-Roma-Eltern-stammen-womoeglich-aus-Bulgarien-id27498042.html

    Hat die (bulgarische) Mutter des Kindes es aus Geldnot in Griechenland zurückgelassen und dafür 250€ erhalten. Die leiblichen Eltern des Kindes sind ebenfalls Roma - sollte es sich erweisen, dass sie tatsächlich die Eltern des Kindes sind.

     

    Sollte sich diese Geschichte als wahr erweisen, kann man zusammenfassen, dass das ganze für das Mädchen noch recht glimpflich ausging, denn offenbar ging es ihr ja bei ihren Pflegeeltern den Umständen entsprechend gut. Das muss nicht immer so sein, wenn jemand für 250€ ein Kind kauft. Wie oft mag das unentdeckt vorkommen, wenn schwarzhaarige Kinder verhökert werden? Und wie soll man das ganze eigentlich Einordnen? Kinder verkaufen als Folklore dieser Volkstruppe, in die man sich nicht einzumischen hat? Kinderverkaufen aus bitterer Armut, in die man sich einzumischen hat? - Wenn ja, wie?

    Aber bevor wir uns darum kümmern, sollten wir erstmal unseren eigenen Rassismus ausmerzen. Das ist eindeutig dringender.

    • S
      Sabine
      @Anton Gorodezky:

      Und Sie sollten einmal bei sich selbst Ihr Realitätsempfinden und die Emapathie für kleine Kinder überprüfen.

      Dem Mädchen ging es definitiv nicht gut, sie wurde mit schwarz gefärbten Haaren (wohl damit sie nicht auffiel) betteln geschickt. Also eher eine Art Sklavenhaltung, um fürs Familienbudget beizutragen.

      Von den anderen Kindern ist ekannt, dass sie in verschiedenen Orten registriert waren, wohl damit nicht auffiel, dass die Kinder unmöglich alle Geschwister sein können, wegen der Geburtsdaten. Oder kann eine Mutter drei mal im Jahr ein Kind austragen? Es gab für alle Kinder Kindergeld.

      - Wollen Sie nun auch noch weismachen, in dieser Familie ginge alles mit rechten Dingen zu?

  • S
    Sabine

    Ich sehe in der von der taz angestellten Debatte nach wie vor einen ganz anderen Schwerpunkt: Kinder werden entführt, die Polizei tut alles, um sie zu finde, die Eltern wie im Fall der entführten kleinen Maddie sind seelisch am Boden.

    Die kleine Maria hatte Glück in ihrem Unglück, und wenn ich mir das Bild des kleinen rathaarigen, nicht blonden, Kindes auf dem Foto ansehe, dann stellen sich bei mir auch nicht gerade Gefühle ein wie :"Gott sei Dank, das Kind hat ein gutes Heim."

    Das Wichtigste ist, dass man entführte Kinder, Jugendliche und Erwachsene wiederfindet. Dass es dabei falsche Fährten gibt, liegt in der Natur der Sache.

    Wenn in meinem Wohnort die Polizei Fahrradkontrollen wegen Diebstahlverdacht durchführt und ich angehalten werde, blaffe ich auch keinen Polizisten an à la: "Sie halten wohl alle Radfahrer für Diebe, was?" - Ermittlungen sind immer auch zum Teil Ausschlussverfahren, und niemand sollte unter "Naturschutz" gestellt werden, wenn es darum geht, ein Kind zu retten.

    • R
      Ruhender
      @Sabine:

      Sie leiden am braunen Star. Selbst wenn man Ihnen die Realität mit einem Laser auf die Linsen ätzt, verschleiern braune Schlieren Ihren Blick.

    • R
      Ruhender
      @Sabine:

      "....dann stellen sich bei mir auch nicht gerade Gefühle ein wie :"Gott sei Dank, das Kind hat ein gutes Heim."

      >>> Ihre Gefühle sind nunmal, was sie sind: Irrational und damit fernab des Verstandes.

      • S
        Sabine
        @Ruhender:

        Sie sind scheinbar von Ihren Ideologien so beeinflusst, dass Sie keinen Blick haben für ein sichtbar verwahrlostes kleines Kind.

        Ob das Phänomen Ihres Kommentars männerspezifisch ist, gepaart mit einer Scheuklappenideologie?

        dass Sie angesichts eines solchen Bildes ein Ruhender bleiben, spricht nicht gerade für Ihre Menschlichkeit.

        Aber einen "Rassismus", den entdecken Sie überall, gell? Ich könnte kotzen bei so viel Gefühlskälte.

  • S
    Schreibär

    Fündig werde ich ganz woanders - nämlich z.B. in Guatemala, wo bis 2007 viele Babies ihren Eltern entrissen und an meist hellhäutige "Adoptiv"-Eltern verhökert werden, die sich den in ihren Heimatländern üblichen Eignungstests nie unterziehen mussten: https://en.wikipedia.org/wiki/Adoption_in_Guatemala

     

    Dagegen ist der bisher völlig unbewiesene "Kinderklau" durch sogenannte "Zigeuner" eine quantité négligeable.

  • N
    noeffbaux

    Danke für diesen Artikel - die Widerwärtigkeit der Berichterstattung in der Bild hat mich auch an Xavier Naidoo und Cool Savas samt ihres Recycling der Ritualmordlegende erinnert, siehe z.B. http://www.rheinneckarblog.de/29/stadtrat-fontagnier-der-text-gruselt-mich/18133.html

     

    Gäbe es diese Phänomene oder Entführungen durch "Romabanden", wir würden die Geschichten der Opfer kennen. Das ist der zentrale Punkt! Kinder verschwinden nicht "einfach so".

  • H
    Harald

    Der Gentest in Irland hat die Elternschaft bestätigt. Immer diese blöden Gene!

  • F
    FelixXberg

    Was soll denn die grässliche Formulierung und der Verweis auf die "bevölkerungsgenetische Untersuchung ... AN einer Roma-POPULATION"? *schüttel*

  • I
    ion

    "Mütter, die nach Westen ziehen, lassen ihre Kinder nicht selten bei Verwandten oder Bekannten. Dass „die Papiere nicht in Ordnung“ sind, wie im griechischen und im irischen Fall, ist in solchen Quartieren eher die Regel und begründet noch keinen Verdacht.

     

    Zum Amt geht man, wenn man etwas will, nicht um einer ominösen guten Ordnung willen, an die in diesen Vierteln niemand glaubt."

     

    Was die No-Border-Fraktion in D wohl dazu meint – wäre das deren angestrebtes Staats-, Ordnungs-verständnis?

  • H
    Horst

    Der Artikel klingt sehr nach Political Correctness. Kinderraub ist klar ein Märchen, Kinderhandel dürfte keine sein. Es dürfte auf längere Sicht gut für das Kind sein, dass es aus diesen Verhältnissen entfernt wurde.

  • E
    erdling

    Ich fordere schäfere Abschieberegelungen für allr, die sich nicht an die Menschenrechte halten. Vor allem Jene, die die Gesetze, welche die Hetze verbieten. Also alle Nazis, AfD-Spinner, FDpler ab in die Schweiz. Da werden sie glücklich.

  • 1
    11

    ich versteh nur nicht, wieso die taz selbst mit einer elektrisierenden top-meldung dabei war.

  • D
    Dirk

    Danke, Kollege!

  • E
    Erklärungswischmob

    In Griechenland sind Leute des verbotenen Schnitzels mit einem entführtem Kind erwischt worden. In Irland auch. Jetzt kommt die taz-Putzkolonne. Kein Mitleid mit den Kindern dafür der Erklärungswischmob. Wer soll das noch glauben? Blöd ist halt wenn bereits seit Tagen berichtet wird und man online in Minuten mehr weiß als der taz wohl lieb ist. Ihr werdet noch ganze Erklärungskolonnen brauchen. Wenn ihr fertig seid regiert bei uns eine Partei wie der Front National in Frankreich. Probleme löst man nicht indem nicht Klartext geredet wird. Genau das passiert aber bei uns seit Jahren. Davon habe nicht nur ich die Schnauze voll.

    • 1G
      1326 (Profil gelöscht)
      @Erklärungswischmob:

      Voll meine Meinung

  • F
    fidula

    warum verwenden sie im ersten absatz immer wieder den begriff "zigeuner"? und sprechen von roma-population, als handele es sich um tiere?

  • H
    hoppla

    ich find den artikel klasse und hab mich auch schon über die o.g. anderen medienberichte geärgert aber wo wir grad so schön beim thema sind, das diffamieren und denunzieren ganzer (sub-)kultur gruppen macht auch bei der taz leider nicht halt:







    http://de.wikipedia.org/wiki/Skinhead







    http://de.wikipedia.org/wiki/SHARP







    ansonsten super der artikel und wird auch von mir auf fb geteilt...schönen abend noch!

     

    REDAKTION: Wenn Sie uns unterstellen, die Skinheadkultur zu diffamieren, sollten Sie das auch belegen. Ist hier eigentlich auch nicht das Thema.

  • F
    FelixXberg

    "bevölkerungsgenetische Untersuchung ... an einer Roma-Population".

    Grässliche Formulierung. Widerlichste Assoziationen.

  • B
    Baryamo

    Der Rassismus, der hinter dem ganzen steckt, macht mir Angst. Als ich von der "Entführung" gehört habe, die nicht ohne den Kommentar auskommen konnte, dass die unfreiwillige Ziehmutter zu den Roma gehört, musste ich sofort daran denken, wie Antiziganismus im Moment in Frankreich wuchert und blüht. In den französischen Medien ist das Bild der raubend-plündernd-vagabundierenden Roma, denen die Republik fremd ist, Staat im Staat, und der übliche Müll, omnipräsent. Was mich aber interessiert: was steckt hinter diesem Fall? Wieso wurde das Kind entführt? Ging es ihm nicht gut? Oder ist es einfach weggelaufen? Geht es um Menschenhandel, oder ganz andere Dinge?

    • J
      John
      @Baryamo:

      Kindergeld

  • 2
    26883683

    Hat der Gentest denn nicht ergeben, daß keine verwandschaftliche Beziehung besteht ?

    • D
      DaW
      @26883683:

      Der Lesetest hat bei Ihnen auch gewissen Mängel ergeben. Ich zitiere aus dem Text:

       

      "Ein Muster, und das nicht nur unter Roma, sind in Armen- und Elendsvierteln auf dem Balkan allerdings informelle Pflegeverhältnisse. Mütter, die nach Westen ziehen, lassen ihre Kinder nicht selten bei Verwandten oder Bekannten."

      • M
        Murphy
        @DaW:

        Der Verständnistest hat bei Ihnen auch gewissen Mängel ergeben.

         

        Der Gentest hat ergeben, daß keine verwandschaftliche Beziehung besteht = Ist ein Faktum.

         

        Ein Muster, und das nicht nur unter Roma, sind in Armen- und Elendsvierteln auf dem Balkan.... = Ist eine Behauptung.

         

        Unterschied verstanden?

  • S
    Schwester

    Interessanter Bericht über Stereotype in Europa. Dass der Fall "Maria" alte Bilder hervorruft, zeigt, dass diese Vorurteile stark verankert sind. Aber im konkreten Fall ist es ja so, dass die Polizei in Griechenland eine Ehepaar vorfindet, dass ein Kind bei sich hat, dass nicht ihr eigenes ist. Auch die Aussagen der "Eltern" waren sehr unterschiedlich und eher wirr. Dass die Behörden hier handeln müssen, ist doch eigentlich klar. Der Verdacht steht doch und muss erst einmal ausgeräumt und nachgegangen werden. Was für einen Bericht würden wir den heute lesen, wenn die Behörden nicht gehandelt und einen vermeintlichen Kinderhändlerring nicht verhindert hätten. Also in diesem Fall, liebe Freundinnen und Freunde, geht das Kindswohl ganz klar vor dem Stereotyp..!

    • W
      wolfshaut
      @Schwester:

      Es geht wohl darum, dass die Behauptung des Kinderraubes durch die gesamte Weltpresse gejagt wird, bevor die Umstände überhaupt geprüft worden sind.

    • S
      Sheldon
      @Schwester:

      Ob das Kindswohl allerdings darin besteht, es seiner Familie zu entreißen, sei mal dahingestellt.

    • B
      Bruder
      @Schwester:

      Sie haben soooo recht.

       

      Wobei die Polizei nicht nur völlig korrekt gehandelt sondern auch korrekt berichtet hat.

       

      Die Vorurteile kamen dann erst durch die Berichterstattung und da war nicht nur die Bildzeitung dran beteiligt.

  • 5
    556444

    und die fröhliche Roma-Hetze beginnt

  • M
    M.A.

    "Ein solches Schema ist nicht dokumentiert, auch nicht historisch."

     

    Der uralte Spruch "Mutter, hol die Kinder und die Wäsche rein... die Zigeuner kommen!!!" ist natürlich ur-rassistisch, oder doch nur eine unterdrückte Wahrheit?

    • N
      noeffbaux
      @M.A.:

      Geklaut haben die "Zigeuner", weil sie arm waren. Nicht, weil sie "Zigeuner" waren.

       

      Und in dieser Betrachtung von Ursache und Wirkung besteht der Unterschied zwischen Rassismus und der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Phänomenen, in aller Kürze extra für Sie zusammengefasst!

      • @noeffbaux:

        "Geklaut haben die "Zigeuner", weil sie arm waren. Nicht, weil sie "Zigeuner" waren."

         

        ... und arm sind sie, weil sie "Zigeuner" sind und aus diesem archaischen Selbstverständnis heraus nicht so wirklich einen Zugang zum Bildungssystem suchen.

         

        Außerdem besteht kein Grund, Deinen obigen Satz in der Vergangenheitsform zu formulieren.

         

        Gruß

        Beteigeuze

      • P
        Pluto
        @noeffbaux:

        Arm? Ein Kind für 250,-€ kaufen konnten sie jedenfalls.

    • ...
      @M.A.:

      "Was es aber gibt, ist ein Muster von Geschichten"...

    • G
      Go.west
      @M.A.:

      Wie sehr das alte Vorurteil heute noch auch in den Koepfen einer juengeren Generation verankert ist, erkennt man unmittelbar an diesem Beitrag! Und das, obwohl der Artikel doch offenbar gelesen worden ist!

  • G
    gast

    danke, meine vollste zustimmung!