Blogger in Ägypten: Drei Jahre Haft wegen Beleidigung
Wegen Beleidigung der Armee ist der ägyptische Blogger Maikel Nabil Sanad von einem Militärtribunal zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Menschenrechtsorganisationen kritisierten das Verfahren.
KAIRO dapd/taz | Ein ägyptisches Militärtribunal hat den Blogger Maikel Nabil Sanad wegen Beleidigung der Streitkräfte zu drei Jahren Haft verurteilt. Sieben Menschenrechtsorganisationen mit Sitz in Kairo erklärten am Montag in einer gemeinsamen Stellungnahme, das Urteil gegen den 26-Jährigen sei am Sonntag gefällt worden, ohne dass ein Anwalt zugegen gewesen sei.
Ein Mitglied des regierenden Militärrats, Generalmajor Mohammed al Assar, sagte dem Fernsehsender ONTV, die Streitkräfte seien offen für Kritik. Allerdings gebe es Grenzen. Die Veröffentlichungen des Bloggers seien beleidigend gewesen. Außerdem habe er gegen die Wehrpflicht gehetzt. Der Blogger habe möglicherweise Verbindungen ins Ausland.
Der Verurteilte hatte in seinem Blog Anfang März Vermutungen angestellt, die Streitkräfte stünden noch immer hinter dem gestürzten Präsidenten Husni Mubarak. "Die Armee stand nie auf Seiten der Menschen", heißt es dort. Außerdem hatte er über Misshandlungsvorwürfe berichtet. Er war am 28. März verhaftet worden.
Nabils Anwalt erklärte, die Veröffentlichungen gingen auf Erklärungen von Menschenrechtsorganisationen und Zeitungsberichte zurück. Mitte Februar hatte Sanad in einem taz-Interview bereits seine Skepsis gegenüber dem Militär geäußert. Er ist der einzige Kriegsdienstverweigerer Ägyptens.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Angriffe auf Gaza
Können Journalisten Terroristen sein?
Vorwürfe gegen den Grünen Gelbhaar
Alles eine Frage der Gewichtung
Elon Musks politischer Feldzug
Der Besessene
Union will Fusionsreaktor für Strom
Fantastisch, aber nutzlos
Öffentlich-Rechtliche im Wahlkampf
Habeck ruft zum Voting auf
Wahlverhalten bei niedrigem Einkommen
Mieterhöhungen helfen der AfD