Blogger gegen Politically Incorrect: Politisch korrekt
Zwei Männer kämpfen gegen den rassistischen Internet-Blog Politically Incorrect - und erhalten deswegen Drohungen.
Faruk Kamiloglu ist ein Widerständler: "Wir dürfen diese fiese Ungerechtigkeit nicht weiter wirken lassen und müssen den Mund aufmachen. Bevor Europa wieder den Holocaust ausspricht und unzählige und unschuldige Menschen wieder getötet werden!", erklärt er 2008 auf seiner Homepage dawa-news.de.
Seit Oktober kommentiert Kamiloglu in seinem Blog "Islamically Incorrect" täglich die Arbeit des Online-Forums "Politically Incorrect" (PI). Sein Ziel: "Die Lügen und das abartige Verhalten der PI-Macher enthüllen." Die voraussehbare Erkenntnis seiner akribischen Gegnerbeobachtung, die zeitweise einen fragwürdigen, missionarischen und konservativen Unterton hat: Es gibt kriminelle deutsche Jugendliche und nichtmuslimische Extremisten.
Kamiloglu hat sich einen großen Feind ausgesucht. Denn die Homepage PI, vor vier Jahren eingerichtet, zählt heute zu den bekanntesten deutschen Blogs. Bis zu 35.000 Interessenten klicken täglich auf diese Seite, auf der vor der Islamisierung Europas gewarnt wird. Die Kommentare hier sind in etwa so überraschend wie Reden von NPD-Anhängern: Sie haben das Niveau einer Klowand.
So schlicht. So fatal. Denn organisierte Stimmen gegen dieses Verbalgeschmier-Konzert auf PI finden sich bisher kaum.
Auch Dietmar Näher ist Einzelkämpfer, tippt gegen PI. Als er erkannte, dass Blogs so etwas wie Seismografen für das sind, was die Beteiligten beschäftigt, empört, belustigt, gründete er vor einem Jahr politischkorrekt.info: "News gegen den Minorstream, Prosemantisch, Gegen die Islamophobisierung Europas, Grundgesetz und Menschenrechte für alle."
Wie Kamiloglu beobachtet und kommentiert Näher die Arbeit von PI täglich. "Das ist ein Sammelbecken für alles, was sich am rechten Rand bewegt. Das kann man nicht unwidersprochen so stehen lassen", erklärt er. Seit 2007 veröffentlicht er fast täglich knappe Texte zu fehlerhaften, sinnentstellenden und unsinnigen Berichten aus PI. Preis seines Engagements: Er erhält regelmäßig Drohungen, wird diffamiert. In Kommentaren wird er als Islamkonvertit, dessen eigentlicher Name Abdullah sei, beschimpft. "Das stimmt nicht", sagt der Stuttgarter und gibt sich unerschrocken: "Ist mir auch egal, denn bei PI sind es nur Maulhelden."
Auch Kamiloglu bekommt täglich Drohungen. Aber auch er fürchtet die Cyber-Gesellschaft nicht. "Nein, Angst habe ich nicht. Denn ich habe den besten Beschützer. Allah."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen