Blick nach rechts: Unbequeme Edelfeder:Kurt Hirsch verstorben
Er war eine der „Ratten und Schmeißfliegen“, die CSU-Chef Franz Josef Strauß gern zum Schweigen gebracht hätte, und ein erklärter Lieblingsfeind der alten und neuen Rechten. 40 Jahre lang beackerte der Journalist Kurt Hirsch die politische Landschaft „Rechts von der Union“. 1913 in Wien geboren, überlebte der jüdische Kommunist die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald und wurde in der jungen Bundesrepublik zur linken Edelfeder der Gewerkschaftspresse.
Dem DGB wurde das SPD-Mitglied Hirsch, der auch vor Enthüllungen über die braune Vergangenheit mancher Funktionäre und Genossen nicht zurückschreckte, bald zu heiß. Als Hirsch 1960 auch noch vom neuen Pro-Nato-Kurs der SPD abwich, verfügte der damalige DGB-Chef Willi Richter prompt ein Schreibverbot für alle DGB-Postillen.
In den 60er-Jahren gründete Hirsch zunächst die „Demokratische Aktion“ und später, nach einem Zwischenspiel bei der Bunten, den Pressedienst demokratische Initiative pdi. Die SPD, mittlerweile mit Hirsch ausgesöhnt, unterstützte das Projekt einer „Kulturallianz gegen Rechts“, zu den Mitstreitern und Mitarbeitern gehörte neben Bernd Engelmann, Gerhard Zwerenz und Max von der Grün auch der junge Ulrich Wickert.
Nach Einstellung des pdi 1983 wurde es stiller um Hirsch, der noch einmal 1989 mit dem ersten Report über die neue Rechte in der ehemaligen DDR, „Von Links nach Rechts“, Aufsehen erregte.
Wie Engelmann wurde Hirsch, der zahlreiches Material über die NS-Vergangenheit führender Politiker und Unternehmer von DDR-Propagandisten erhielt, als Mitarbeiter der Staatssicherheit geführt. Ein Ermittlungsverfahren wegen Spionage für die DDR – Hirsch hatte unter anderem engen Kontakt zu Willi Brandts damaligen Bürochef Klaus-Henning Rosen – wurde aber 1996 eingestellt.
Kurt Hirsch ist am 30. Dezember 1999 in der Nähe von München gestorben. stg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen