„Blackrock-Tribunal“ in Berlin: Verschärfter Klassenkampf
Bei dem Tribunal wurden die Machenschaften des Finanzdienstleisters und seine Macht auf dem Wohnungsmarkt untersucht. Das Urteil war eindeutig.

Am Samstag hatten sich 150 BesucherInnen in einem Veranstaltungsraum des FU-Campus über viele Stunden mit dem Gebaren des weltweit einflussreichen Finanzdienstleisters Blackrock befasst. ExpertInnen nahmen desse Rolle auf dem Gebiet der Umwelt, der Ökonomie und der Rüstung kritisch unter die Lupe.
Die VerteidigerInnen ließen sich nicht blicken
Wie es sich für ein juristisches Tribunal gehört, waren auch VertreterInnen der Angeklagten eingeladen. Diese Rolle sollte – nicht zufällig – der langjährige Blackrock-Aufsichtsrat Friedrich Merz übernehmen. Doch der aktuelle Kandidat für den CDU-Vorsitz ist leider nicht erschienen. Die Organisatoren waren darauf vorbereitet: Dafür übernahm der Kabarettist Max Uthoff die Rolle des Blackrock-Verteidigers.
Die meiste Zeit gehörte indes den AnklägerInnen. Darunter waren auch Berliner MietrebellInnen, die seit Jahren unter anderem gegen die Macht von Blackrock kämpfen. „Durch den politischen Ausverkauf von Wohnungen ist erst die Aufkäufermacht von Konzernen wie Deutsche Wohnen und Vonovia entstanden“, erklärte Karin Baumert von der Initiative „Zwangsräumung verhindern“. „Mit Aktienrenditen von 21 Prozent bei der Blackrock-Tochter Deutsche Wohnen ist für die MieterInnen eine Ausbeutungssituation entstanden, die einen Frieden mit den MieterInnen unmöglich macht.“
Gegenwind von unten
Andere RednerInnen verwiesen darauf, dass die Beschränkung oder sogar Auflösung von Konzernen wie Blackrock nur durch eine starke soziale Bewegung von unten zu erreichen ist. Doch hier wurden auch Differenzen unter den TeilnehmerInnen deutlich. Peter Grottian, Politologe und einer der Tribunal-Organisatoren, beschwor den langen Atem und erklärte, dass es weltweite Erfolge frühestens in Jahrzehnten geben wird. Eine andere Rednerin hingegen verwies darauf, dass in den nächsten Monaten in Berlin mit der Kampagne für den Volksentscheid „Deutsche Wohnen und Co. Enteignen“ eine entscheidende Schlacht auch gegen Blackrock geschlagen werde.
„Blackrock steht für einen verschärften Klassenkampf“, sagte der Politologe Philipp Metzger, der zur Finanzialisierung des Kapitalmarkts promoviert hat und auf dem Tribunal zur Tarifflucht von Wohnungskonzernen sprach. Er erinnerte daran, dass auch Vonovia – ebenfalls eine mögliches Opfer des Enteignungsvolksbegehrens – am Kampf gegen aktive GewerkschafterInnen beteiligt ist. Mittlerweile hat der in Verdi für Wohnungswirtschaft zuständige Landesfachbereichsvorstand Besondere Dienstleistungen alle GewerkschafterInnen zur Unterstützung des Volksbegehrens aufgerufen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?