Birmanische Häftlinge wie Sklaven gehalten: "Entsorgbare menschliche Packesel"
Human Rights Watch erhebt schwere Vorwürfe: Birmas Militärdiktatur halte Häftlinge wie Sklaven, missbrauche sie als menschliche Schutzschilde und treibe sie durch Minenfelder.
BANGKOK dapd | Die birmanischen Streitkräfte missbrauchen nach Angaben der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch (HRW) Strafgefangene an der Front ethnischer Konflikte als menschliche Schutzschilde. Wer zu fliehen versuche, werde erschossen. Die Versklavung Gefangener komme einem Kriegsverbrechen gleich und sollte von den Vereinten Nationen verfolgt und von örtlichen Behörden bestraft werden, forderte HRW am Mittwoch.
Seit fast zwei Jahrzehnten zwingen die birmanischen Streitkräfte den Angaben zufolge Zivilpersonen und Häftlinge, ihnen als Gepäckträger zu dienen. Die "Zwangsrekrutierung von Gefangenen für tödlichen Fronteinsatz hebt die Grausamkeit der birmanischen Streitkräfte auf eine neue Ebene", sagte die HRW-Vizedirektorin für Asien, Elaine Pearson.
Die Träger müssten vor den Soldaten durch Minenfelder gehen und ihnen als Schutzschilde dienen. Im Falle einer Verwundung werde ihnen nicht geholfen. Der HRW-Bericht stützt sich auf Interviews mit 58 Trägern, die bei Militäroffensiven in den östlichen Regionen Karen und Pegu in diesem und im vergangenen Jahr geflohen waren.
Pearson nannte die Träger die "entsorgbaren menschlichen Packesel des birmanischen Heeres". Die Regierung Europas und der Vereinigung südostasiatischer Staaten rief sie auf, endlich aufzuhören darauf zu hoffen, dass sich die Lage in Birma auf wunderbare Weise verbessere. Stattdessen sollten sie auf eine Untersuchung der UN dringen. "Jeder Tag, an dem die internationale Gemeinschaft untätig ist, ist ein weiterer Tag, an dem die birmanischen Streitkräfte mehr Träger zu tödlichen Diensten zwingen."
Birma wird seit einem halben Jahrhundert von den Streitkräften regiert. Nach einer von der Militärjunta organisierten Wahl im vergangenen Jahr gibt es nun formal eine zivile Regierung, sie gilt aber als Marionette des Militärs, politisch verändert hat sich seitdem wenig.
Auch die Freilassung von Friedensnobelpreisträgerin und Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi im November aus siebenjährigem Hausarrest brachte keine Besserung. Es sind weiter rund 2.000 politische Gefangene in Haft, mehr als 100.000 Menschen sind vor den Kämpfen der Regierung mit ethnischen Minderheiten nach Thailand geflohen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!