Biofachhandel in Deutschland: Einigkeit, besiegelt
Vertreter des Biohandels diskutieren, ob sie unter einer einheitlichen Dachmarke auftreten wollen. Wichtig sei, niemanden zu verwirren.
„Viele Kunden, die regelmäßig Bioprodukte im Supermarkt, Discounter oder in der Drogerie kaufen, würden auch in Naturmärkten einkaufen“, sagte Hilger der taz. „Sie erkennen sie nur oft nicht.“ Der BNN stützt sich dabei auf die Ergebnisse einer Befragung 1.100 bioaffiner Kunden. Die Teilnehmer wurden gefragt, ob sie bereit wären die Einkaufsstelle zu wechseln, wenn diese die höchsten Qualitätsstandards für Biolebensmittel bietet. 53 Prozent der Discounter-Einkäufer, 49 Prozent der Supermarkt-Einkäufer und 36 Prozent der Drogeriemarkt-Einkäufer hätten diese Frage mit Ja beantwortet.
„Die Kunden wollen eine Einkaufsstätte, in der jedes Produkt höchsten Bio-Standards entspricht. Dort müssen sie nicht zu Experten im Lesen von Kleingedrucktem werden“, sagte Hilger. Die meisten Details seien aber noch offen: „Wir sind in einem Werkstattprozess, zu dem alle Branchenbeteiligten eingeladen sind.“ In den ersten Reaktionen auf den Vorschlag habe man in der Branche eine Einigkeit darüber erkennen können, dass einheitlich kommuniziert werden müsse.
„Vor allem im Biobereich sind Transparenz und Authentizität wichtig“, sagt Nadia Massi, Mitinhaberin des Naturkostcafés und -ladens Biooase 44 in Berlin-Neukölln. „Es ist wichtig, sich von konventionellen Läden abzuheben, zum Beispiel Drogerien, die Bioprodukte verkaufen. Aber Deutschland ist ein Schlaraffenland voller Siegel, deswegen müsste den Kunden ein solches Siegel wirklich gut erklärt und bekannt gemacht werden, um sie nicht zu verwirren.“
Der Inhaber des Biolebensmittelherstellers Lebensbaum, Ulrich Walter, steht der Idee grundsätzlich neutral gegenüber. Dennoch hat er seine Zweifel, ob die Umsetzung gelingen werde. Es habe bereits verschiedene Versuche des BNN gegeben, ein solches Siegel einzuführen, doch die seien wenig erfolgreich gewesen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis