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Biobranche erzielt RekordumsatzBio boomt

Noch nie haben die Deutschen so viel Bio gekauft wie 2020. Das hat auch mit den geschlossenen Restaurants während der Pandemie zu tun.

Der Umsatz von Ökolebensmitteln ist 2020 um 22 Prozent gestiegen Foto: Maurizio Gambarini/dpa

Berlin taz | Die Nachfrage nach Bioprodukten ist im Pandemiejahr deutlich gestiegen. Mit knapp 15 Milliarden Euro gaben die Deutschen 22 Prozent mehr für Biolebensmittel und -getränke aus als noch 2019. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht hervor, den der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) am Mittwoch zum Start der weltgrößten Naturkostmesse Bio­fach präsentierte, die dieses Jahr online ausgerichtet wird.

Dem BÖLW zufolge legte der Biomarkt doppelt so stark zu wie der Lebensmittelmarkt insgesamt. Der Grund: Die Menschen hätten wegen der geschlossenen Restaurants verstärkt selbst gekocht, sich daher intensiver mit der Herkunft und Qualität der Lebensmittel beschäftigt.

Die beliebtesten Biowaren waren nach Angaben des Branchenverbandes Geflügel und andere Fleischsorten, Mehl sowie Obst- und Gemüse. Der Umsatz von Geflügelfleisch stieg um 70 Prozent, der von Mehl um 40 Prozent. „Bio-Mehl war nicht nur durch die anfänglichen Hamsterkäufe, sondern das ganze Jahr über stärker gefragt als sonst“, heißt es in dem Bericht.

Obst und Gemüse verzeichneten ein Plus von 25 beziehungsweise 29 Prozent. Die Umsätze von anderen Frischwaren wie Wurst, Eier oder Molkereiprodukte fielen zwischen 15 und 22 Prozent größer aus als im Jahr zuvor. Trotz der Umsatzsteigerungen beträgt der Anteil von Ökolebensmitteln am gesamten Lebensmittelmarkt aber nur 6,4 Prozent.

Mehr Biokisten, mehr Biohöfe

Laut BÖLW bestellten die Deutschen ihre Produkte 2020 besonders häufig online: „Viele Lieferdienste stießen schon im Frühjahr an ihre Kapazitätsgrenzen und konnten keine neue Kundschaft mehr aufnehmen.“ Die Umsätze direkt vertriebener Biokisten hätten sich fast verdoppelt.

Inzwischen bewirtschaften laut Bericht 13,4 Prozent aller Agrarbetriebe ihren Hof ökologisch. Die Zahl der Biohöfe ist mit rund 35.500 um 3,8 Prozent gestiegen. „Damit in Zukunft genügend Unternehmen die Bio-Chance nutzen können, muss die Politik entschieden auf Nachhaltigkeit setzen“, sagt der BÖLW-Vorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein.

Die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) dürfe diese Alternative nicht kleinreden. Er fordert einen Kurswechsel bei der EU-Agrarpolitik: „Mindestens 70 Prozent der Gelder müssen in freiwillige Umweltleistungen der Bäuerinnen und Bauern investiert werden.“

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2 Kommentare

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  • Wenn ich das so lese, kommt mir fast der Gedanke, die Leute mögen bitte auch in Zukunft weiter selbst kochen und die herkömmlichen Kantinen und Restaurants links liegen lassen...



    Schade, daß man an dem Restaurant- und Kantinen-Angebot nix ändern kann. Dann heißt es gleich wieder Freiheitsrechte würden eingeschränkt und ähnlich Keulen.... Aber im Grunde essen doch offenbar viele Leute nur deswegen das Zeug in den Kantinen und Restaurants, weil sie wegen der Präsenz-Pflicht auf er Arbeitsstätte darauf angewiesen sind. Wie es anhand der Zahlen scheint, wüden doch einige gern was Besseres essen und dafür auch mehr bezahlen.



    Restaurant- und Kantien-Besitzer: Traut Euch mehr Bio anzubieten!

  • Wer jetzt noch nicht erkennt das bei unseren Lebensmittel was falsch läuft .....



    Bio Landwirte erhalten jetzt schon mehr Ausgleichszahlungen je ha als Konventionelle Betriebe, müssen aber selbst bei guter Nachfrage ihrer Produkte mehr Geld aus dem Europäischen Topf verlangen um zu überleben. Wenn auf dem (freien) Markt das billig ist was zu viel produziert wird, müssten ja alle Bioprodukte zumindest kostendeckend erzeugt werden können, wenn dies nicht der fall ist, WARUM dann BIO ???