Bio-Produkte in der Drogerie: Rossmann buhlt um Alnatura
Die Drogeriekette Rossmann will ihr Bio-Sortiment offenbar mit Produkten der Ökomarke ausbauen. Die stand einst exklusiv beim Konkurrenten dm.
Alnatura bei Rossmann – das wäre ein herber Schlag für die Konkurrenz dm. Die Biofirma aus dem hessischen Bickenbach hatte ihre Lebensmittel jahrzehntelang exklusiv über den Marktführer dm verkauft. Als Rossmanns größter Konkurrent dm im Jahr 2014 ankündigte, eine eigene Biomarke herstellen und dafür auch Alnatura-Artikel auslisten zu wollen, traf das die Bickenbacher zunächst hart.
Alnatura soll nach Medienberichten etwa ein Drittel seines Umsatzes über die Karlsruher Drogeriekette gemacht haben. Doch das Biounternehmen verstärkte seine Suche nach neuen Vertriebspartnern, baute Webshop und eigenes Ladennetz aus: Inzwischen gibt es bundesweit 105 Läden mit dem Alnatura-Label. Zudem fädelte Alnatura einen Deal mit dem Einzelhandelsmarktführer Edeka ein. Die Strategie war erfolgreich: 2014/2015 wuchs Alnatura mit einem Umsatz von 760 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr um satte 10 Prozent.
Dm war nicht nur ein wichtiger Geschäftspartner für Alnatura, die enge Partnerschaft beruhte auch auf der Freundschaft von dm-Gründer Götz Werner und Alnatura-Gründer Götz Rehn: Sie verbindet ein anthroposophisches Weltbild, außerdem sind die beiden verschwägert. Mittlerweile zoffen sie sich vor Gericht.
Streit um die Markenrechte
Bei einem Verfahren wehrt sich Alnatura gegen Versuche von dm, Einfluss auf Vertriebsentscheidungen zu nehmen. An einen Kooperationsvertrag aus den 1980er Jahren fühlt sich Alnatura jedoch seit dem Rauswurf aus dem dm-Sortiment nicht mehr gebunden. Bei einem weiteren Prozess streiten sich Rehn und Werner sogar um die Firmen-DNA, die Rechte an der Marke Alnatura.
Sollte Rossmann also Alnatura in seine Märkte aufnehmen, würde der Drogist aus dem niedersächsischen Burgwedel seinem Konkurrenten dm damit kräftig eins auswischen. Die beiden Ketten haben sich in der Vergangenheit bereits viele Duelle geliefert. „Wir hauen uns hier die Preise um die Ohren wie in keinem anderen Land der Welt“, sagte Roßmann einmal dem Handelsblatt. Nun versucht er offenbar, mit Alnatura neue Umsatztreiber ins Sortiment zu holen: „Sicher sind die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten vorbei“, sagte Roßmann zur Wirtschaftswoche.
Dirk Roßmann, Drogeriechef
Zuletzt hatte auch dm sein Bio- und Veganprogramm ausgebaut: Auf den frei gewordenen Regalmetern finden sich nun statt Alnatura nicht nur die Eigenmarke dmBio, sondern auch der vegane Großhändler Veganz aus Berlin sowie die Biohandelsmarke Davert aus dem Münsterland. Neben dm dürften auch die Ökofachhandel nicht gerade begeistert sein, dass nun auch Rossmann sein Bio-Angebot vergrößern will.
Solche Produkte verkauften sich gerade gut, sagt Drogeriechef Roßmann: „Daher wollen wir unser Biosortiment erweitern und werden auch neue Produkte anbieten.“ Ob es sich dabei um Alnatura-Ware handeln könne, dazu äußern sich die Bickenbacher nicht. Eine Unternehmenssprecherin sagt nur: „Wir freuen uns darüber, dass sich so viele Händler für uns interessieren.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Frauen in der ukrainischen Armee
„An der Front sind wir alle gleich“
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts