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Bin Laden auf dem Computer gejagt"Counter-Strike" in Abbottabad

Bin Laden ist tot. Doch im Netz geht die Jagd auf ihn gerade erst los. In einem bekannten Team-Shooter kann man nun den Ort der Tötung bespielen.

Terroristenjagd zum selbermachen: Szene aus "Counter-Strike". Bild: ap

BERLIN taz | Gut eine Woche ist es her, dass US-Spezialkräfte den al-Qaida-Chef Osama bin Laden erschossen haben. Nun ist sein Anwesen in Pakistan zum virtuellen Schlachtfeld eines Computerspiels geworden.

Seit Montag können Nutzer des Online-Spiels "Counter-Strike" die Software-Karte fy_abbottabad als Schauplatz wählen. Zwei Teams treten auf dem Außengelände von bin Ladens Villa in Pakistan gegeneinander an. Spezialeinheiten kämpfen gegen Terroristen. Viele Spieler feiern die Entwicklung.

"Es waren einfach viele Menschen an solch einer Karte interessiert. Da ich seit zehn Jahren aus Spaß Level für Counter Strike entwerfe, habe ich mich dran gemacht", sagt Entwickler Matthew Fletcher. Er sei selbst über die Aufmerksamkeit erstaunt, die seine Karte verursacht. Aber es gibt nicht nur positive Kommentare.

Manche Nutzer verurteilen den realen Schauplatz. So schrieb der User "Banger Style" auf der Seite newspoint.cc: "Ist eher etwas heikel, wenn ich mir vorstelle, dass meine alte Schule online zugänglich ist, um Leute zu erschießen." Der Nutzer "Salomon Morgenthau" fand eine solche Karte einfach "zu früh".

Echtes Update am Mittwoch

"Was viele Leute nicht verstehen, ist, dass das Einzige, was die Karte mit Osama gemeinsam hat, der Ort ist", so Fletcher. Es ginge nur um eine Arena, in der sich zwei Teams bekämpften. Bisher wird auch nur auf dem Außengelände gespielt. Das soll jedoch nicht so bleiben.

Fletcher zufolge sei die Karte nur eine Übergangsversion. Ein "echtes Update" wäre aber so gut wie fertig und komme am Mittwoch. Dann könne auch im Haus gespielt werden. Aber selbst dann ginge es um einen Einsatz, "der nichts mit der Hinrichtung Osamas zutun hat", so Fletcher.

Wie nahe die Spielvariante dem wirklichen Zugriff kommt, bleibt abzuwarten. Denn eine zu enge Ausrichtung an der Geschichte könnte zu unfairen Ausgangsverhältnissen für die Spieler führen. So fragte schon ein Zocker auf gamepron.com: "Wird eine Seite beim Spiel auch unbewaffnet sein?" Ganz eindeutig um bin Laden geht es hingegen im Spiel "Kuma Wars".

In der neuesten Mission des Ego-Shooters heißt es: "Die jahrzehntelange Verbrecherjagd nach Osama bin Laden wird beendet - von Dir". Seit 2003 haben die Entwickler in über 100 Missionen militärische Einsätze virtuell nachspielbar gemacht, nun ist "The Death of Osama bin Laden" der letzte Teil der Serie. Die sonst sehr auf Realitätsnähe bedachten Entwickler haben dem Terroristenführer im Spiel eine AK-47 in die Hände gegeben. Ob es dabei um ihre Auffassung der Wirklichkeit oder einfach nur um Fairness geht, lassen sie offen.

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7 Kommentare

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  • T
    Tomate

    Verbesserungsvorschläge zum Szenario:

     

    1) Das Szenario kann jeweils immer nur von einem Team gleichzeitig bespielt werden.

     

    2) Alle "Gegner" sind nur Zivilisten-NPCs - unbewaffnet bis auf einen. Und dessen KI-Wert steht auf "Minimum".

     

    3) Die Mauern um das Zielobjekt können ausschlagen und Hubschrauber zerstören.

     

    4) Andere Teams bekommen die Rolle "Pakistan" und können sich das Ganze nur hinterher auf YouTube ansehen.

  • H
    hann0s

    @ Beobachter: Ich weiß es an der Taz sehr zu schätzen, das sie nicht jede Verschwörungstheorie aufgreift. Und das in Zeiten der Tea-Party das amerikanische Volk nicht wirklich an Fakten interessiert ist, ist der Grund warum diese Theorie mehr Zustimmung erhält, an der Sachlage hat sich nix geändert, alle relevanten Kritikpunkte wurden widerlegt. Zumindest, wenn man bereit ist rational zu denken.

  • C
    Celsus

    Die echte Situation vor Ort wäre für das Spiel sicherlich auch uninteressant. Würde es denn die Fangemeinde des Spiels anregen, wenn ihre Aufgabe darin bestünde, einen einzigen Bewaffneten und einen Unbewaffneten zu erschießen und dabei möglichst wenig andere Bewohner zu verletzen?

  • T
    taz

    Bei solchen Artikeln sollte man per "taz-zahl-ich" Geld wiederbekommen

  • B
    Beobachter

    Wäre mal interessant zu sehen, ob all die Journalisten, die uns seit 10 Jahren mit dieser ganzen Story um 9/11 und OBL pausenlos medial indoktrinieren, auch nur ein Wort der Entschuldigung über die Lippen bringen, wenn sich die ganze Sache als großer Betrug einer kriminellen US-Regierung am Volk und der eigenen Welt herausstellt.

     

    Zu den Millionen Toten im Irak durch einen Angriffsrkrieg (durch herbeigelogenen Kriegsgrund angeblicher MVW), an dem die "freien Medien" kräftig mit getrommelt haben (auch die "taz", die stramm transatlantisch ist, seit die "neue" Chefredakteurin in den USA ihre Ausrichtung erhalten hat) zumindest habe ich noch kein Schameingeständnis oder Wort der Entschuldigung von unserem selbstgefälligen Mainstreammedienbrei gehört.

     

    Das wäre auch im Fall von 9/11 nicht zu erwarten.

     

    In den USA mehren sich übrigens ernstzunehmende Stimmen, die sagen, dass es eine "false flag-attack" war, die dazu diente Kriege zu beginnen und dass OBL bereits im Jahr 2001 verstarb?

    Ein ehemaliger hochrangiger Beamter, der unter drei US-Präsidenten diente, würde seine Kenntnisse darüber sogar unter Eid aussagen

     

    Quelle:

    http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va...

     

    Altersseniliät eines hochrangigen ehemaligen Staatsbediensteten oder das Aufkommen von so etwas wie Gewissen und Anstand im Land der ungebremsten Kriegsmöglichkeiten??

     

    Kleiner Tipp: Recherche und Ernstnahme des Journalistenberufs!

  • BO
    Böhser Onkel

    Ich hoffe das artet nicht in Heuchelei aus.

    Reale Kriegsschauplätze werden in Counter Strike (Source) und anderen Spielen auch benutzt, wenn man ernsthaft behauptet es wäre "zu früh" dann soll mir jenige Person bitte konkrete Kriterien nennen, wann es denn "okay" ist.

     

    Niemand wird gezwungen diese Karte zu spielen, geschweige denn Counter Strike. Zum Glück hat die BILD und ähnlicher Müll noch nicht darüber berichtet. Selbst denen ist das nicht berichtens"wert".

  • LM
    Lukas müller

    Meine Lieben freidvollen Taz Leser, bei Counterstrike kann man so ziemlich jeden Massaker/Amokschauplatz nachspielen. Die Karten sind meistens schlecht, da die realen Plätze seltenst taktisch ausbalanciert sind. In ein paar Wochen ist die Karte vergessen und man spielt wieder die altergebrachten.

    Ob es jetzt verwerflich ist sowas Hochzuladen kann jeder selber entscheiden, aber es gibt deutlich schlimmeres über das man sich aufregen könnte, zB die Freude einiger Staatsführer über den Tod eines Lebenden Menschens, nicht eines Pixels.