piwik no script img

Billigairport Frankfurt-HahnRyanair droht wegzufliegen

Die Betreiber des Flughafens Hahn will von Passagieren eine Gebühr von 3 Euro verlangen. Ryanair erwägt, den Standort aufzugeben. Für den Airport wäre das wohl das Aus.

Becks Lieblingsflughafen auf den Höhen des Hunsrücks könnte morgen schon wieder zur öden Betonpiste werden. Bild: dpa

Das wichtigste Konversionsprojekt des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD), der Regionalflughafen Hahn im Hunsrück, steht möglicherweise vor dem Aus. Auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Frankfurt wird die irische Billigfluglinie Ryanair nach Informationen der taz den Abzug von sechs seiner insgesamt elf in Hahn stationierten Maschinen und die Einstellung mehrerer Fluglinien verkünden.

Da ansonsten nur noch eine osteuropäische Line mit zwei Passagierflugzeugen den in den letzten Jahren rasant gewachsenen kleinen Airport regelmäßig bedient und der Frachtumschlag etwa von Air France allein die Betriebskosten nicht deckt, wird der Mehrheitsaktionär, die Frankfurter Flughafenbetreibergesellschaft Fraport AG, den Betrieb wohl einstellen müssen.

Schließlich wirft Hahn schon ohne den avisierten Teilrückzug von Ryanair keine Gewinne ab. Das Lokalblatt Cochemer Woche vermeldete am Sonnabend, dass Ryanair sogar den Komplettrückzug aus Hahn plane, sollte die Flughafen Frankfurt-Hahn AG, deren weitere Anteilseigner die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen zu je 17,5 Prozent sind, im Streit um den sogenannten Hahn-Taler nicht nachgeben. Diese Gebühr von 3 Euro - Hahn-Geschäftsführer Uwe Klettenheimer nennt ihn Zukunftsbeitrag - will die Betreibergesellschaft demnächst von jedem abfliegenden Passagier erheben. "Wir wollen die Erfolgsgeschichte des Airports weiter schreiben; deshalb müssen wir den Flughafen jetzt wetterfest machen und in die Gewinnzone bringen", sagte Klettenheimer bei der Vorstellung des "Hahn-Talers" Ende Dezember. Dass die Reaktion von Ryanair auf die avisierte "Terminalbetretungsgebühr" (Ryanair), die an einem Automaten gezahlt werden soll, so heftig wie jetzt bekannt geworden ausfallen würde, dachte Klettenheimer da noch nicht. Der Kassenbon über die Zahlung des Hahn-Talers sollte die Passagiere nämlich dazu berechtigen, in den Geschäften auf dem Hahn mit einem Rabatt von 10 Prozent einzukaufen. Der Hahn-Taler wäre also zugleich Zahlungsmittel und kein verlorenes Geld.

Dass Ryanair jetzt mit dem Teil- oder gar dem Komplettabzug seiner Flotte vom Flughafen droht, zeigt, wie knapp die Iren ihre Preise kalkulieren und wie hart der Konkurrenzkampf unter den Billigfliegern ist. Schon Mitte 2008 prophezeite Ryanair-Boss OLeary, dass es Ende 2010 nur noch vier große Vereinigungen von Airlines geben werde: Die Lufthansa-Gruppe, die Air-France-Gruppe, die BA-Gruppe und eben Ryanair; alle anderen Fluggesellschaften würden von den großen vier geschluckt oder verdrängt. Inwieweit die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise und ihre Auswirkungen auf den Luftverkehr Grund für die Rückzugsankündigung von Ryanair sind, wird wohl erst am Dienstag auf der Pressekonferenz mit Ryanair-Vize Michael Cawley zu klären sein. Fest steht: Ein Rückzug wäre für die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH existenzbedrohend. Vor Dienstag verweigert Ryanair jede Stellungnahme; die Rede ist nur von "signifikanten Ankündigungen für den Hahn".

Bereits im 1. Halbjahr 2008 sank die Passagierzahl um 5,8 Prozent, die hohen Kerosinpreise machten auch Ryanair zu schaffen; diverse Verbindungen wurden temporär gestrichen. Noch vor der Pressekonferenz findet auf dem Flughafen Hahn eine Mitarbeiterversammlung von Ryanair statt. Die Billigfluglinie beförderte 2008 von Hahn rund 4 Millionen Passagiere; das waren dort 95 Prozent aller Luftreisenden. Kaum ein Flughafen in Deutschland ist abhängiger von einer einzigen Airline.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • W
    wanja

    @ Von jhbjhb: Du bist leider völlig falsch informiert. heutige PV Module, richtig installiert, halten nicht 15, sondern mehr als 25 Jahre.

     

    Und falls es sich nicht um dümmliche Cd-xy Zellen handelt, die verboten gehören, sind Photovoltaikzellen außerdem eine deutlich geringere Belastung für die Umwelt, als Quecksilber etc. emittierende Kohlekraftwerke und radioaktive Verstrahlungsrisiken enthaltende AKW.

     

    Und wer weite Flugreisen so sehr verteidigt, aber im Satz vorher die Umwelt für sich beansprucht, ist einigermaßen selbstwidersprüchlich.

  • J
    jhbjhb

    So ein müll wie von meinem vorredner hab ich noch nicht gehört, die Solarblatten müssen auch hergestellt werden was auch zu lasten der Umwelt geht (Strom, Gas und Wasser) und halten nur 15 Jahre. Zu mal die Leute die von Hahn Fliegen wohl kaum in Deutschland rum fliegen. Fast alle fliegen weiter weg wo man mit der Bahn rund 20 Stunden länger braucht.

  • W
    wanja

    Hoffentlich wird er geschlossen. Bahnfahren ist immer noch umweltbewusster als zu fliegen, sogar trotz der Tatsache, dass der Strom immer noch so wenig aus Renewables erzeugt wird. Was aber nun mit so viel Flächenversiegelung, sprich: zubetoniertem ehemaligen Waldboden anfangen?

     

    Beton wieder ausreißen kostet sehr viel Ressourcen, Energie und Geld. Schlau wäre es evtl., die Fläche für ein großes Solarkraftwerk zu nutzen. Zugleich könnte die Fläche mit einer Humusschicht bedeckt und mit Gras bepflanzt werden (sogar im Schatten von Solaranlagen kann bekanntlich noch Gras wachsen).

     

    Vielleicht könnte auch eine Solarfabrik darauf errichtet werden (deren Dächer selbst zu 100% mit Solaranlagen ausgestattet sind und die auf dem Gelände zu 100% ihren eigenen Strombedarf selbst aus Solarenergie deckt).

     

    Sogar das im Weltvergleich relativ sonnenarme Deutschland könnte und sollte nämlich bis 2020 soweit sein, seinen Strombedarf zu 100% aus Renewables zu decken, v.a. Sonne, Wind, Wellenenergie und Erdwärme. (Nach einer Studie der FH in Osnabrück von 2008 könnte z.B. dort auf einem Bruchteil der Dächer die Menge des gesamten jährlichen privaten Strombedarfs aus Solarenergie erzeugt werden).