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Bildungssparer wird SchulfördererKoch macht jetzt in Bildung

Hessens Landesfürst auf Abruf wird Aufsichtsratschef der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung – ausgerechnet. Hatte Koch doch zuletzt dafür gekämpft, im Bildungssektor zu sparen.

Kein Herz für Bildung: Roland Koch. Bild: dpa

BERLIN taz | Roland Koch hat einen ersten neuen Job. Der scheidende hessische Ministerpräsident leitet künftig den Stiftungsrat der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Die Personalie ist pikant, denn Roland Koch hat bislang nicht gerade als Held der Themen dieser Stiftung von sich reden gemacht.

Zuletzt grätschte der Ministerpräsident öffentlich Kanzlerin Merkel in die Beine, weil die bis 2015 mehr Geld in Bildung investieren will. Koch hingegen hatte erklärt, dass angesichts der Haushaltslöcher auch im Bildungsbereich gespart werden müsse. Die Kinder- und Jugendstiftung aber ist fast ausschließlich auf diesem Feld unterwegs – sie berät Schulen und Kommunen, beim Umbau ihrer pädagogischen Strukturen.

Koch wurde nach Informationen der taz am Mittwoch zum neuen Aufsichtsratschef der Stiftung gewählt, offenbar sogar einstimmig. Koch hatte zuletzt beim 15jährigen Jubiläum der Stiftung das "Change-Management" der DKJS gepriesen. "Die Kinder- und Jugendstiftung hat Schulverwaltungen motiviert, überkommene Routinen zu durchbrechen", sagte Koch im vegangenen Jahr.

Nicht wenige im Umfeld der Stiftung sind skeptisch über die Berufung Kochs. Spätestens wenn der Ministerpräsident einen neuen Job in der Wirtschaft übernommen habe, werde er von seinem neuen Steckenpferd Bildung wieder absteigen, lautet die Kritik.

Die engagierte und manchmal unkonventionelle Leiterin der Stiftung, Heike Kahl, will den Tiger aber lieber reiten als von ihm gebissen zu werden. "Sein Ruf ist mir Wurst, er ist ein Profi", soll sie über Koch gesagt haben.

Die Stiftung arbeitet in vielen Projekten an der Schnittstelle von Verwaltung und Zivilgesellschaft, etwa im Ganztagsschulprogramm oder bei dem Programm "Lernen vor Ort", das Kommunen zu selbständigen Bildungsplanern machen will. Zu den Zielen der Stiftung gehören Chancengleichheit und effiziente Bildungseinrichtungen.

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6 Kommentare

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  • CP
    coco price

    Oder auch Herrn Schäuble, der irgandwann mal nicht mehr wusste, woher die Hundertausenden in seiner Nachttischschublade kamen und später Finanzminister wurde.

  • DD
    Der Dude

    Ich bin jetzt schon auf das hierauf folgende Maulaufreißen Kochs gespannt. Denn im Licht des sozialen Engagements lässt es sich wunderbar sonnenbaden.

     

    Bekommen jetzt alle die ihren Karren in den Dreck gefahren haben solche Posten?

     

    Widerwärtiges Kalkül!

  • F
    Franzbrandwein

    Ist heute der 1.April?

  • H
    Happes

    Erinnert irgendwie an den ekligen Herrn Niebel: Vor der Wahl die Abschaffung des Entwicklungshilfe-Ministeriums fordern, nach der Wahl als plötzlich zuständiger Minister dasselbe als Pöstchenparadies für verdiente alte Bundeswehrkumpel missbrauchen.

     

    Oder auch an den Herrn O. Wiesheu, der immer so aussieht, als hätte er das Rasierwasser mit der Terpentinflasche verwechselt: Erst im Suff jemanden totfahren, später bayrischer Verkehrsminister werden. Ist doch nur konsequent...

  • L
    likewise

    Daß Koch keine eigenen Positionen hat (sie jedenfalls niemandem ehrlich erzählt), sondern nach Opportunität skrupellos alles vertritt, was ihm erfolgversprechend scheint, sollte inzwischen ja wohl jedem zweifelsfrei aufgegangen sein. -- Daß es aber nicht nur im ähnlich zynisch-erfolgsorientierten Wirtschaftbereich Unternhmen, Einrichtungen, Organisationen gibt, die nicht nur genau solchen Leute suchen, sondern sich auch noch die notorischsten darunter aussuchen und sie bewußt haben wollen -- das ist eine neue Erfahrung. Und armselig zugleich. Die Knäste in Deutschland sind voll von Wirtschafts- und sonstigen Betrügern, die man immerhin noch mit dem Vorwand der Resozialisierung hätte vorziehen und der Öffentlichkeit so allzu viele weitere mediale Auftritte Kochs hätte ersparen können. Man hätte wirklich nicht gleich die brutalstmögliche Lösung suchen müssen...

  • CP
    coco price

    ahahaha.

     

    Kasperle wird jetzt Seppl. Seppl wird die Oma und Satan wird Aufsichtsratchef in der DKJS.

     

    Finstere Zeiten brechen an.