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„Bild“ ohne Frauen am Frauentag„Das macht auch keinen Spaß“

Nichts als Testosteron bei der „Bild“-Zeitung. Frauen hatten am Frauentag keinen Einlass. Bis die taz mit Kaffee vor der Tür stand – und auch hinein durfte.

Nachbarschaftshilfe von taz-Chefin Ines Pohl für "BILD"-Chef Kai Diekmann Bild: Steffi Dobmeier

BERLIN taz | Ein Tag ganz ohne Frauen? Da muss die Redaktion der Bild-Zeitung am heutigen Frauentag durch. Aber anders als vor 25 Jahren in der taz, als Frauen gegen Sexismen in der eigenen Zeitung mit einem Streik protestierten und die Redaktionsstuben deshalb frauenfrei blieben, kam diese Order vom selbstgekürten Obermacho Kai Diekmann selbst.

„Frauen müssen draußen bleiben“, hieß der Marketing-Gag. Und während sich das die Frauen nicht zweimal sagen ließen und zu Hause blieben, fand der hauseigene Betriebsrat die Idee gar nicht lustig. Er pochte auf Gleichberechtigung – weswegen der Kai seinen Männern anbieten musste, auch auf dem Sofa zu bleiben. Wenn sie denn unbedingt wollten. Nach seinen Aussagen nahm dieses Angebot bis auf die Kollegen Betriebsräte im Hause aber keiner an.

Dafür wurde heftig geschwitzt im schicken, männlichen Klon-Outfit. Die Jungs hatten sich extra ganz fein gemacht. Weißes Hemd, dunkler Anzug. „Das ist nicht immer so“, verriet die Dame vom Sicherheitsdienst bei der Arbeit. Weil sie beim Springer-Verlag angestellt ist und nicht bei der Bild-Zeitung, musste sie arbeiten.

Arbeit bedeutet in dem Fall: Nicht nur uns, sondern auch unseren mitgebrachten Kaffee – vier Becher mit und vier Becher ohne Milch – auf allzu linke Spuren durchleuchten. Erst dann durften wir ihn in die Bild-Etage transportieren. Das nämlich hatte die taz-Redaktionskonferenz am Morgen ausgeschnappst, als bekannt wurde, dass Bild heut ohne Frauen auskommen muss.

Stoisch bis freudig erregt

Kollektiv beschlossen wurde ich mit acht Portionen tazpresso-Kaffee von der Rudi-Dutschke-Straße schräg gegenüber ins Springer-Haus entsandt. Schließlich solle der grundsätzlich richtige Ansatz, die Arbeit der Frauen wenigstens ex negativo zu würdigen, unterstützt und die Jungs am frühen Nachmittag mit fairgehandeltem tazpresso auf Trab gehalten werden.

Die dankten stoisch bis freudig erregt. Und einige gaben dann sogar zu, dass es ganz schön anstrengend sei und auch keinen Spaß mache. So ganz ohne Frauen.

Wir denken, das Ergebnis lässt sich sehen. Ohne dass wir unseren Bohnen zu viel Einfluss zuspechen wollen: Es hat sich gelohnt, dass das Titelbild am Nachmittag nochmal umgestaltet wurde – auch wenn „uns das Ergebnis grundsätzlich natürlich noch nicht endgültig zufrieden stellt, so geht der Weg doch in die richtige Richtung“, sagte ich.

Der Rest ist Sperrbezirk und wird erst morgen freigegeben.

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13 Kommentare

 / 
  • M
    Michaela

    @nanu:

    >> waren das schon alle Kommentare zu dem Thema?

     

    Nein, aber meiner wurde leider nicht gepostet. War vielleicht nicht der einzige. (Meiner bezog sich u.a. generell auf die taz-Berichterstattung zum Frauentag.)

     

    Naja, supi, dass "Bild"/ Springer jetzt so sehr die "seriösen" Medien penetriert. Gestern wurde bei "III nach 9" auch das Verschwinden des S.-Girls "gewürdigt", und eine '68er-Basherin durfte sich ewig über verlorene alte Werte verbreiten (Selbstverwirklichung böse, Kinder gut) und als "Lösung" propagieren, dass alleinstehende ältere Damen doch gefälligst der alleinerziehenden Mutter von nebenan unter die Arme greifen sollen, dann wird alles gut.

    So gesehen fügt sich eine taz-Lady, die den "Bild"-Jungs 'nen tazpresso bringt, auch wunderbar ein. Und warum sollte denn eine "kritische", "unabhängige", "alternative" Zeitung nicht permanent mit dem Springerkonzern kuscheln, mit neckisch-ironischem Augnzwinkern ist das nicht mehr reaktionär, sondern voll total postmodern, echt und so, du. Find ich auch total wichtig, dass wir solche altmodischen Kategorien überwinden...

  • Y
    Youoi

    Ich war quasi entsetzt, als ich sah, was Frau Pohl da tat. Abgesehen davon, dass sie sich dort überhaupt blicken lässt, bringt sie den Männern... na was wohl? Kaffee! klar! Warum degradiert man sich selbst zur Kaffeeträgerin, wenn doch das Bild der kaffeekochenden Sekretärin endlich mal raus aus den Köpfen der Menschen soll. Schlimm genug, dass die BILD auf ihrer eigenen Seite zugibt, dass die Mitarbeiterinnen dort wohl meist genau dieser Beschäftigung nachgehen und ansonsten das Telefon beantworten. Die Redaktion mit verantwortlichen Frauen vollzubekommen, hat nicht funktioniert, da macht man aus der Not eine Tugend und Frau Pohl macht auch noch mit.. Sehr schade.

  • BD
    Bild dir deine Freiheit

    Dazu passend dieses endcoole Video:

     

    http://vimeo.com/38105278

  • N
    nanu?

    waren das schon alle Kommentare zu dem Thema?

  • GM
    Gosig Mus

    ???

     

    Was soll der Scheiss? Das soll ernsthaft in der Printausgabe stehen? Bringt ihr der Jungen Freiheit auch Kaffee und plustert dann den Inhalt einer Twitter-Message auf Printgröße auf?

  • DS
    Daniel Salz

    taz geht mal wieder auf Kuschelkurs mit der BILD. Ohje, nicht mehr lange, und die als PR-Gag getarnte Aktion katapultiert Frau Pohl mitten in die BILD-Chefredaktion. Das würde dem Diekmann sicher gefallen. Seit Frau Pohl im Amt ist, und bei den Öffentlich-Rechtlichen omnipräsent ihrem nervtötenden, überkompensierenden Frauenrechtsgeschwätz Ausdruck verleiht, habe ich keine rechte Lust mehr auf die taz.

  • KK
    Karl K

    Start- tazHaus: Friede sei mit dir' Penisverlängerung :

     

    Ja wie jetzt,? BLÖD '" HunHde und Frauen müssen draußen bleiben!"

     

    ey!?

     

    " Lieber mit den Titten wippeln,

    als zu Fuß nach Witten trippeln?"

     

    Nö:

     

    ' lieber mit tazpresso mal zu 'Friede' kippeln!"

     

    Dat Orchidee Ines halt!

  • JS
    Jens Schlegel

    Dieses Blatt, die Bild, findet zu viel Bedeutung in der TAZ. Wenn die Bild aber in der Bedeutungslosigkeit verschwinden soll, dann muss sie ignoriert, nicht geadelt werden.

     

    Schwachsinn der Zeitung, muss weiterhin offen dargelegt werden!

     

    www.bildblog.de

  • EL
    Eine Leserin

    Liebe taz,

     

    wo bleiben dir kritischen Kommentare zu dieser Aktion? Verfallen wir jetzt gemeinsam mit der BILD in alte Denkmuster zurück, so von wegen Frauen bringen einen weiblichen Flair in die Redaktion? Es geht doch nicht darum, ob eine Frau eine weibliche Mitarbeiterin ist, sondern ob sie eine gute Mitarbeiterin ist und ihre Arbeit deswegen vermisst wird, wenn sie einen Tag nicht da ist.

     

    Und was sagt die taz dazu, dass die Frauen diesen Tag "Urlaub" zwangsfreinehmen mussten und nicht bezahlt bekommen?

  • A
    Anne

    Liebe TAZ, habbt ihr gefragt wieviele Ressortleiterinnen heute den Tag daheim genießen durften? Oh, gibt es welche? Gerne wüsste ich auch, wieviele freie Mitarbeiterinnen heute auf eigene Kosten so gerne und freiwillig daheim bleiben durften. Die Geschichte gibt doch viel mehr her, als über kalten Kaffee zu schreiben.

  • A
    Andreas

    "sagt ich". Das mal gelungene Zitation ;)

  • DP
    Daniel Preissler

    Witzig, aber kontraproduktiv:

    "Schließlich solle der grundsätzlich richtige Ansatz, die Arbeit der Frauen wenigstens ex negativo zu würdigen, unterstützt und die Jungs am frühen Nachmittag mit fairgehandeltem tazpresso auf Trab gehalten werden."

     

    Und dann bringt ne Frau Kaffee für die Jungs??

     

    Ähm, "ex negativo" und so? Daneben!

  • EL
    Ein Leser

    Klasse Aktion, taz!