Bewerbung für SPD-Doppelspitze: Lauterbach und Scheer treten an
Die SPD hat zwei neue AspirantInnen auf den Parteivorsitz. Karl Lauterbach und Nina Scheer möchten beide raus aus der Großen Koalition.
Damit meldet bereits das zweite SPD-Duo den Anspruch auf diesen Posten an. Vergangene Woche hatten Michael Roth, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, und die ehemalige nordrhein-westfälische Familienministerin Christina Kampmann ihre Kandidatur bekannt gegeben. Zudem hat die Berliner Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan Ambitionen auf den Parteivorsitz angemeldet.
Mit Lauterbach und Scheer an der Spitze würde die SPD sowohl ihr soziales als auch ihr umweltpolitisches Profil schärfen. Scheer, 47, ist seit 2013 Mitglied des Bundestages. Sie ist die Tochter des langjährigen SPD-Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer, der als „Solarpapst“ und Träger des alternativen Nobelpreises das gesamtgesellschaftliche Umdenken in Bezug auf erneuerbare Energien vorangetragen hatte. Seine Tochter ist Mitglied im Vorstand der nach ihm benannten Stiftung. Im Bundestag, in den sie über die schleswig-holsteinische Landesliste einzog, ist sie Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie. Natürlich ist ihr Schwerpunkt dort die Energiewende.
Karl Lauterbach, 56, kennt in diesem Land jedeR, der einen Fernseher besitzt. Der Gesundheitspolitiker ist omnipräsent, mit seiner oft zuspitzenden Art eckt er immer wieder an; er besticht aber zugleich durch Sachkenntnis und Ironie. Seit 2005 ist Lauterbach Mitglied des Bundestages, er wurde in seinem Leverkusener Wahlkreis stets direkt gewählt. Seit Ende 2013 ist er stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Lauterbach ist zudem ordentliches Mitglied im Ausschuss für Gesundheit sowie stellvertretendes Mitglied im Finanzausschuss.
Interessanterweise sind beide mit ganz unterschiedlichen Ansätzen in die – noch bestehende – Große Koalition gegangen. Während Lauterbach nach einigem Zögern pragmatisch für die Wiederauflage von Schwarz-Rot war, war Scheer von Anfang an dagegen. Mittlerweile, sagte Lauterbach der taz, sei auch er für die Beendigung der Großen Koalition. Ob er möglicherweise gemeinsam mit seiner Parlamentskollegin Scheer die SPD aus der Regierung führen kann, darüber befindet ein SPD-Mitgliederentscheid im Oktober. Die SiegerInnen sollen von einem Bundesparteitag im Dezember bestätigt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann