piwik no script img

Bewegungstermine in BerlinNie wieder ist jetzt

Im Wahlkampf wird fleißig brauner Mist plakatiert, aber wenigstens stehen die Menschen gegen diesen auf. Nazis dürfen nie wieder an die Macht kommen.

Faschisten hören niemals auf Faschisten zu sein Foto: Christophe Gateau / dpa

W enn man die Frankfurter Allee stadtauswärts fährt, prangen im Abstand von etwa einem Meter Dutzende AfD-Plakate. Wie immer, wenn Wahlen anstehen, erkennt man direkt, ob man sich noch in Friedrichshain oder schon paar Kilometer weiter, in Friedrichsfelde, befindet. In Berlin steht am 11. Februar die Wiederholung der Bundestagswahl an. Die AfD ist derzeit deshalb – wie die anderen Parteien auch – auf Stimmenfang. Zeitgleich mobilisieren sich zum Glück endlich bundesweit viele Menschen und gehen gegen Rechtsextremismus und für Antifaschismus auf die Straßen.

Warum das wichtig ist, davon zeugt der Film „Wo Musik spielt, kann es nicht so schlimm sein…“. In dem Portrait aus der Reihe „Zeuge der Zeit“ vom Bayerischen Rundfunk aus dem Jahr 2017 legt die Musikerin und Holocaust-Überlebende Esther Bejarano (ehem. Loewy) ihr Zeitzeugnis ab. Sie spricht über das Nazi-Regime nach der Pogromnacht, ihrer Deportation nach Auschwitz und der Zeit im Vernichtungslager. 1938 war Loewy gerade 14 Jahre jung. Sie berichtet über die Grausamkeiten, aber auch darüber, wie die Musik in Auschwitz ihr Leben rettete. Die Filmvorführung im KuBiZ in der Antifaschistischen Zone in der Bernkasteler Straße ist kostenfrei (Mittwoch, 7. Februar, Bernkasteler Str. 78, 19:30 Uhr).

Wer sich in Berlin antifaschistisch organisieren möchte, damit Nazis nie wieder an die Macht kommen, ist beim Offenen Antifa-Treffen (OAT) im Bandito Rosso richtig. Das Treffen findet formal als Plenum statt, im Anschluss gibt es genug Zeit zum Kennenlernen, Austauschen und zum gemeinsamen Vernetzen (Mittwoch, 7. Februar, Lottumstr. 10A, 19:00 Uhr).

Warum antifaschistische Organisierung so wichtig ist, davon zeugt das Datum des 19. Februars. An dem Tag jährt sich der rassistisch und rechtsextrem motivierte Anschlag in Hanau zum vierten Mal. Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov wurden damals im Jahr 2020 in der hessischen Großstadt ermordet.

Die Initiative 19. Februar Hanau hat das Versprechen gegeben, dass die Namen der Opfer nicht vergessen werden. Die Initiative zeigt sich solidarisch und fordert Aufklärung der Tat sowie politische Konsequenzen. Um die Initiative zu unterstützen, findet in der Kirche von unten, der KvU, ein Soli-Konzert statt. Die Einnahmen werden gespendet. Es spielen Diensthund, Infant Sanchos und Menstruations-Massaker (Freitag, 9. Februar, Storkower Str. 119, 20:00 Uhr).

Wie die AfD schon jetzt die Demokratie beschädigt, weiß der Referent für Gleichstellung und aktive Rekrutierung der Uni Potsdam, Cash Hauke. Am Freitag hält er einen Vortrag über die Studie „Die Kommunalpolitik der AfD als Herausforderung für die Demokratie“. Im Fokus steht die Frage, welche Auswirkungen die verstärkte Anwesenheit der AfD auf die Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit, die Vielfältigkeit und die Arbeitsqualität der kommunalen Gremien in Brandenburg hat (Freitag, 9. Februar, Peter-Göring-Str. 25, 19:00 Uhr).

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Desiree Fischbach
Jahrgang 1984, Magistra Artium Kunstgeschichte/ Theaterwissenschaft, FU Berlin. In der taz seit 2011: Webentwicklung Abteilungsleiterin. Hauptthemen Subkultur und soziale/ politische Bewegungen in Berlin.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Wenn nie wieder jetzt ist und nicht als egotrip für ein persönliches gutes Gefühl herhalten soll, müsste eine Großdemonstration in der FU Berlin stattfinden und dort sich schützend für die jüdischen Studenten eingesetzt werden, die verprügelt, ausgegrenzt und dort bedroht werden. Gleichzeitig müssten die Antisemiten sofort exmatrikuliert werden.