Bewegung im Nahen Osten: Gesprächsangebot an den Libanon
Die israelische Regierung möchte bilaterale und direkte Friedensverhandlungen mit Beirut führen - ein Gefangenenaustausch steht bevor.
JERUSALEM taz Die Regierung in Jerusalem möchte in direkte, bilaterale Friedensverhandlungen mit dem Libanon treten. Regierungssprecher Mark Regew bestätigte am Mittwoch, dass Israel eine Friedenslösung für die beiden Nachbarstaaten anstrebe.
Schon für die kommenden Tage zeichnet sich ein Gefangenenaustausch zwischen der libanesischen Hisbollah und Israel ab. Dabei geht es um vier Libanesen, darunter den des mehrfachen Mordes verurteilten Terroristen Samir Kuntar, der seit fast 30 Jahren hinter Gittern sitzt. Israel wartet umgekehrt auf die Auslieferung der beiden im Sommer 2006 entführten Soldaten Eldad Regew und Ehud Goldwasser, aber die vermutlich nicht mehr am Leben sind.
Nach der mit der Hamas im Gazastreifen erreichten Feuerpause und den Friedensverhandlungen mit Syrien plant Israels Regierungschef Ehud Olmert offenbar einen Friedensrundumschlag, wenn er jetzt auch dem Libanon Gespräche vorschlägt. Einen Ansporn für diesen Schritt erhielt Olmert aus dem Weißen Haus, das auf eine Lösung drängt. Nach dem Gefangenenaustausch bleibt zwischen den beiden Staaten nur noch der Konfliktpunkt Sheeba-Farmen offen.
Die 1967 von Israel eroberten Sheeba-Farmen sind etwa 20 Quadratkilometer groß. Gut 2.000 syrische Alawiten leben in dem kleinen, bis heute umstrittenen Dorf Rajjar. Israel hat, als im Sommer 2000 die Truppen aus dem Libanon einseitig abgezogen wurden, davon abgesehen, die Farmen aufzugeben, da bis heute unklar ist, ob sie zum Libanon oder zu Syrien gehören. Offenbar drängen die USA Israel nun dazu, den territorialen Konflikt mit der Regierung in Beirut zu regeln, anstatt auf eine Friedensregelung mit Syrien zu warten. Sollte eine Einigung möglich sein, dann würde man den schiitischen Extremisten der Hisbollah den Boden für weitere Angriffe auf Israel nehmen. Bislang rechtfertigte Hisbollah-Chef Nasrallah die Übergriffe damit, das libanesische Land von den "zionistischen" Besatzern zu befreien oder, wie vor zwei Jahren, in Israel inhaftierte Kämpfer freizupressen. Problematisch bleibt allerdings, dass die Führung in Beirut Verhandlungen mit den Israelis ablehnt.
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