Betrugsverdacht gegen Promotionsberater: Profit mit der Doktorarbeit
Mehrere Agenturen sind darauf spezialisiert, Akademikern beim Erwerb des Doktortitels zu helfen. Bestechungen kommen in der Branche vor, sagt ein Firmenchef.
BERLIN taz | Das Organisieren von Doktortiteln ist Ger von Staettens tägliches Geschäft. Sein Berliner Unternehmen GVS Consult bietet Promotionsberatung an. Seine Mitarbeiter helfen dabei, Themen zu suchen und auszuarbeiten und Literatur zu finden. Außerdem vermitteln sie Doktoranden in spe an Doktorväter und -mütter. "Unsere Kunden sind meistens berufstätig und haben wenig Zeit", sagt von Staetten.
Von Staettens Agentur ist nicht die einzige, die auf diesem Gebiet tätig ist. Diverse Unternehmen helfen in Deutschland Akademikern zu promovieren. Eine dieser Firmen machte jüngst Schlagzeilen: Das Institut für Wissenschaftsberatung aus Bergisch Gladbach steht im Verdacht, Professoren bestochen zu haben. Die Staatsanwaltschaft Köln gab am Wochenende bekannt, dass gegen etwa 100 Professoren ermittelt wird. Diese sollen von dem Institut Geld dafür erhalten haben, dass sie Doktoranden angenommen haben. Zwischen 4.000 und 20.000 Euro sollen als Bestechungsgeld gezahlt worden sein.
Schon im März letzten Jahres war der Geschäftsführer wegen Bestechung zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte einem Juraprofessor 61 Doktorkandidaten vermittelt und ihm dafür Geld gezahlt. Der Hochschullehrer erhielt ebenfalls eine dreijährige Haftstrafe. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob noch weitere Professoren von der Firma Vermittlungsgebühren genommen haben.
Von Staetten hat von Bestechungen in der Branche gehört: "Ja, das wird gemacht", sagt er. Sein Unternehmen zahle an Professoren keine Honorare. Auch schreibe seine Agentur nicht anderen Leuten die Doktorarbeit.
Im Internet werben die Agenturen mit Promotionsberatung, sie sprechen vor allem Berufstätige an. Die wollen sich ihre Karrierechancen verbessern, indem sie einen Titel erwerben. Ohne ein gutes Einkommen kann sich auch kaum jemand ihre Dienste leisten. GVS Consult nimmt zwischen 7.000 und 10.000 Euro Honorar, wenn sie einen Kunden erfolgreich an einen Professor vermitteln. Sie helfen für diese Summe auch dabei, das Thema der Doktorarbeit auszuarbeiten. "Ghostwriting" der tatsächlichen Arbeit mache man jedoch nicht, erklärt von Staetten. Oft könne man den Promovierenden jedoch bei der Gliederung und Ähnlichem helfen. Die betreuenden Professoren finden für solche Hilfe oft keine Zeit.
Die Agentur kümmert sich um den Papierkram, es kostet viel Zeit, eine Promotion an einer Universität anzumelden. GVS Consult bietet auch Promotionen im Ausland an. Oft sind dort die Hürden niedriger. Im April 2000 traf die Kultusministerkonferenz einen Beschluss, dass man sich für ausländische Titel nicht mehr eine "Führungsgenehmigung" holen muss.
Um in Deutschland promovieren zu können, braucht man in der Regel einen Hochschulabschluss mit einem "Prädikatexamen". Das heißt, die Note sollte "gut" bis "sehr gut" sein. Dann muss der Bewerber sein Thema bei einem Hochschullehrer vorstellen. Der kann daraufhin entscheiden, ob er die Doktorarbeit betreuen möchte oder nicht.
Es gibt in Deutschland keine zentrale Stelle, die Promotionen regelt. Die Verantwortung liegt bei den Universitäten und deren Fakultäten, die ihre eigenen Promotionsordnungen haben. 2007 haben in Deutschland 24.000 Personen ihre Promotion abgeschlossen. Es gibt an den Hochschulen in Deutschland 38.000 Professoren.
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