Besuch in Moskau: Obama übt sich als Klimawandler

Der US-Präsident signalisiert, dass die Zeit der Vernachlässigung Russlands vorbei ist. Denn Obama braucht einen Partner bei der Lösung globaler Probleme.

Obama und Putin: der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? Bild: reuters

MOSKAU taz | Der Moment wurde mit Spannung erwartet: US-Präsident Barack Obama trifft auf Russlands Premier Wladimir Putin. Am zweiten Tag seiner Russlandvisite war es dann soweit. Obama frühstückte mit dem mächtigsten Mann Russlands in dessen Residenz in Nowo Orgajewo vor den Toren Moskaus. Der kurze verbale Schlagabtausch aus der Ferne, der im Vorfeld der Visite stattgefunden hatte, schien vergessen.

Obama hatte in einem Interview mit amerikanischen Journalisten den Premier als einen Politiker bezeichnet, der mit einem Bein in der Vergangenheit stünde und sich von der Mentalität des Kalten Krieges noch befreien müsse. Putin entgegnete, er stünde fest auf beiden Beinen und schaue in die Zukunft. Der US-Präsident unterließ daraufhin, auf die prekäre Konstellation der Gastgeber einzugehen und indirekt für Präsident Dmitri Medwedjew als Modernisierer Partei zu ergreifen. Das Ziel, die Beziehungen zu Russland neu zu starten, wäre damit gefährdet gewesen.

Bei dem Frühstück tauschten die Politiker zunächst Nettigkeiten aus. "Vielleicht werden wir uns nicht über alles einigen können, wir werden aber alles ausgehend vom gegenseitigen Respekt und im Interesse der Völker Russlands und der USA besprechen", sagte Obama. Und Putin fügte brav hinzu, mit Obamas Namen sei "die Hoffnung auf eine Verbesserung der Beziehungen verbunden". Über den Inhalt der Gespräche war zunächst nichts bekannt. Da das Treffen länger dauerte als geplant, schlossen Beobachter auch im Verhältnis zwischen Obama und Putin auf einen Klimawandel.

Der US-Präsident unternahm in Moskau eine Menge Anstrengungen, um den Gastgebern das Gefühl zu vermitteln, die US-Politik räume Russland nun wieder eine Priorität ein. Das Bemühen, den Kreml als Partner bei der Bewältigung globaler Bedrohungen zu gewinnen, war auch Tenor des Obama-Auftritts vor Studenten der privaten Eliteanstalt "Hochschule für Wirtschaft". In einem Rundumschlag sprach Obama über die gegenseitigen Beziehungen, den Atomstreit mit Iran und Nordkorea, ging auf die Wirtschaftskrise ein und entwarf seine Vision einer modernen Welt.

"Amerika möchte ein starkes, friedliches und blühendes Russland", betonte Obama zu Beginn und trat damit den hartnäckigen Behauptungen der konservativen russischen Elite entgegen, die USA verfolgten eine geheime Agenda mit dem Ziel, Russland zu vernichten. Stattdessen forderte er Moskau zu einer "globalen Partnerschaft" auf, die umso stärker sein werde, "wenn Russland seinen angestammten Platz als Großmacht einnimmt".

In Anspielung auf Moskaus Vorgehen gegenüber Georgien und der Ukraine warnte Obama den Kreml, Vorstellungen von Macht nicht von der Vergangenheit diktieren zu lassen. So sei es auch eine Sichtweise des 20. Jahrhunderts, die Welt in Einflusssphären aufzuteilen. Ebenso überholt sei die Annahme, was die USA schwäche, stärke Russland und umgekehrt.

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