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Besuch im PergamonmuseumNächstes Mal erst wieder 2037

Kommentar von Stefan Alberti

Ischtar-Tor und Prozessionsstraße, Highlights der Museumsinsel, sind ab Oktober wegen der Sanierung des Museums nicht mehr zu sehen – 14 Jahre lang!

Noch einmal vor der Schließung für 14 Jahre im Pergamonmuseum das Ischtar-Tor anschauen Foto: dpa

N och einmal davor stehen, noch einmal staunen, ein letztes Mal vielleicht. Es ist Donnerstagabend und damit der Abend der längeren Öffnungszeiten in staatlichen Museen. Was bedeutet: Auch das bald nicht bloß über Nacht, sondern langfristig schließende Pergamonmuseum ist bis 20 Uhr geöffnet. Lang genug, um nochmal das anzugucken, was den Schreiber dieser Zeilen begeistert, seit er mit 12, 13 Jahren in einem Archäologie-verstehen-leicht-gemacht-Klassiker erstmals davon las: das Ischtar-Tor! Die babylonische Prozessionsstraße! Die blauen Ziegel, die Löwen darauf! Entdeckt Ende des 19. Jahrhunderts, über Jahrzehnte ausgegraben und in Hunderten Kisten mit Ziegelbrocken zum gerade entstehenden Museum am Kupfergraben verschifft.

Lange war das alles Buchwissen. Bis da plötzlich dieser Besuch in Berlin kam, die weißlich leuchtenden Buchstaben „Pergamonmuseum“ über dem damaligen Eingang durch herbstlichen Nebel drangen und fünf Minuten später die blauen Kacheln zum Anfassen nah waren. Später mindestens alle zwei Jahre ein Abstecher in die Prozessionsstraße, oft mit dem erwähnten Klassiker der Jugendtage in der Hand, C.W. Cerams „Götter, Gräber und Gelehrte“, aufgeschlagen ab Seite 283, wo es heißt, das babylonische Original sei „die wohl prächtigste Straße der Welt“ gewesen

Das Buch, bereits 1949 erschienen, begeisterte mit seiner anschaulichen Schreibweise – wie der allein schon die Entdeckung des Tutanchamun-Grabs krimimäßig schildert! Oder die Entzifferung der Hieroglyphen durch Champollion! – viele für den vermeintlich trockenen Stoff der Archäologie. Und das nicht bloß in Deutschland, sondern, laut Wikipedia jedenfalls, weltweit.

Anwohnerin Merkel wäre dann 83

Ab Oktober werden es trotz Internets vorrangig wieder jene Buchseiten sein, die das Tor und die Prozessionsstraße vor das innere Auge führen. Denn das Museum schließt für eine aufwändige Sanierung. Aufwändig bedeutet hier vor allem: langwierig. Der nördliche Teil mit dem namensgebenden Pergamonaltar soll zwar schon – schon? – 2027 wieder öffnen, der südliche aber, der mit Straße und Tor, erst 2037.

Ja, richtig gelesen: 2037. Das sind 14 Jahre, zwei Jahre länger als die auf 1.000 Jahre angelegte, aber glücklicherweise nach zwölf Jahren beendete Nazi-Herrschaft. Die gegenüber vom Museum wohnende Exkanzlerin Angela Merkel könnte dann 83 sein, der von C. W. Ceram so begeisterte Verfasser 70. In solchen Zeiträumen muss wahrscheinlich denken, wer es mit der Bewahrung von Weltkulturerbe zu tun hat. Bis zur Ausstellungseröffnung von Ischtar-Tor und Prozessionsstraße waren seit den ersten Funden 1897 ja auch über 30 Jahre vergangen.

Bis zum letzten Öffnungstag für 14 Jahre sind es zwar noch ein paar Monate. Aber lieber nichts aufschieben – plötzlich ist diese Zeit vorbei und das Museum dicht. Also jetzt hin und rein: Carpe museem sozusagen.

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Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.
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