Besuch aus Frankreich und Russland: Buhlen um Bangladesch
Russlands Außenminister Lawrow und Frankreichs Präsident Macron besuchen nacheinander Bangladesch. Russland und USA kämpfen um die Schwellenländer.
„Wir hoffen beide, dass dieser neue strategische Schritt zwischen Bangladesch und Frankreich eine wirksame Rolle bei der Schaffung von regionaler und globaler Stabilität und Frieden spielen wird“, sagte Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina Wajed am Montag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz. „In einer Region, die mit einem ‚neuen Imperialismus‘ konfrontiert ist“, wolle man „einen dritten Weg vorschlagen“, erklärte Macron bereits im Vorfeld.
Die USA und China konkurrieren um die Gunst des südasiatischen Landes, Macron bot Frankreich als dritte Alternative an. Paris wolle technische Hilfe beim Aufbau von strategischer Sicherheitsinfrastruktur leisten. Und der europäische Flugzeugbauer Airbus habe einen Auftrag über zehn Maschinen des Typs A350 aus Bangladesch erhalten, so Macron. Mit dieser erstmaligen Kaufabsicht wendet sich Bangladesch vom US-Flugzeughersteller Boeing ab.
Anderseits besuchte vor seiner G20-Teilnahme am Wochenende der russische Außenminister Sergej Lawrow Dhaka als willkommener Gast. Mit russischer Hilfe wird gerade das erste Kernkraftwerk des Landes in Rooppur fertiggestellt. Darüber hinaus hat Moskau angeboten, dem angeschlagenen Bangladesch Flüssiggas, Weizen und Düngemittel zu liefern.
Bangladesch sei nach Indien der zweitgrößte Handelspartner Moskaus in Südasien, so Lawrow, und der bilaterale Handel werde voraussichtlich steigen. Laut der Zeitung Dhaka Tribune forderte Bangladeschs Premierministerin Russland auf, den Krieg mit Ukraine auf friedliche Art und Weise zu beenden. Lawrow sagte wiederum, dass Moskau es schätze, „dass unsere Freunde in Bangladesch trotz des Drucks, den die USA und ihre Verbündeten auf das Land ausüben, sich in ihrer Außenpolitik ausschließlich von ihren nationalen Interessen leiten lassen“.
Länder wie Indien oder Bangladesch wollen sich bezüglich des Ukrainekrieges nicht so recht auf eine Seite schlagen. Das erschwerte auch die Konsensfindung beim diesjährigen G20-Gipfel der führenden Industrie- und Schwellenländer. Für eine gemeinsame Abschlusserklärung reichte es aber am Ende doch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut