Bestechungsvorwürfe in Griechenland: Ex-Siemens-Vorstand auf der Flucht
Ex-Siemens-Zentralvorstand Volker Jung ist aus Griechenland geflohen. Er durfte das Land seit 2009 nicht verlassen. Ihm wird Bestechung von Funktionären vorgeworfen.
ATHEN dpa | Ex-Siemens-Zentralvorstand Volker Jung ist aus Griechenland geflohen. Das bestätigte am Montag die Staatsanwaltschaft von Athen und ordnete laut Berichten des staatlichen Rundfunks eine Untersuchung der Umstände seiner Flucht von der Kykladeninsel Paros an. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte am Wochenende von der Flucht berichtet.
Dem 71-Jährigen wird Bestechung griechischer Funktionäre vorgeworfen, um den Auftrag zur Digitalisierung des griechischen Fernmeldenetzes Anfang der 90er Jahre für die Siemens Hellas zu bekommen. Er durfte seit Juni 2009 auf Anordnung der Athener Staatsanwaltschaft Griechenland nicht verlassen. Jung hatte bei den Verhören im Jahr 2009 jede Verstrickung in den Schmiergeld-Skandal von sich gewiesen.
Nach seiner Flucht solle nun ein Haftbefehl gegen ihn erlassen werden, hieß es am Montag weiter. Ein Untersuchungsausschuss des griechischen Parlamentes ermittelt seit Monaten in dem Fall. Nach Schätzungen griechischer Medien könnten an Politiker und Funktionäre in Griechenland Schmiergelder von insgesamt 100 Millionen Euro geflossen sein.
Griechische Medien berichteten, Jung sei bereits in Deutschland. Sein griechischer Rechtsanwalt wollte sich zum Thema nicht äußern. In seinem Haus in Paros ging niemand ans Telefon. Die Polizei in Paros sagte, Jung sei - obwohl er dazu verpflichtet war - nicht in der Polizeistation der Insel erschienen.
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