: Besser beeinflussen
■ Hamburger Handelskammer stellt sich schon mal auf rot-grüne Koalition ein
Offiziell fordert Hamburgs Handelskammer brav die Große Koalition. Intern hat man sich jedoch längst auf Rot-Grün eingestellt. Besorgte Anfragen verschiedener hansestädtischer Generalkonsulate, ob denn nun in Hamburg das rot-grüne Chaos drohe, werden von der Handelskammer derzeit mit „beruhigenden Hinweisen“beantwortet, so eine Insiderin zur taz. Die Mehrzahl der Funktionäre sei ganz entspannt: „Wir rechnen damit, daß die Zusammenarbeit mit dem Senat sich so einspielt wie immer.“
Grund dafür ist nicht zuletzt Willfried Maier. Der grüne Fraktionschef habe bei seinem Kammerbesuch kürzlich einen „glänzenden Eindruck“hinterlassen: „Stark und kompetent, alle Achtung!“; das Finanzressort sei ihm jederzeit zuzutrauen. Gut gefallen habe auch Maiers Hinweis, die großen Infrastrukturprojekte seien ja bereits abgehakt, schlimmstenfalls werde es bei einigen Großprojekten zu Verzögerungen kommen. Aber: „Altenwerder wird der Maier sicher nicht mehr zur Disposition stellen.“
Auch Ortwin Runde kommt der Kammer gut: „Wir machen nicht den Fehler, ihn zu unterschätzen.“Im Gegenteil. Nicht wenigen Kammerfunktionären ist ein Stadtchef, „der die Partei fest im Griff hat“, lieber als beispielsweise ein „Fritz Vahrenholt, der auf den ersten Blick wirtschaftsfreundlicher erscheinen mag, aber nicht so durchsetzungsfähig wäre“. Ähnliches gilt Mirow, der „in der zweiten Reihe“besser aufgehoben sei.
Neben einigen Fragezeichen bei dem rot-grünen Kurs in Sachen Verkehr und Innere Sicherheit sorgt sich die Kammer allerdings vor allem um eins: „Einen derart engen Kontakt, wie es ihn zu Henning Voscherau gab, werden wir zu Runde nicht haben.“Aber die „informellen Kontakte seien natürlich längst aufgebaut. Denn eines soll auch künftig gelten: „Wir werden weiter Einfluß auf die Politik nehmen.“ fm
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen