Besetztes Sowi-Institut der HU: Halber Vorhang
Holm bleibt – und die Besetzer geben drei Seminarräume zurück. Doch ihre Aktion ist noch nicht beendet. Jetzt geht es um mehr.
„Da liegen noch ein paar Socken und Jacken drin“, sagt einer von ihnen gerade am Infopunkt der widerständigen Studis. Die müssten noch raus, dann werde eine Reinigungsfirma beauftragt. Er wirkt zufrieden.
Die BesetzerInnen haben ganze Arbeit geleistet, ihre Requisiten eingesammelt, Tische und Stühle ordentlich angeordnet, gefegt. Nur an den Wänden zeugen noch Plakate und Tags von den Wochen des Alternativprogramms. Schon am Dienstag sollen hier wieder normale Lehrveranstaltungen stattfinden.
Im kleinen vom Treppenhaus umgebenen Innenhof sitzen drei Besetzerinnen auf einer Couch. Mit der Rücknahme der Entlassung von Andrej Holm sei zwar ihr Ursprungsziel erfüllt, sagt eine Studentin, „jetzt geht es aber um die Forderungen, die während der Besetzung entstanden sind“. In den weiterhin gehaltenen Räumen wollen sie für die „soziale Stadt eintreten, gegen „prekäre Arbeitsbedingungen“ an der Uni, für „Herrschaftskritik“.
In ihrer kleinen Runde stößt der Teil-Rückzug auf wenig Gegenliebe. Zu sehr ist ihnen das Institut zum Zuhause geworden. Und es ermöglicht ihnen, die Welt ein Stück besser zu machen. Zwei Obdachlose, deren Hab und Gut am Wochenende unter der nahen S-Bahn-Brücke weggeräumt wurde, haben nun Platz in der Ecke vor dem Kaffeeautomaten gefunden. Sie spielen Karten.
Und dennoch: Das Ende der Besetzung hat begonnen. Einen tröstlichen Hinweis gab Andrej Holm ihnen am Samstag selbst. Laut dem Twitter-Kanal der „Holm bleibt“-Kampagne sagte er auf der BesetzerInnen-Versammlung: „Eure Selbstorganisation bleibt euch in jedem Fall erhalten.“
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