Bernd Pickert über die jüngsten Ausfälle des US-Präsidenten: Erschreckende Trump-Szenarien
Man stelle sich vor, die Welt stehe inmitten einer internationalen Krise. Was beschlossen und getan würde, könnte zu einer direkten Konfrontation militärischer Großmächte führen. Zu allem Überfluss regiere im Weißen Haus in Washington ein Präsident, der gerade von der Justiz seines Landes mit seiner eigenen skandalösen Vergangenheit konfrontiert würde und sein eigenes Justizministerium und die Bundespolizei der unfairen Hexenjagd bezichtige.
Okay, noch eins drauf: Stellen wir uns weiterhin vor, gerade einen Tag zuvor habe ein neuer nationaler Sicherheitsberater seine Tätigkeit aufgenommen, der internationale Diplomatie und das Völkerrecht verachtet und in der Vergangenheit stets US-Militäreinsätze zur Problemlösung propagierte, ungeachtet der katastrophalen Folgen. Wenn wir das Szenario übertreiben wollen, könnte auch noch der UN-Sicherheitsrat durch grundlegende Meinungsverschiedenheiten und gegenseitige Anschuldigungen mehrerer Vetomächte blockiert sein.
Die Vorstellung erschreckt, aber nichts davon ist ausgedacht. US-Präsident Donald Trump wollte sich am Montag eigentlich mit seinen Ministern und Generälen treffen, um seine „harte und entschiedene Antwort“ auf den mutmaßlichen Giftgasangriff des syrischen Regimes auf die Stadt Douma zu debattieren. Stunden vorher durchsuchten Bundesermittler die Räume von Trumps persönlichem Anwalt, und der US-Präsident schäumte und schoss vor Generälen, Ministern, seinem neuen Sicherheitsberater John Bolton und der Presse gegen die eigenen Justizbehörden.
Welche Entscheidung auch immer dieser Tage in der Syrienfrage getroffen wird, zwei Dinge scheinen sicher: Sie wird getroffen werden, bevor die Sachlage rund um den mutmaßlichen Giftgasangriff wirklich geklärt ist. Und sie wird vonseiten der Trump-Regierung mindestens so stark innen- wie außenpolitisch motiviert und in ihren Konsequenzen nicht durchdacht sein. Darunter leiden werden allerdings andere.
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