piwik no script img

Bernd Pickert über das gefangenenlager GuantánamoObama ist gescheitert

Barack Obama wird es nicht mehr schaffen, das Gefangenenlager auf dem US-Stützpunkt Guantánamo noch während seiner Präsidentschaft zu schließen. Dabei war die Unterzeichnung eines entsprechenden Dekrets seine allererste Amtshandlung gewesen, nachdem er im Januar 2009 den Eid abgelegt hatte.

Mit der jüngsten Freilassung von 15 Gefangenen in die Vereinigten Arabischen Emirate ist die Belegung von Guantánamo immerhin von 242 bei Obamas Amtsantritt auf jetzt 61 Gefangene gesunken. 20 weitere dürften in den nächsten Wochen Guantánamo verlassen.

So setzt Obama seinen Weg fort, technisch zu erreichen, was politisch nicht durchzusetzen ist. Alle Versuche, das Lager aufzulösen und die Gefangenen auf das US-amerikanische Festland zu verbringen, sind an der republikanischen Mehrheit im Kongress gescheitert.

Von den 41 Gefangenen, für die kein Freilassungsbeschluss vorliegt, sind nur 3 von den Militärkommissionen verurteilt worden, gegen 7 läuft ein Prozess, gegen 17 soll es noch einen geben. 14 Gefangene laufen unter dem Label „unbegrenzte Gefangenschaft“, obwohl ihnen kein Prozess gemacht werden soll, keine konkreten Taten zur Last gelegt werden. Das spricht jedem Rechtsempfinden Hohn. Die unter George W. Bush verordnete Nichtachtung diverser Menschenrechte im „Krieg gegen den Terror“ besteht de facto fort.

Obamas Strategie, mit begrenzten US-Streitkräften vor Ort, dafür aber mehr Drohnenangriffen den Krieg weiterzuführen, sorgt für weniger neue Gefangene – nicht aber für mehr Rechtssicherheit. An der selbst gestellten Aufgabe, die USA zurück zum Respekt vor Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten zu bringen, ist Obama kolossal gescheitert. Besserung ist nicht in Sicht. Mit Guantánamo würde, selbst wenn das doch noch passieren sollte, ein Symbol geschlossen, aber noch nicht ein unrühmliches Kapitel.

Ausland

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen