Berliner Wochenkommentar I: Geht es nur um das Symbol?

Teile der Grünen üben Kritik an E-Bussen: Die Technologie sei einfach noch nicht so weit, um wirklich ökologisch zu sein.

Beim E-Mobility-Hauptstadttag vorgestellt: neuartige Aufladung eines E-Busses von oben. An den Problemen, die die Batterien der Fahrzeuge machen, ändert das allerdings nichts Foto: dpa

Wahrscheinlich werden sie es durchwinken: Auf dem Landesparteitag der Grünen am Samstag stellt der Landesvorstand einen Antrag zum Thema „Saubere Mobilität“ zur Abstimmung – und darin die Forderung, Berlins öffentliche Busflotte so schnell wie möglich zu elektrifizieren. Am Ende liefe das auf die Anschaffung von fast 1.500 batteriebetriebenen Bussen und der dazugehörigen Ladeinfrastruktur hinaus.

Ganz so schnell geht ein Systemwechsel wie dieser natürlich nicht über die Bühne, aber es handelt sich um eine Grundsatzentscheidung, die von den grünen (bzw. Grünen-nahen) Senatorinnen Ramona Pop und Regine Günther ohnehin schon vorangetrieben wird. Der Aufsichtsrat der BVG, dem Pop vorsitzt, hat bereits grünes Licht für eine erste Charge von 45 E-Bussen gegeben. Pop selbst verkündete unlängst auf dem E-Mobility-Hauptstadt-Tag, sie wolle bis Ende der Legislaturperiode schon 120 E-Busse fahren sehen.

Das Problem dahinter wird nur von kleinen Fachgruppen bei den Grünen und mittlerweile auch der SPD benannt: Batteriebetriebene Busse mögen die Zukunft sein – die Frage ist nur, wann diese Zukunft beginnt. „Jetzt“ klingt als Antwort natürlich schick. Aber die Sach­argumente der KritikerInnen lassen sich nicht so einfach vom Tisch wischen: Nicht nur sind Batterien in dieser Größenordnung heute noch verdammt teuer, sie sind auch verdammt schwer, wenig zuverlässig und verbrauchen Unmengen an seltenen Rohstoffen. Gesicherte Erkenntnisse gibt es weder zu ihrer umweltgerechten Entsorgung noch zum CO2-Fußabdruck, den ihre Herstellung und ihr Handling hinterlassen.

Einmal tief durchzuatmen und ergebnisoffen auch über ökologische Alternativen à la Brennstoffzelle oder (Bio-)Gas nachzudenken, würde Rot-Rot-Grün schmücken. Aber offenbar brauchen gerade die Grünen und Senatorin Günther eine symbolträchtige Maßnahme im Bereich Mobilität. Beim fahrradgerechten Stadtumbau werden viele schon wieder ungeduldig, weil so wenig Sichtbares geschieht, und die neuen Tempo-30-Abschnitte an Hauptstraßen sind – bislang jedenfalls – für die meisten Autofahrer eine Lachnummer sind.

All das kann und sollte kein Grund sein, sich einer sachlichen Debatte zu verweigern. Mal sehen, ob es auf dem Grünen-Parteitag dazu kommt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.