Berliner Verkehrssenatorin in Kritik: Schreiners neueste Baustelle
Die CDU-Verkehrssenatorin weist im Parlamentsausschuss Vorwürfe zurück, sie wolle eine zentrale Stelle parteipolitisch vergeben. Das Vergabeverfahren sei vielmehr „ein sehr gutes“.
Selten hat eine Personalie auf der dritten Führungsebene die Landespolitik derart beschäftigt. Bei der Stelle geht es nicht um ein Senats-, also Ministeramt, oder um eine Staatssekretärin, sondern um eine Abteilungsleitung für die Berliner Verkehrspolitik. Die war schon ausgeschrieben, als noch die Grüne Bettina Jarasch Verkehrssenatorin war. Laut Schreiner wurde das Verfahren nicht von ihr, sondern von Jarasch und noch kurz vor der Wiederholungswahl im Februar gestoppt. Die Ausschreibungsunterlagen im Juni zu aktualisieren, sei „ein normaler Vorgang“ gewesen.
Zentrale Punkte dabei: Zum einen sind einschlägige Erfahrungen im Bereich Verkehr nicht mehr erforderlich, wohl aber nun Erfahrung in Ministerien. Aus Grünen-Sicht schneiderten Schreiner und ihre zuständige Staatssekretärin die Ausschreibung damit passend für eine Ex-Abteilungsleiterin im damals CDU-geführten Bundeswirtschaftsministerium zu. Die arbeitete zuvor im Bundestag für den heutigen CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann.
In früherer Berichterstattung taucht sie als „verlängerter Arm der Energiewendegegner“ auf, weil sie sich für größere Abstandspflichten für Windkraftanlagen starkgemacht haben soll. Darauf baute Grünen-Fraktionschef Graf die Bezeichnung „Dark Voldemort“ auf. Dass er von „Dark“ und nicht wie in der literarischen Vorlage der Autorin J.K. Rowling von „Lord Voldemort“ sprach, erklärte Graf am Dienstag gegenüber der taz mit einer nicht vertieften Kenntnis der Harry-Potter-Bücher.
Mit der Debatte über die Stellenbesetzung ist für Senatorin Schreiner neben den vielen echten Baustellen der Stadt aktuell ihre dritte persönliche entstanden: Parallel zum Besetzungszoff treibt die CDU-Fraktion höchst umstrittene Gesetzesänderungen am Mobilitätsgesetz zu Lasten des Radverkehrs voran, die Schreiner schon im Juni ankündigte. Und nach Plagiatsvorwürfen will die Uni Rostock bis zum nächsten Frühjahr klären, ob sie ihren Doktortitel in Jura behalten darf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos