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Berliner TV-Serie „Para“Einmal Para machen

Kämpfen für ein gutes Leben zwischen Abitur und Dealerei: Eine neue Serie zeigt, dass diese oft erzählte Zerrissenheit nicht nur ein Männerthema ist.

Protagonistinnen von „Para“: Fanta, Hajra, Rasaq und Jazz (v. l. n. r.) Foto: Pascal Bünning/Warner Media

Das Wort „Para“ bedeutet auf Türkisch Geld und hat einen ziemlich geilen Klang, wenn man das „R“ auch rollt. Dass es mittlerweile Eingang in die deutsche Sprache gefunden hat, liegt an deutschen Dichtern und Denkern wie dem Rapper Haftbefehl.

„Para“ ist heute popkultureller Code, mit dem man sich gerne auch dann schmückt, wenn man selbst immer genug davon hatte, heute, wo Rap so erfolgreich ist und auch in den Feuilletons als Kunst anerkannt wird. Für viele Menschen hat das Wort jedoch immer noch eine unangenehme Note, es steht für Existenzkampf, Probleme, aber auch Hoffnung.

Davon erzählt die TNT-Serie „Para“, die am Donnerstag Premiere feiert: Vier junge Frauen aus dem Berliner Wedding, die einfach ein okayes Leben haben wollen, so mit Familie, Freunden, Arbeit und Spaß, kämpfen gegen ihr soziales Schicksal an, und geraten dabei in noch größere Probleme. Hajra (Soma Pysall) wurde gerade aus dem Jugendarrest entlassen, ihr Vater ist krank, ihre Mutter setzt sie wegen ihres Lebensstils unter Druck, sie träumt von einer Ausbildung und wird von rassistischen Ladendetektiven angepöbelt.

Rasaq (Roxana Samadi) arbeitet als Zahnärztinassistentin und möchte einen Mann heiraten, den ihre Eltern ihr vorgeschlagen haben, damit sie wegkommt von der Straße. Jazz (Jeanne Goursaud), deren Familie Hartz IV empfängt, möchte Tänzerin werden, jobbt aber noch in einer Bar. Fantas (Jobel Mokonzi) Mutter versucht die Familie als Verkäuferin und Reinigungskraft über Wasser zu halten, das gelingt ihr kaum, und Fanta, die kurz vor dem Abitur steht, muss neben dem lebensentscheidenden schulischen Druck aushelfen.

Einfach nehmen

Wenn eine von den vier Frauen das Wort Para ausspricht, hört sich das ziemlich cool an. Aber für sie ist es nicht nur ein Begriff aus einem HipHop-Track, sondern steht für einen Lebenskampf. Es passt gut, dass Rapper wie Haftbefehl Namensgeber dieser Serie sind, denn von ihnen kommt nicht nur dieser Name, sondern auch die Geschichte.

Sie geht so: Wenn uns dieses System nicht die Chance gibt, auf legalem Wege ein einigermaßen gutes Leben zu führen, nehmen wir uns das gute Leben eben auf illegalem Weg. Diese Option eröffnet sich den Frauen, als sie in der Wohnung eines bekannten Dealers, in die eingebrochen worden ist, Kokain finden, das die Einbrecher vergessen haben. Es beginnt ein Abwägen, ob dieser gefährliche Weg es wert ist, gegangen zu werden oder ob es nicht auch das bisschen Etwas kaputtmacht, das man sich mühevoll aufgebaut hat.

Hajra sagt: „Wir waren immer in der Scheiße, und hätten wir uns nie was gezockt, dann wäre es noch beschissener gewesen.“

Sie sagt: „Wollt ihr nicht mal was anderes?“

Sie fragt Rasaq: „Dein Vater arbeitet sich den Arsch ab in der Werkstatt, jeden verfickten Tag, man. Und ihr kommt gerade so durch. Und das soll gerecht sein?“

Hajra versucht auch die anderen zu überzeugen: „Einmal im Leben Para machen!“

Hundertfach wurde dieser Plot in Serien gesehen und in Tracks gehört. Aber an „Para“ ist neu, dass hier nicht die Typen ticken, boxen und ficken, sondern junge, durchsetzungsstarke und wütende Frauen, die sich über die Typen lustig machen, die sie boxen und ficken.

Nicht romantisieren

Das macht die Serie realistischer als bisherige Gangster-Serien wie „Dogs of Berlin“, „Skylines“ oder „4 Blocks“, wo Frauen primär als Partnerinnen von Gangstern erscheinen. An vorderster Front agieren sie höchstens auf der anderen Seite, auf der des Staates und der Polizei.

Dennoch schließt „Para“ ästhetisch und atmosphärisch an diese Vorbilder an, was auch daran liegen mag, dass die „4-Blocks“-Macher Quirin Berg und Max Wiedemann zum Produzententeam gehören. Özgür Yıldırım, bekannt durch das Hamburger Gangsterdrama „Chiko“ sowie die zweite und dritte Staffel von „4 Blocks“, führte die Regie.

Die Serie

„Para – Wir sind King“, sechs Episoden, Start 22. 4., TNT-Serie

Bei all diesen Formaten und auch bei „Para“ muss man schließlich aufpassen, die erzählten Geschichten nicht zu romantisieren. Die Tendenz dazu ist unbestritten da, denn am Ende haben die vier Freundinnen ja doch immer irgendwie ihren Spaß.

Außerdem geht es ganz grundsätzlich nicht darum, noch eine Serie und noch einen Track mehr über Armut zu haben, damit auch die Kids aus dem Grunewald mal in dieses harte Leben eintauchen können. Sondern es geht darum, den realen sozialen Gehalt dieser Geschichten in der Realität abzuschaffen.

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