piwik no script img

Berliner SzeneMänner mit Booten

Was Mütter über Männer zu wissen glauben - und sich am Telefon zu sagen wagen.

Ruderboot am sonnigen Strand von Göhren - ohne Mann. Foto: Wikimedia Commons / CC BY / pe-sa

Als ich in der Türkei lebte, telefonierte ich mal mit meiner etwas verzweifelten Mutter. Sie fürchtete, ich käme nie wieder zurück: „Hast du dich da verliebt?“ Ich hatte. Und wie. Es war problematisch, weil er kein ­Visum bekam.

Meine Mutter sagte: „Die Tochter einer Bekannten hatte ja mal einen Mann in der Türkei kennengelernt. Im Urlaub. Der hatte ein Boot, mit dem er Touristen herumfuhr. Der war erst total nett. Dann haben sie geheiratet. Dann war der gar nicht mehr nett …und der war ja Moslem.“

Darauf ich: „Ich kannte mal eine, die hat in Malta einen Mann kennengelernt, der hatte ein Boot, mit dem er Tauchtouristen rumfuhr. Der war sehr nett. Dann ist sie da hingezogen, sie haben geheiratet, dann war er nicht mehr nett. Der war Katholik.“

Als ich einige Tage später meiner Freundin davon erzählte, sagte sie: „Ich kannte mal eine, die hat einen Mann kennengelernt. Der war erst total nett, dann war der nicht mehr nett. Und der hatte noch nicht mal ein Boot.“

Aber vielleicht ein tolles Verhältnis zu seiner Mutter. So wie P.: Wir verbrachten ein erstes gemeinsames Wochenende am Badesee und hatten ein Ruderboot gemietet. Erst schwamm er, dann rief er seine Mutter an, und ich sprang ins kalte Wasser. Als ich zurückkam, telefonierte er noch immer. Ich versuchte, ins Boot zu kommen. Scheiterte. Entkräftet hing ich an der Bootskante und fror. Er machte Handzeichen, die bedeuteten: Gleich helfe ich!

Es dauerte. Vor Angst, unbemerkt zu ertrinken, nahm ich meine letzte Kraft zusammen, stemmte mich über die Kante, riss mir die Knie auf und glitt wie ein glitschiger Fisch ins Boot. Er zeigte verschämt auf meine Brust. Der Bikini war links verrutscht. So wie zum ­Stillen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!