Berliner Studierende debattieren über Bildungsprotest: Streik führt zum Streit

Die Besetzung des Audimax an der Technischen Universität Berlin sorgt für Kontroversen.

Streikende Studierende, hier an der Humboldt-Universität in Berlin Bild: dpa

Die Transparente sind deutlich: "Lebt und lernt radikal" oder "Heute ist nicht bildungsfrei, sondern freie Bildung" steht auf ihnen geschrieben. Das seit Donnerstagnachmittag besetzte Audimax der Technischen Universität (TU) ist vollgehängt mit solchen Parolen und Forderungen.

"Das war keine Überraschung für uns", sagt Jörg Steinbach, Vizepräsident der TU. Es sei nachvollziehbar, dass die Studierenden die Forderungen aus dem 1. Bildungsstreik im Juni weiterverfolgen. Doch so geschlossen und kämpferisch wie die Parolen wirken, ist die Stimmung im Audimax nicht. Gerade mal 150 von 27.000 Studierende haben sich zur Vollversammlung am Freitagmittag eingefunden, der Hörsaal ist nur halb voll. Das liege eben auch an den Studienbedingungen selbst, weiß Vizepräsident Steinbach. Und zeigt Verständnis für die StudentInnen: Viele, die Bafög erhalten, müssten ihre Leistungen nachweisen und gerieten durch die Besetzung unter Druck.

Die Raumaufteilung im Audimax ist klar - hinten sitzen die Skeptiker, vorne die Univerbesserer. "Werden hier nur Plakate aufgehängt, oder passiert tatsächlich mal was?", meckert ein Student hinten im Gang ins Mikrofon. Es gebe viele Erstsemester, die den Raum brauchten. "Warum gibt die Uni euch den größten?", fragt er. Zwar sei das Ziel der Aktion gut, die Besetzung selbst aber findet er "lächerlich". Von den hinteren Plätzen gibt es verhaltenen Applaus. Andere wollen diese Kritik nicht hören. "Jaja, mach doch besser", kontert der Moderator.

Anerkennendes Lob für die Besetzung gibt es allerdings von einem kolumbianischen Gaststudenten: "Ich bewundere euer Demokratieverständnis. In Kolumbien hätte ich Angst, aus einer besetzten Uni nicht lebend rauszukommen." Hier könne man seine Meinung äußern, dort gebe es sofort "Blut und Steine". Er erhält Applaus von allen.

JAN MOHNHAUPT

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